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FC Augsburg: Darum wurde Florian Niederlechner als Kind zum Löwen-Fan

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Darum wurde Florian Niederlechner als Kind zum Löwen-Fan

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    FCA-Stürmer Florian Niederlechner war früher Fan des FC Bayern - das änderte sich aber nach einem Kick mit Freunden aus der Nachbarschaft.
    FCA-Stürmer Florian Niederlechner war früher Fan des FC Bayern - das änderte sich aber nach einem Kick mit Freunden aus der Nachbarschaft. Foto: Ulrich Wagner

    Sie sind zwar im Kreiskrankenhaus in Ebersberg geboren, aufgewachsen sind Sie aber in der Gemeinde Hohenlinden. Stimmt das so?

    Florian Niederlechner: Genau, so ist es. Hohenlinden ist ungefähr zehn Kilometer von Ebersberg entfernt.

    Hier, 30 Kilometer von München entfernt in Oberbayern, gibt es als Fußball-Fan nur eine Wahl: Rot oder Blau, Bayern oder 1860 München?

    Niederlechner:  Ja, das war früher einfach so. Bei mir in der Familie waren alle 60er-Fans. Nur ich war als kleiner Junge ein Bayern-Fan, weil das alle meine Freunde damals auch waren.

    Bis Sie einmal im Bayern-Trikot beim Kicken nicht mitmachen dürften.

    Niederlechner: Stimmt. Wir haben in der Nachbarschaft gespielt und da waren alle 60er-Fans. Als ich da einmal mit dem Bayern-Trikot gekommen bin, haben sie mich nicht mitspielen lassen. Dann musste ich zurück ins Haus und was anderes anziehen. So war das als kleiner Junge.

    Die Löwen haben aber dann auch für die größte Enttäuschung als Jugend-Fußballer gesorgt...

    Niederlechner: Sie hatten mich damals mit Zwölf vom SV Hohenlinden geholt, aber nach zwei, drei Jahren wieder rausgeschmissen. Ich war in diesem Jahr eigentlich richtig gut, hab’, soweit ich mich erinnern kann, die meisten Tore gemacht. Aber ich war klein, nicht der Schnellste, wir haben aber auch immer gegen zwei Jahre Ältere gespielt. Am Ende der Saison gab es dann die üblichen Gespräche. Dort haben sie gesagt, ich sei zu langsam, körperlich zu gering und ich müsse gehen. Als ob man das in diesem Alter schon beurteilen könnte.

    Nach der Enttäuschung bei 1860 München hat Niederlechner "nächtelang geweint"

    Ist da für Sie nicht eine Welt zusammengebrochen?

    Niederlechner: Das war für mich damals echt hart. Ich hab nächtelang geweint. Das erzählt mir meine Mutter jetzt noch. Ich wollte auch mit dem Fußball aufhören. Das war echt ein Hänger. Meine Eltern hatten viel Zeit investiert. Sie mussten mich dreimal in der Woche ins Training fahren und sie waren auch bei vielen unserer Turniere dabei. Ich habe zu der Zeit mit Tobi Strobl von Borussia Mönchengladbach zusammengespielt. Der ist so ein guter Freund von mir geworden, unsere Eltern haben immer noch Kontakt. So im Nachhinein war es auch eine schöne Zeit, aber damals war mein Vater richtig sauer, weil sie mich so verletzt hatten.

    Aber Sie hatten auch immer ein Faible für Bastian Schweinsteiger. Der war lange Ihr Vorbild. Sie trugen auch lange immer seine Rückennummer 31. Hier beim FCA haben Sie die 7 gewählt, die er bei der Nationalmannschaft hatte, weil die 31 von Philipp Max besetzt ist.

    Niederlechner: Basti ist halt ein Münchner. Der hatte in München immer eine besondere Stellung, vereinsübergreifend. Mit seiner Art zu spielen, mit seiner Persönlichkeit, war er einfach ein Vorbild für viele, nicht nur für mich.

    Oktober 2011: Florian Niederlechner im Trikot der Spielvereinigung Unterhaching.
    Oktober 2011: Florian Niederlechner im Trikot der Spielvereinigung Unterhaching. Foto: dpa

    Ähnlich war es auch bei Manfred Schwabl, dem Sie viel zu verdanken haben. Er hat sogar für beide Vereine gespielt...

    Niederlechner: Er war in München immer anerkannt. Für mich war er wie ein Stiefpapa. Er hat mich damals als 20-Jährigen zusammen mit Manuel Baum (Anm. d. Red, Vorgänger von FCA-Trainer Martin Schmidt) vom FC Ismaning zur SpVgg Unterhaching geholt. Das war meine erste Profistation. Er hat mich viel kritisiert, auch wenn es gut für mich lief. Aber er hat gewusst, wie man mich anpackt. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass ich jetzt ein Bundesligaspieler bin.

    Am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) muss der FCA nun zum Derby nach München. Eine klare Sache, oder?

    Niederlechner: Da brauchen wir nicht groß drumherum reden. Auch wenn wir fünf Spiele in Folge gewonnen hätten, würden die meisten sagen, da habt ihr keine Chance. Was Bayern zur Zeit spielt, ist einfach sensationell. Trotzdem muss man das Spiel erst spielen. Ich glaube schon, dass sie Respekt vor unserer Konterstärke haben. Wir müssen extrem gut verteidigen und wir brauchen sicher auch Glück, dass sie die eine oder andere Chance verblasen. Paderborn hat es vorgemacht, die hatten mit ihrem Umschaltspiel einige wirklich gute Momente.

    Sind Spiele gegen die Bayern für Sie noch etwas Besonderes?

    Niederlechner: Das erste Spiel mit Freiburg in München war schon etwas Besonderes. Da habe ich auch meine ganze Familie eingeladen. Sie sind alle in der ersten Reihe gesessen. Aber mittlerweile ist jedes Bundesligaspiel für mich was Spezielles.

    In München trifft die beste Offensive mit 71 Toren auf die viertschlechteste Abwehr der Liga mit 50 Gegentoren.

    Niederlechner: Das ist schwer zu erklären. Es war oft so, wenn wir in der zweiten Halbzeit ein Gegentor bekommen haben, hat es uns ein wenig den Stecker gezogen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir zu wenig Mentalitätsspieler auf dem Platz hätten. Es ist vieles Kopfsache. Wenn du 0:2 oder 0:3 gegen eine gute Mannschaft im Rückstand gerätst, wird es sehr schwer. Gegen Gladbach war das nicht so. Da haben wir das 0:2 bekommen und dann ging plötzlich ein Ruck durch die Mannschaft. Das macht mir auch sehr viel Mut für Sonntag.

    Der FC Augsburg setzt auf Torwart Tomas Koubek.
    Der FC Augsburg setzt auf Torwart Tomas Koubek. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

    Wenn man über die Gegentore spricht, muss man auch über Torhüter Tomas Koubek sprechen, der bei den Medien und auch Teilen der Fans in der Kritik steht. Behandelt man ihn ungerecht?

    Niederlechner: Ich habe mir aus eigener Erfahrung angewöhnt, dass ich derzeit nicht mehr so viel lese. Wenn es gut läuft, wird man natürlich hochgelobt, wenn nicht, geht es schnell in die andere Richtung. Klar bekomme ich die Kritik schon ein wenig mit, aber wir gewinnen als Team und wir verlieren als Team.

    Vertraut die Mannschaft ihrer Nummer eins noch?

    Niederlechner: Klar, absolut. Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Er ist unser Torwart. Noch einmal, der Spruch: Man gewinnt zusammen und man verliert zusammen, passt absolut. Ich hatte auch schon Spiele, in denen ich eine große Chance vergeigt hatte und wir spielten noch Unentschieden, weil Tomas hinten gut gehalten hat.

