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FC Augsburg: Belgrad-Fans in Augsburg: Unterwegs mit den "Totengräbern"

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Belgrad-Fans in Augsburg: Unterwegs mit den "Totengräbern"

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    Im Stadion stimmungsvoll - in der Stadt friedlich: Die Fans von Partizan Belgrad.
    Im Stadion stimmungsvoll - in der Stadt friedlich: Die Fans von Partizan Belgrad. Foto: Ulrich Wagner

    Die Fans von Partizan Belgrad gelten als heißblütig. Das Spiel gegen den FCA wurde von der Polizei als Risiko-Spiel bezeichnet. Versinkt Augsburg deshalb im Chaos?

    Auf dem Augsburger Rathausplatz stehen vier „Totengräber“. Einer trägt gekreuzte Schwerter auf dem schwarzen Kapuzenpulli, alle verbergen ihre Augen hinter den dunklen Gläsern ihrer Sonnenbrille. Dann sagt Radomir, 34 Jahre alt, auf Englisch: „Was wir vom Tag erwarten? Gewalt!“ Er lacht, klopft dem Reporter auf die Schulter. Radomir weiß, welcher Ruf ihm als „Totengräber“, wie sich die Fans von Partizan Belgrad nennen, anhaftet. Dann stellt er klar: „Wir sind friedlich“ – und verabschiedet sich mit Lächeln und Handschlag.

    In Augsburg kommt es am Donnerstag zu einem historischen Spiel. Zum ersten Mal in seiner Geschichte heißt der FCA einen Verein in der Europa League willkommen. Für die Schwaben ist das ein riesiger Aufwand: Auslandspresse kommt, Uefa-Regeln gelten – und ein Verein ist zu Gast, über dessen Fans das Internet die eine oder andere Gruselgeschichte parat hat. Am Königsplatz postieren sich deshalb schon mittags die ersten Polizeiwagen. Die Beamten beobachten genau, was passiert. Doch in der Innenstadt passiert nicht viel.

    Wenig ist zu sehen von den erwarteten 800 Belgrad-Fans. An der Haltestelle Königsplatz faltet ein Mitarbeiter der Stadtwerke die Hände zusammen und schließt die Augen. Betet er dafür, dass die serbischen Fans friedlich bleiben? Nein, sagt der Busfahrer, dessen Schicht gleich beginnt. Das sei sein tägliches Ritual: Entspannen, sich auf den Tag einlassen und schauen, was er bringt. Für Gerhard Seckler, der nur hundert Meter daneben an der Touristeninformation wartet, ein Dutzend serbische Fans. Als „General“ wird Seckler von den FCA-Fans bezeichnet, weil dem früheren Punkrocker vor Jahrzehnten einmal eine Mütze der amerikanischen Armee aufgesetzt wurde. Dabei wirkt der General genauso friedlich wie die Anhänger von Partizan Belgrad, die ihm in den Goldenen Saal des Rathauses folgen und den historischen Raum mit ihren Smartphones fotografieren.

    „Augsburg Calling“: Seit acht Jahren unterwegs mit den Fans

    Seit acht Jahren organisiert Gerhard Seckler Stadtführungen für die Fans des Gegners – gemeinsam mit der Regio Augsburg im Rahmen des Fanprojekts „Augsburg Calling“. Augsburger und gegnerische Fans sollen sich so näher kommen. Bei seinen Gästen aus Serbien klappt das. Dem General reicht ein Belgrad-Fan schließlich die Hand. Milan, 35, sagt: „Wir werden euch so herzlich in Belgrad begrüßen, wie ihr es tut.“

    Auch der 15-jährige Partizan-Fan Marco ist dabei. Bei einer Pause in der Augsburger Innenstadt sitzt er auf seiner ersten Auswärtsfahrt dem FCA-Fan Dieter gegenüber, der in den 60er und 70er Jahren Würstchen im Rosenaustadion verkauft hat und heute sagt: „Wir können alle Spiele in der Europa League verlieren. Aber das Gefühl, international zu spielen, ist unvorstellbar.“ Marco lacht, als ihm jemand den Satz übersetzt. Fühlt er sich wohl in Augsburg? Marco grinst und sagt: „Alles supertoll!“

    Danach steigt die schwäbisch-serbische Gruppe in die Straßenbahn zum Stadion, um Fußball zu schauen. Gemeinsam. Friedlich. Totengräber, Augsburger und der General.

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