Der FC Augsburg hatte sich gegen den FSV Mainz 05 so viel vorgenommen und wollte seine Auswärtsbilanz in dieser Bundesliga-Saison endlich aufhübschen. Doch am Fastnachts-Spieltag in der Karnevals-Hochburg war für das Team von Trainer Enrico Maaßen schnell Schluss mit lustig. Weil sich die Abwehr zu viele Fehler leistete und die Augsburger gegen die brandgefährlichen Konterfußballer aus Mainz bis auf einen verwandelten Elfmeter durch Ermedin Demirovic (28.) zu keinem weiteren Toren kamen, verloren sie mit 1:3 (1:2). Zweimal war der flinke Südkoreaner Jae Sun Lee (21./52.) und einmal Karim Onisiwo (24.) für die Gastgeber erfolgreich.
"Nicht in der Verfassung der letzten vier Spiele": FCA-Trainer Maaßen ist nach 1:3 ernüchtert
"Es war das erwartet schwere Spiel mit vielen langen Bällen und vielen Zweikämpfen. Wir haben uns durch eigene, individuelle grobe Fehler, die zu den Gegentoren geführt haben, um den Lohn gebracht und Mainz stark gemacht", lautete anschließend die ernüchternde Analyse von FCA-Trainer Maaßen, der einsehen musste, dass "wir nicht in der Verfassung der letzten vier Spiele waren und uns von Mainz den Schneid haben abkaufen lassen".
Dabei hatte der Coach gleich zu Beginn Mut bewiesen und in der Startelf gegen Mainz Neues ausprobiert: Mit Renato Veiga absolvierte der jüngste Neuzugang des FC Augsburg sein Debüt. Der 19-jährige Portugiese, den der FCA erst Mitte Januar von Sporting Lissabon aus der dritten portugiesischen Liga verpflichtet hatte, ersetzte den mit muskulären Problemen angeschlagenen Mads Pedersen als linker Verteidiger. Maaßen hatte ihm den Vorzug vor David Colina gegeben, der auf dieser Position ebenfalls eine Alternative gewesen wäre. Veiga war bisher noch nicht im Kader gestanden, weil er nach seiner Ankunft in Augsburg erst noch eine Rotsperre abwarten musste. Jetzt war die Zeit abgelaufen und er kam zu seiner Feuertaufe.
Defensive des FCA gegen Mainz ständig unter Druck
Und machte schon in den ersten Minuten Bekanntschaft mit dem Hochgeschwindigkeitsfußball und der Härte eines umkämpften Bundesliga-Duells. Die Phase des Abtastens sparten sich beide Mannschaften gänzlich und gingen lieber gleich in die Vollen. Etwa als Karim Onisowo in der 2. Minute erstmals Richtung Augsburger Tor abzog. Die mit Veiga angereicherte Viererkette blieb aber zumindest in den Anfangsminuten so stabil, so dass sich der FC Augsburg sammeln konnte und seinerseits die ersten Nadelstiche setzte, doch Dion Beljo erreichte beide Male die Zuspiele nicht. Zumal die Augsburger ständig vor den lauernden Mainzern auf der Hut sein mussten.
Dass dann aber das frühe Gegentor fiel, war einer Unpässlichkeit von Felix Uduokhai geschuldet, der in einem Zweikampf mit dem Südkoreaner Jae Sung Lee den Kürzeren zog. Während die FCA-Spieler auf Foul spekulierten und auf den Pfiff von Schiedsrichter Sven Jablonski warteten, zogen die Mainzer ihren Angriff weiter durch. Der FCA schaltete zu spät, die Verwirrung im Strafraum war perfekt, Ajorque verpasste seine Chance, doch Lee bugsierte den Ball zur Mainzer 1:0-Führung ins Tor (21.). Darüber verlor der FCA so seine Grundordnung, dass nur ein paar Minuten später der zweite Gegentreffer fiel. Unbehelligt von der FCA-Abwehr durfte Fernandes seinem Kollegen Karim Onisiwo punktgenau auflegen und der köpfte den Ball ins Tor – 0:2 (24).
Ermedin Demirovic verwandelt Elfmeter für den FCA
Diesen Schock schüttelte der FCA etwas schneller aus dem Ärmel. Bei einer Augsburger Ecke reklamierte Ermedin Demirovic als erster ein Handspiel des Mainzers Barreiro im Strafraum. Schiedsrichter Sven Jablonski ließ sich per VAR die Bilder zeigen und entschied nach der Überprüfung auf Strafstoß. Von dem gellenden Pfeifkonzert der vor ihm aufgebauten Mainzer Fanwand zeigte sich Demirovic völlig unbeeindruckt und verwandelte sicher zum 1:2 (28.). Der vom FCA im Sommer 2022 noch umworbene Mainzer Keeper Finn Dahmen hatte keine Chance.
Weil der Mainzer Fassnachts-Express aber weiter unermüdlich rollte, blieb der FCA so unter Druck, dass nach vorne kaum Entlastungsangriffe gelangen. Der Umgang miteinander wurde rüder, die Zweikämpfe intensiver, die Partie hektischer. Anstecken ließ sich davon auch FCA-Keeper Rafal Gikiewicz, der in der 43. Minute einen vermeintlich schon gehaltenen Schuss von Barreiro noch durch die Finger rutschen ließ. Nur weil Kollege Gouweleeuw reaktionsschnell auf der Linie rettete, wurde dieser kapitale Bock nicht bestraft.
FCA-Fans lassen auf der Tribüne Feuerwerkskörper hochgehen
In der Halbzeit sah Trainer Maaßen die Dringlichkeit zu handeln und ersetzte Dion Beljo durch Fredrik Jensen. Andere Aktivitäten im Stadion sorgten zur gleichen Zeit hingegen für kollektives Kopfschütteln. Weil die FCA-Fans meinten, in ihrem Block Pyrotechnik und Feuerwerkskörper abfackeln zu müssen, stand die Fortsetzung der Partie kurz auf der Kippe. Jablonski ließ letztendlich weiterspielen, trotzdem wird die Aktion dem FCA eine saftige Geldstrafe einbringen. Eher vernebelt hatte es dem eigenen Team anschließend die Sinne, als man dem FSV gewissermaßen das nächste Tor "schenkte". In einer ähnlichen Szene wie beim 0:1. Wieder rechneten die Augsburger mit einem Foulpfiff vom Schiedsrichter, wieder schaltete Jae Sung Lee schneller und schoss das 3:1 an dem ausgespielten Giekiewicz vorbei.
Ein Doppelwechsel von Maaßen, in dem er Kelvin Yeaboah und Niklas Dorsch brachte, sorgte zwar für mehr Schwung, änderte das Ergebnis aber nicht. Als Fredrik Jensen in der 74. Minute den Ball doch einmal über die Torlinie stocherte, kam erneut der VAR ins Spiel – und entschied diesmal gegen den FCA. Jensen stand im Abseits, als er von Yeaboah bedient worden war. So verpuffte die Augsburger Schlussoffensive erfolglos und der FCA hat damit das sechste Auswärtsspiel (nur ein Punkt) in Folge nicht gewonnen. Für Maaßen und Co. dürfte die beste Nachricht des Tages sein, dass am kommenden Freitag mit der Partie gegen die TSG Hoffenheim (20.30 Uhr) zeitnah das nächste Heimspiel ansteht.
Hören Sie sich dazu auch unseren FCA-Podcast "Viererkette" über den Sieg gegen Bayer Leverkusen in der vergangenen Woche an: