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FC Augsburg: Demirovic gegen Gregoritsch: Ein Tauschgeschäft mit lauter Gewinnern

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Demirovic gegen Gregoritsch: Ein Tauschgeschäft mit lauter Gewinnern

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    Ermedin Demirovic hat sich beim FCA zu einem Führungsspieler entwickelt.
    Ermedin Demirovic hat sich beim FCA zu einem Führungsspieler entwickelt. Foto: Eduard Martin, dpa

    Es waren am Mittwochabend nicht einmal zehn Minuten gespielt, als die Fußballprofis von Borussia Mönchengladbach die Entschlossenheit von Ermedin Demirovic zu spüren bekamen. Zuerst eroberte sich der 24-jährige Offensivakteur im Mittelfeld mit einer mutigen Grätsche gegen Julian Weigl den Ball, dann schickte er Mergim Berisha mit einem genauen Pass auf die Reise. Nur Borussen-Torhüter Jonas Omlin verhinderte da den Führungstreffer des FC Augsburg.

    Beim Siegtreffer in der 82. Minute von Berisha war der Schweizer Last-Minute-Neuzugang im Gladbacher Tor dann machtlos. Der Kunstschuss des FCA-Stürmers war unhaltbar. Und auch dort spielte Demirovic eine entscheidende Rolle. Denn er hatte Berisha in der Sturmspitze gegen Nico Elvedi freigeblockt.

    Enrico Maaßen lobt die Entwicklung von Ermedin Demirovic

    Demirovic wirkte gegen die Gladbacher wie ein aufgeladenes Duracell-Männchen, war hinten, im Mittelfeld und vorne zu finden. Am Ende war der Bosnier über elf Kilometer gelaufen, hatte fünf Torschussvorlagen vorbereitet, keinen Zweikampf gescheut, wenn auch nicht alle gewonnen, und auf seiner linken Seite auch Außenverteidiger Mads Pedersen immer wieder unterstützt. „Das hat er heute hervorragend gemacht, er ist ein toller Charakter, zieht die Jungs mit, hat sich hier brutal entwickelt“, lobte dann auch Trainer Enrico

    Denn bisher war Demirovic nicht als Arbeitstier in allen Winkeln des Spielfeldes bekannt, sondern als Torjäger: sechs Treffer hat er in der nun abgeschlossenen Vorrunde erzielt. Doch das reichte Maaßen nicht: „Es gab schon das eine oder andere Spiel auf der linken Seite, wo wir offen waren, als er dort gespielt hat. Ich habe zu ihm gesagt, wenn du dort spielst, dann musst du zurück. Das ist das Allerwichtigste.“

    Demirovic hat das verinnerlicht: „Ich will mit der Mannschaft so viele Spiele wie möglich gewinnen, und das geht nur gemeinsam. Wenn ich eine Position spiele, wo ich viel verteidigen muss, dann mache ich das auch. Weil die Mannschaft über allem steht. Da muss man auch mal in den sauren Apfel beißen und mehr verteidigen als sonst. Aber das tut nicht weh, sondern macht noch mehr Spaß“, erzählte er abgekämpft nach dem Spiel in der Mixed-Zone.

    Rückkehr in das Stadion des SC Freiburg

    Er stand dort stellvertretend für den Willen aller FCA-Spieler, am letzten Vorrundenspieltag die Erfolglos-Serie von acht Spielen ohne Sieg zu beenden. Bei der 3:4-Niederlage in Dortmund waren sie schon nahe dran. „So eine Niederlage tut weh, aber man sieht im jeden Spiel, dass die Mannschaft richtig gut und richtig heiß ist, Spiele zu gewinnen“, berichtete er aus dem Innenleben der Mannschaft. „Für uns haben gegen Gladbach zu Hause nur drei Punkte gezählt, kein Unentschieden, wir wollten einfach gewinnen. Ich denke, die Entschlossenheit hat man einfach gesehen.“ Vor allem bei Demirovic. Für ihn und seine Kollegen soll das Ende der Vorrunde ein Neustart für die Rückrunde sein, die am Samstag (15.30/Sky) beim SC Freiburg beginnt.

    Dafür sorgte die vorgezogene Winterpause mit viel Zeit zum Training und zum Einkaufen. Die fünf Neuzugänge haben dem FCA gutgetan. Findet auch Demirovic: „Wir haben super Verstärkungen bekommen. Es sind Spieler, die einfach Bock haben, an dem Strang mitzuziehen. Die Jungs sind ja noch nicht lange da. Aber Respekt, wie sie sich einfügen und mitziehen. Das spricht auch für uns als Mannschaft, dass man ihnen so schnell das Gefühl gibt, dass sie ein Teil der Familie sein können.“

    Eine sportliche Familie – die scheint Demirovic beim FCA endlich gefunden zu haben. Privat musste er nie auf die Suche gehen. In Hamburg geboren, wuchs er in einem engen Familienverbund mit tiefen Wurzeln in Bosnien-Herzegowina auf. Aber schon mit 16 ging er auf die Suche nach einer sportlichen Heimat. Es wurde eine lange Reise. Im Nachwuchsleistungszentrum des HSV wollten sie ihn nicht mehr, er wechselte ins NLZ von RB Leipzig. Dort dasselbe Spiel. Doch Demirovic gab nicht auf. Es ging es weiter nach Spanien, dann nach Frankreich, zurück nach Spanien, in die Schweiz nach St. Gallen und von dort im Sommer 2020 in die Bundesliga zum SC Freiburg. Demirovic schien angekommen. Doch so richtig warm wurden der extrovertiert wirkende Demirovic, der keinen Alkohol trinkt, dafür aber schnelle Autos und Mode liebt, und der väterlich strenge Trainer Christian Streich nicht. Demirovic kam über die Rolle des Jokers selten hinaus. 

    Michael Gregoritsch geht nach Freiburg

    Im Sommer 2022 kam es dann zu einem ablösefreien Tauschgeschäft zwischen dem FCA und dem SC Freiburg. Der unzufriedene Demirovic kam zum FCA, der unzufriedene Michael Gregoritsch ging zum SC Freiburg, obwohl er mit sieben Toren in der Rückrunde maßgeblich zum Klassenerhalt des FCA beigetragen hatte. 

    Michael Gregoritsch, hier in Aktion gegen Frankfurts Tuta, ist aus der Elf des  SC Freiburg nicht mehr wegzudenken.
    Michael Gregoritsch, hier in Aktion gegen Frankfurts Tuta, ist aus der Elf des SC Freiburg nicht mehr wegzudenken. Foto: Tom Weller, dpa

    Aber nach einigen Höhen und noch mehr Tiefen wollte der Österreicher eine Luftveränderung. „Der Vertrag von Gregerl hatte noch ein Jahr Restlaufzeit, er wollte nicht verlängern, da hat sich das angeboten. Demirovic hatte in Freiburg weniger Spielzeit, als ihm lieb war, und wir haben ihn seit Jahren irgendwo auf dem Schirm“, erklärt FCA-Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter den Transfer, der dann recht kurzfristig über die Bühne ging. „Alle profitierten davon: Zwei Spieler, die sich auf eine neue Aufgabe freuen, zwei Clubs, die die Jungs mit offenen Händen aufnehmen. Es war eine klassische Win-win-Situation.“

    Doch danach sah es zunächst gar nicht aus. Michael Gregoritsch erzielte beim 4:0-Auftaktsieg des SC Freiburg in der WWK-Arena gleich einen Treffer, Demirovic enttäuschte. Gregoritsch blühte unter Christian Streich auf, setzte mit Freiburg zum Höhenflug an und sorgte selbst mit sechs Treffern für genügend Auftrieb. Auch Demirovic erzielte für den FCA sechs Tore. Dennoch blieb man im Tabellenkeller stecken.

    Duell der Top-Torjäger: Demirovic gegen Gregoritsch

    Jetzt kommt es am Samstag wieder zum Duell der beiden Torjäger. „Beide Spieler sind für ihre jeweiligen Teams absolute Schlüsselspieler“, erläuterte der FCA-Coach. Maaßen, schon aus Altersgründen ein ganz anderer Typ als Streich, scheint den Zugang zu Demirovic gefunden zu haben. In Freiburg nur Teilzeitarbeiter, trug Maaßen Demirovic hier Verantwortung auf, berief ihn in jedem Vorrundenspiel in die Startelf. In die Rolle des Führungsspielers musste Demirovic aber erst hineinwachsen. Maaßen sagt: „Ich hatte nach zwei Wochen das Gefühl, dass er alle integriert, weil er so zugänglich ist. Aber er musste auch, wie einige andere Jungs hier, erst lernen, voranzugehen.“ Dieser Lernprozess ist abgeschlossen. Es ist aber noch ein fragiles Gebilde.

    Angesprochen auf die Unterschiede zwischen Freiburg und Augsburg, sagte Demirovic: „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, wie es in Freiburg war, sondern konzentriere mich auf Augsburg.“

    Vielleicht nimmt er sich ja auch an Florian Niederlechner ein Vorbild. Der kam im Sommer 2019 für 2,5 Millionen Euro Ablöse von Freiburg zum FCA. Dafür wechselte Jonny Schmidt für vier Millionen Euro zurück in den Breisgau. Und was machte Neu-Herthaner Niederlechner damals bei seiner Rückkehr mit dem FCA nach Freiburg? Er erzielte im September 2019 gleich mal den 1:1-Endstand.

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