Es schien, als könnte Mergim Berisha in diesem Frühjahr in der Bundesliga nichts stoppen. In der 32. Minute hatte er am 1. April den FC Augsburg mit seinem neunten Saisontreffer beim VfL Wolfsburg 2:0 in Führung gebracht. Nicht einmal eine Woche zuvor hatte er beim 2:0-Testspielsieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Peru sein Debüt gegeben. Es lief also für den 25-jährigen Augsburger Shootingstar.
FCA-Stürmer Mergim Berisha reißt sich gegen den VfL Wolfsburg ein Innenband an
Doch dann kam die 50. Minute. In einem Zweikampf mit Ridle Baku knickte Berisha mit dem rechten Sprunggelenk um. Berisha spielte zunächst weiter, musste in der 70. Minute aber ausgewechselt werden. Wie sich im MRT später herausstellte, hatte er sich dabei das Innenband angerissen.
Dass er mit dieser Verletzung drei Monate später an diesem Donnerstag den Saisonauftakt des FC Augsburg verpasst, hätte damals wohl niemand gedacht. Die Verletzung wurde konservativ behandelt, Berisha musste vier Spiele pausieren. Beim wichtigen 1:0-Heimsieg gegen Union Berlin gab er in den letzten fünf Minuten sein Comeback. Richtig fit wirkte er nicht. Er hatte Probleme mit dem engen Tapeverband, der dem Sprunggelenk Halt geben sollte. Der Knöchel machte weiter Probleme. In Bochum spielte er schwach, er wurde beim 2:3 in der 68. Minute ausgewechselt und auch beim 0:3 gegen Dortmund blieb er nach seiner Einwechslung blass.
"Mergim war im Saisonfinale eigentlich nie zu 100 Prozent schmerzfrei, wollte aber der Mannschaft unbedingt helfen und hat alles versucht. Nach dem Spiel gegen Dortmund stellte man dann beim MRT fest, dass das Innenband noch nicht verheilt ist", erzählt Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter drei Monate später.
Dass Berisha nicht einmal 24 Stunden nach dem Dortmund-Spiel seiner Freundin im Standesamt von Leinfelden das Ja-Wort gab, sei abgesprochen gewesen. Reuter: "Der Montag war ja trainingsfrei und eigentlich wäre er direkt nach der Saison zur Nationalmannschaft gefahren."
Eigentlich. Anstatt Saisonfinale mit dem FCA und Länderspiele gegen Ukraine, Polen und Kolumbien hieß es für Berisha erst einmal Zwangspause und dann harte Reha-Maßnahmen, auch im Urlaub.
Mergim Berisha absolviert seine Reha vor allem in München
Er arbeitet dabei intensiv in München mit Doktor Jochen Hahne zusammen, der zur medizinischen Abteilung der Nationalmannschaft gehört. "Seine Reha ist mit unserer medizinischen Abteilung genau abgesprochen", erklärt Reuter. Der Heilungsprozess geht voran, doch nicht so schnell wie erwartet. "Jetzt hat man neue Aufnahmen gemacht und dann entschieden, dass es Sinn macht, ihm noch weiter Zeit zu geben."
Wenn alles optimal läuft, hofft Reuter, dass Berisha im Trainingslager in Schladming zurückkehrt, doch er rechnet "eher direkt nach dem Trainingslager" mit ihm.
Ob Berisha auch in der kommenden Saison für den FCA auf Torejagd gehen wird, steht aber in den Sternen. Zwar hat der FCA schon kurz nach dem Saisonfinale die Kaufoption für den gebürtigen Berchtesgadener gezogen und vier Millionen Euro an Fenerbahce Istanbul überwiesen. Dass Berisha den FCA eher als Sprungbrett als als Dauerperspektive sieht, war den FCA-Verantwortlichen schon bei der Leihe klar. "Dass Mergim vielleicht direkt nach seiner Leihe den nächsten Schritt gehen könnte, war im Grunde schon bei seiner Ausleihe ganz offen angesprochen", sagt Reuter. "Für uns war wichtig, dass er bei uns einen langfristigen Vertrag über vier Jahre unterschreibt, wenn wir die Kaufoption ziehen. Danach sind wir für alles offen. Uns wird nachgesagt, wir würden Spieler blockieren. Das stimmt nicht."
Der Marktwert von Mergim Berisha ist durch die Verletzung gefallen
Doch die Ablösesumme muss stimmen. Zwischen zwölf und 20 Millionen Euro soll sie liegen. Tendenz nach der Verletzung: eher nach unten. "Über Zahlen spreche ich nicht. Wenn es für alle Parteien Sinn macht, dann werden wir uns, wenn es so weit sein sollte, auch einig", lässt sich Reuter nicht in die Karten schauen.
Noch halten sich die Bewerber bedeckt. Wolfsburg soll interessiert sein, auch italienische Vereine. "Es gibt die Gerüchte, aber noch kein konkretes Angebot. Mit uns hat noch kein Vereinsvertreter gesprochen. Sobald etwas auf dem Tisch liegt, setzen wir uns zusammen", sagt Reuter. Der Weltmeister von 1990 ist entspannt. Er und Michael Ströll, der kaufmännische Geschäftsführer, gelten als harte Verhandlungspartner. "Die Transferphase beginnt ja erst noch. Langsam kommt Bewegung in den Markt. Die ersten großen Transfers werden gerade getätigt und dann sehen wir weiter. Wir sehen das ganz entspannt. Wir sind gesprächsbereit. Passiert nichts, ist Mergim ein Spieler des FC Augsburg."
Dion Beljo oder Ermedin Demirovic könnten die Lücke schließen
Darauf verlässt man sich beim FCA nicht. Der Berisha-Abgang wird bereits durchgespielt. Intern traut man Dion Beljo oder auch Ermedin Demirovic zu, die Lücke zu schließen. Zudem war der FCA schon auf dem Transfermarkt aktiv. Sven Michel wurde von Union Berlin verpflichtet.
FCA gibt die Verpflichtung von Masaya Okugawa bekannt
Am Mittwoch gab der FCA den Transfer von Masaya Okugawa bekannt. Der 27-jährige Japaner kommt ablösefrei von Arminia Bielefeld und erhält einen Drei-Jahres-Vertrag.
Zudem soll der FCA kurz vor der Verpflichtung von Philipp Tietz (SV Darmstadt 98) stehen. Reuter: "Er ist ein sehr interessanter Spieler."
Kontakt zu Marco Richter von Hertha BSC
Und dann hat der FCA sogar beim verlorenen Sohn Marco Richter angeklopft. Der 25-Jährige hatte den FCA im Sommer 2021 Richtung Hertha BSC verlassen, musste aber jetzt mit den Berlinern absteigen. Reuter bestätigt: "Wir haben uns erkundigt, weil Marco bei uns ein hohes Ansehen genießt. Aber das ist noch einmal eine andere Größenordnung."