Besser hätte man die Lage des FC Augsburg und des SC Freiburg nicht beschreiben können als mit dieser einen Szene im Freiburger Europapark-Stadion kurz nach dem Schlusspfiff. Während die FCA-Spieler trotz der 0:2 (0:1)-Niederlage von ihren rund 2000 mitgereisten Fans mit aufmunterndem Beifall verabschiedet wurden, ging auf der anderen Seite des Stadions die Party so richtig ab. Mit dem dritten Saisonsieg und nun zehn Punkten hat sich der SC Freiburg aus der Abstiegszone abgesetzt. Als dann auf der großen modernen LED-Leuchtwand noch die Auslosung der 2. Runde des DFB-Pokals gezeigt und dabei live dem SC Freiburg ein Heimspiel gegen den SC Paderborn zugelost wurde, schwoll der Jubel der rund 30.000 Freiburger Fans noch einmal an.
Der SC Freiburg gegen West Ham United und den FC Bayern München
In Freiburg hat man sich nach mit dem Sieg aus dem kleinen Wellental in der Bundesliga (drei Spiele ohne Sieg) herausgearbeitet und kann nun am kommenden Samstag beruhigt zum FC Bayern München reisen. Zuvor steht noch das Heimspiel in der Europa League-Gruppenphase gegen West Ham United am Donnerstag an. "Ich bin sehr zufrieden, wie die Jungs fighten, wenn wir schon einen Tag haben, an dem wir nicht gut Fußball spielen“, freute sich SCF-Trainer Christian Streich.
Beim FCA hingegen herrschte am Sonntagabend große Ernüchterung. Im Pokal gegen Unterhaching ausgeschieden, versäumte man es, nach dem ersten Saisonsieg gegen Mainz nachzulegen, wie es Trainer Enrico Maaßen gefordert hatte. Stattdessen wartet der FCA nun unter ihm auswärts seit 16 Spielen auf einen Sieg und steht mit nur fünf Punkten auf Tabellenplatz 14. Und am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kommt Aufsteiger SV Darmstadt 98 mit vier Zählern in die WWK-Arena zum Souterrain-Duell. „Die Herangehensweise, das Feuer war gut, aber die Spiele werden in den Strafräumen entschieden“, analysierte Maaßen. Und da agierte der FCA fast schon stümperhaft.
Standard-Situationen entscheiden das FCA-Spiel gegen Freiburg
Denn die Partie in Freiburg war keine fünf Minuten alt, da lag der FCA wie so oft in dieser Saison schon wieder 1:0 hinten. Iago war seinem Gegenspieler Roland Sallai in eigenen Strafraum in die Hacken gelaufen. Zuvor schon war der Brasilianer im Zweikampf dilettantisch ans Werk gegangen. Ein mögliches Handspiel des Freiburgers Sallai war mittels Videobeweis ausgeschlossen worden und so ließ Vincenzo Grifo beim fälligen Elfmeter FCA-Keeper Finn Dahmen keine Chance. Auch das 2:0 (54.) fiel nach einem Standard. Eine Grifo-Ecke köpfte Philipp Lienhart am kurzen Pfosten unhaltbar ein, weil weder Jeffrey Gouweleeuw noch Phillip Tietz energisch eingriffen.
Aber auch der FCA hatte durchaus seine Chancen. Wenige, aber die waren nicht von schlechten Eltern. Tietz vergab schon nach neun Minuten den möglichen 1:1-Ausgleich. Er scheiterte alleinstehend an Freiburgs Schlussmann Noah Atubolu. Ermedin Demirovic traf aus drei Metern nicht das Tor (67.). Zudem wurde der Treffer des eingewechselten Sven Michel wegen einer knappen Abseitsstellung nach VAR-Eingriff zurückgenommen (81.).
Freiburgs Trainer Christian Streich lobt den FCA
Der FCA war in Freiburg keineswegs das schlechtere von zwei Teams, die derzeit ihre Form suchen. Freiburgs Trainer Streich lobte den Gegner dann fast überschwänglich bei der Pressekonferenz, was nach einem Sieg natürlich leichter fällt. „Augsburg schießt vier Tore gegen Gladbach, Augsburg schießt Tore gegen Bochum, Augsburg ist eine gute Mannschaft, spielt guten Fußball, hat eine unglaubliche Präsenz. Die musst du erst einmal schlagen.“
FCA-Trainer Enrico Maaßen saß mit versteinerter Miene daneben. Lob spiegelt sich in der Tabelle eben nicht wider. Wie schon gegen Mainz war sein Plan, mit einer Dreierkette defensiv stabil zu stehen, eigentlich aufgegangen. Eigentlich. Weil seine Spieler hinten zweimal patzten und vorne nicht effizient genug agierten. „Wir haben auch nach dem frühen Rückstand das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren sehr stabil aus dem Spiel heraus“, analysierte er. „Das haben wir verbessert. Aber die individuellen Verhaltensweisen sind spielentscheidend. Gefühlt machst du einen Fehler und der wird sofort bestraft. Das ist die ganze Saison über so. Wir müssen das weiter minimieren, sonst ist es schwer, Spiele zu gewinnen.“
Und Siege braucht der 39-Jährige, um seine Arbeit auch gegenüber Sportdirektor Marinko Jurendic zu legitimieren. Gegen Darmstadt, das gegen Bremen mit 4:2 den ersten Saisonsieg erzielte, hat sich der Druck nun wieder deutlich erhöht, auch wenn Maaßen das nicht hören will. „Es ist mir total egal. Wir sind am Anfang der Saison. Ich gucke da überhaupt nicht hin. Es geht jetzt daran, dass wir defensiv wieder ein gutes Spiel machen gegen Darmstadt und dass wir offensiv wieder Tore schießen.“ Auch Jurendic versucht, die Brisanz des Duells herunterzuspielen. „Es ist das Spiel, das wir nächste Woche zu Hause spielen müssen. Es geht darum, dass sich die Mannschaft mit einem Sieg belohnt.“
FCA-Sportdirektor Jurendic fordert ein Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive
Noch scheint der Schweizer überzeugt von der Arbeit seines Trainers. Aber sein Blick auf Maaßen ist deutlich analytischer als der seines Vorgängers als sportlicher Entscheider, Stefan Reuter. Reuter hat Maaßen geholt, Jurendic ist da frei von Emotionen. „Die letzten zwei Wochen hat die Mannschaft am Defensiverhalten intensiv gearbeitet und aus dem Spiel heraus sehr wenig zugelassen. Das ist ein guter Schritt. Jetzt fehlt offensiv noch die Klarheit, die Durchschlagskraft, die Präzision. Spiele gewinnt man, wenn man Tore schießt. Es gilt ein gutes Gleichgewicht zu finden zwischen beiden Spielphasen.“ Das klang in der Mixed-Zone des Freiburger Stadions nicht nach Wunsch, sondern eher nach klarer Anweisung. An die Spieler und an den Trainer.
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