Als Schiedsrichter Daniel Siebert vergangene Saison an diesem nasskalten Novemberabend in der WWK-Arena die Partie zwischen dem FC Augsburg und dem FC Bayern München abpfiff, da schien der Wendepunkt in der neuen Ära Markus Weinzierl eingeleitet. 2:1 hatte er mit seinem Team in einem begeisternden Kampf den Tabellenführer aus der Landeshauptstadt besiegt und sich nach dem zwölften Spieltag auf Tabellenplatz 15 vorgearbeitet.
Mads Pedersen mit einem fulminanten Schuss (23.) und André Hahn mit einem Kopfball (35.) hatten den FCA 2:0 in Führung gebracht, der schnelle Gegentreffer von Robert Lewandowski (38.) nützte den Bayern am Ende nichts. Die FCA-Fans unter den 26.000 Zuschauern, mehr waren aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht zugelassen, feierten ihr Team. Und Weinzierl. Zum dritten Mal als FCA-Trainer hatte er den übermächtigen Nachbarn besiegt. Genützt hat ihm dies aber nichts. Nach der Saison trennten sich die Wege des 47-Jährigen und des FCA.
FCA konnte nur unter Weinzierl gegen die Bayern in der Bundesliga gewinnen
Weder Jos Luhukay, Dirk Schuster, Manuel Baum, Martin Schmidt noch Heiko Herrlich war nach dem Bundesliga-Aufstieg ein Erfolg gegen den FC Bayern gelungen. Es ist bisher sein Alleinstellungsmerkmal. Ob das Weinzierl-Nachfolger Enrico Maaßen an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der ausverkauften WWK-Arena ändern kann? Ob er sich Anleihen an der Erfolgstaktik von Weinzierl nimmt?
Der hatte auf ein 4-4-2-System mit einer Doppel-Sechs gesetzt. Gumny, Gouweleeuw, Oxford und Iago bildeten die Abwehrreihe, davor agierten Caligiuri, Dorsch, Maier sowie Pedersen und vorne Zeqiri und Hahn. Der FCA zeigte sich von seiner besten Seite: Mutig, mit viel Einsatz, mit vielen Kanten, an denen sich die Bayern-Stars viele blaue Flecken holten, und mit einem unbändigen Willen gelang die Überraschung.
Welche Taktik wählt FCA-Trainer Enrico Maaßen gegen den FC Bayern?
Gut möglich, dass Maaßen auf ein ähnliches System baut, um die Bayern-Offensivkraft in den Griff zu bekommen. In seine Karten ließ sich der 38-jährige Maaßen vor seinem ersten Bundesliga-Duell mit den Bayern nicht schauen. Er will seine Trümpfe erst eine Stunde vor dem Anpfiff, wenn die Aufstellung bekannt gegeben wird, auf den Tisch legen. Was den Sieg im November so wertvoll machte, waren nicht nur die nicht eingerechneten Punkte, sondern auch die Tatsache, dass der Bayern-Trainer seine beste Elf auf den Rasen geschickt hatte.
Das war bei den beiden Erfolgen zuvor nicht der Fall. In der Saison 2013/14 hatten die Bayern vor dem 5. April 53 Mal in Folge nicht verloren, standen schon als Meister fest, doch zwischen den beiden Champions-League-Spielen im Viertelfinale gegen Manchester United bot Trainer Pep Guardiola „nur“ eine B-Elf auf.
Sascha Mölders (jetzt TSV Landsberg) nutzte die Chance und erzielte in der 31. Minute das Tor des Tages. Wenigstens erreichten die Bayern mit einem 3:1-Sieg (Hinspiel 1:1) das Champions-League-Halbfinale.
FCA-Stürmer Raul Bobadilla überwindet Bayern-Torhüter Manuel Neuer
13 Monate später, am 9. Mai 2015, war die Konstellation ähnlich. Der FCA war am 32. Spieltag, Bayern war schon wieder mal Meister, wie ein schneller Hotdog zwischen die beiden Duelle des FCB gegen den FC Barcelona gequetscht, erwies sich aber als schwer verdaulich. Weinzierl setzte auf dem Weg in die Europa League auf ein 4-2-3-1. Bayern-Torhüter Pepe Reina hatte früh nach einer Notbremse Rot gesehen, Paul Verhaegh scheiterte aber mit dem Elfmeter am eingewechselten Manuel Neuer.
Doch in der 71. Minute schlug Raul Bobadilla (jetzt FC Schaffhausen) zu und erzielte den 1:0-Siegtreffer. Es sollte für die Bayern noch schlimmer kommen. Drei Tage später schieden die Bayern gegen Barcelona trotz eines 3:2-Sieges nach einem 0:3 im Hinspiel im Halbfinale aus.
Enrico Maaßen verliert mit Rödinghausen im Pokal gegen den FC Bayern
Diesmal geht es nach dem Spiel direkt in die Länderspielpause. Dort spielt der FCA am Donnerstag (18 Uhr) im Rosenaustadion gegen Austria Lustenau. Karten gibt es dafür vor dem Bayern-Spiel an der Tageskasse. Maaßen wird in seiner Aufstellung auf den internationalen Vergleich aber sicher keine Rücksicht nehmen. Übrigens, er hatte schon einmal das Vergnügen mit den Bayern. In der zweiten DFB-Pokal-Runde 2018 war er als Cheftrainer des Viertligisten SV Rödinghausen auf die Münchner getroffen. Er verlor mit seinem Team knapp 1:2. Damals setzte der Taktikfuchs auf ein 3-4-3-System. Vielleicht auch eine Option.
Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit dem neuen FCA-Präsidenten Markus Krapf an: