Als die Bundesligafußballer des FC Augsburg am Mittwoch Torabschlüsse übten, war das ansehnlich. Sowohl beim Schuss aus rund 16 Metern als auch beim Flankentraining wussten sie zu überzeugen. Machen sie sich daran, das Geübte am Spieltag umzusetzen, tun sie sich indes schwer. Der FCA erzielt weniger als ein Tor pro Begegnung. Doch ohne Tor kann der Klub nicht gewinnen, auch nicht beim FC Ingolstadt (Samstag, 15.30 Uhr).
Grund 1: Spielidee des Trainers
Als die Entscheider des FCA Dirk Schuster im Sommer verpflichteten, wussten sie, wofür der 48-Jährige steht: für Sicherheitsfußball. Schuster betont zwar, er verbiete seinen Spielern das Fußballspielen nicht und sie sollten mutig nach vorne agieren, Priorität genießt allerdings unübersehbar das Verhindern von Gegentreffern. Im Gegensatz zum Aufbauspiel von Vorgänger Markus Weinzierl stehen die Außenverteidiger unter Schuster bedeutend tiefer, also näher zum eigenen Tor. Um das Risiko eines Ballverlusts in der Vorwärtsbewegung zu minimieren, bevorzugen die Spieler den Rückpass gegenüber dem Steilpass. Dass das Heimpublikum darauf teils mit Pfiffen reagiert, kann Schuster verstehen. Deshalb etwas ändern wird er wohl nicht. Ebenso zu beobachten: Um einen Fehlpass ins Mittelfeld auszuschließen, schlägt die Hintermannschaft den Ball lieber lang in die gegnerische Spielhälfte.
Grund 2: Chancenverwertung
Wer sich selten Tormöglichkeiten erspielt, muss die wenigen, die er hat, äußerst effektiv nutzen. Statistisch betrachtet benötigt der FCA mehr als vier Torchancen für einen Treffer (34 Torchancen – 8 Treffer). Unter den 18 Bundesligisten belegt er damit den 15. Platz. Soll das Konzept Schusters dauerhaft aufgehen, muss sich der FCA in puncto Effektivität steigern. In Darmstadt hatte Schuster Erfolg, weil meist ein Treffer nach einer Standardsituation oder nach einer Einzelaktion für drei Punkte genügte.
Grund 3: Verletzte Spieler
Während Spitzenmannschaften Ausfälle verkraften und teils adäquat ersetzen können, treffen Verletzungen des Stammpersonals den FC Augsburg ungemein hart. Manager Stefan Reuter erklärte jüngst, das Fehlen von Caiuby, Raúl Bobadilla und Alfred Finnbogason mache sich stark bemerkbar. Reuter drückte es so aus: „Es fehlt Tempo und Überzeugung in der Umschaltbewegung.“ Vor allem die Absenz Finnbogasons schmerzt. In der Vergangenheit erzielte er häufig das entscheidende 1:0. Wie abhängig der FCA von seinem isländischen Torjäger ist, zeigt sich jetzt. Und mit Caiuby fehlt ein kopfballstarker Abnehmer für lang geschlagene Bälle in die Spitze.
Grund 4: Fehlende Qualität
Trainer Schuster nahm nach den Ausfällen die Spieler aus der zweiten Reihe in die Pflicht. Sprach davon, dass sie nun in die „Bresche springen“ müssten. Lediglich der Südkoreaner Dong-Won Ji hat seine Chance bisher genutzt. In den jüngsten Spielen zeigte er aufsteigende Tendenz – auch wenn ihm nicht alles gelang. Halil Altintop spielt ordentlich, strahlt aber kaum Torgefahr aus. Andere Lückenfüller enttäuschten bisher. Jonathan Schmid sucht seine Form, Georg Teigl bringt Tempo, aber wenig Technik mit, und der japanische Neuzugang Takashi Usami kommt nicht zum Zug, weil andere Schuster zufolge zuletzt besser waren.
Grund 5: Taktik des Gegners
Die taktische Ausrichtung etlicher Bundesligisten ähnelt sich: Tief stehen, Räume verengen und bei Ballgewinn schnell Umschalten und mit wenigen Pässen vors gegnerische Tor gelangen. Mit eigenen Ideen Möglichkeiten zu kreieren, damit tun sich Mittelklasse-Teams wie der FCA gemeinhin schwerer. Folge ist, die Mannschaften auf dem Rasen belauern sich lange und oft löst erst ein Tor die Pattsituation auf. Im Rückstand liegend muss ein Team in das Offensivspiel investieren. Die abwartende Haltung des FCA zeigt sich darin, dass er alle acht Saisontreffer in Hälfte zwei erzielt hat.