    Ist das auch etwas ungerecht, dass man Stürmern eine vergebene Chance leichter verzeiht als den Torhütern einen Fehler. Deren Patzer führen halt zwangsweise fast immer zu einem Gegentor?

    Niederlechner: Ich hätte es ihm speziell gegen Gladbach gewünscht, dass wir ohne Gegentreffer bleiben. Das hätte ihm sicher Selbstvertrauen gegeben. Da hat er speziell in der ersten Hälfte zwei, drei richtig gute Paraden gezeigt. Leider war es nicht so. Er muss weiter, wie wir alle, an sich arbeiten und positiv bleiben, dann wird das schon.

    Das Thema Nationalmannschaft nervt FCA-Angreifer Niederlechner

    Sie haben gerade gesagt, wenn es läuft, wird man hochgelobt. Sie wurden zuletzt immer wieder mit Fragen nach der Nationalmannschaft konfrontiert, zuletzt sogar mit einem lustig gemeinten Jogi-Löw-Anruf eines Kabarettisten. Nervt Sie das nicht langsam?

    Niederlechner: Das tut es derzeit schon. Ich hoffe, das wird jetzt weniger. Sie können ja gleich damit anfangen (lacht). Im Ernst: Wichtig ist einfach, dass wir so schnell wie möglich die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen. Alles andere zählt für mich derzeit nicht.

    Ist es für den FCA ein Vorteil, dass es nicht zum Duell Florian Niederlechner gegen Robert Lewandowski kommen wird?

    Niederlechner: Nicht falsch verstehen, ich wünsche ihm gesundheitlich nur das Allerbeste, aber ich bin schon froh, dass er nicht spielt. Anderseits haben er und Coman in Hoffenheim auch nicht gespielt und dann steht es nach 20 Minuten 4:0 für die Bayern. Sie haben einfach so viele Top-Spieler in ihren Reihen. Dann spielt halt Serge Gnabry, Coutinho oder Thomas Müller.

    Der Spieltag am Sonntag hat auch neben dem Platz viele Themen. Das Coronavirus ist weiter auf dem Vormarsch und es ist das erste Bundesliga-Wochenende nach dem Fan-Eklat um Dietmar Hopp. Kann man das als Spieler alles ausblenden?

    Niederlechner: Das Thema Coronavirus wird mir persönlich zu hochgespielt. Wenn man die normalen Hygiene-Regeln einhält, sollte das doch reichen. Dass es jetzt teilweise zu Panikkäufen kommt und man kein Toilettenpapier oder Desinfektionsmittel bekommt, verstehe ich überhaupt nicht. Zum zweiten Punkt: Ich finde es eine Schande, wenn man eine einzelne Person so als Symbol herauspickt. Er hat ja auch viel Gutes getan, er hat auch Kinder und Enkel. Daran sollten alle denken, die einen einzelnen Menschen so verunglimpfen.

    Könnten Sie sich als Spieler Fußball ohne Ultras vorstellen?

    Niederlechner: Das würde wahrscheinlich weniger Spaß machen. Es würde etwas fehlen. Klar darf diese Minderheit unter den Ultras nicht die Oberhand gewinnen. Aber wichtig ist, dass man miteinander spricht und eine Lösung für alle Seiten findet. Fußball ohne Ultras ist schwer vorstellbar. Ganz generell haben aber persönlichen Anfeindungen, Beleidigungen oder Rassismus im Stadion nichts zu suchen. Hallo, wir leben im Jahr 2020.

    Der FC Bayern feiert am Sonntag sein 120-jähriges Jubiläum auch mit einem Sondertrikot, das nur im Spiel gegen den FC Augsburg getragen wird. Werden Sie ihr Trikot nach der Partie tauschen?

    Niederlechner: Nein. Mein großer Wunsch war früher, einmal mit Bastian Schweinsteiger mein Trikot zu tauschen. Aber genau in der Saison, als ich in die Bundesliga kam, wechselte er zu Manchester United. Da mache ich lieber einen kleinen FCA-Fan glücklich und schenke dem mein Trikot.

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