Wenn er schnellen Schrittes auf die gegnerischen Abwehrspieler zulief, den Ball streichelte und mit dem Hintern wackelte, dann schnalzten die Fans auf der Tribüne genüsslich mit der Zunge. Verteidiger zu düpieren, das war die Spezialität von Rudi Sandner, der zu einer Spezies von Spielern gehörte, die es mittlerweile in den Fußballstadien kaum mehr gibt. Er war Linksaußen, klein, schnell, dribbelstark. "Zappel Rudi", wie ihn die Zuschauer liebevoll nannten, spielte für den FC Augsburg, den TSV Schwaben und in der Bundesliga für die Offenbacher Kickers. Am Mittwoch feiert Rudi Sandner seinen 65. Geburtstag. Mit dem Sieg in Heidenheim haben die FCA-Profis ihm wohl ein schönes Geschenk gemacht, denn bei den Heimspielen sitzt er immer auf der Tribüne, selbstverständlich im Trikot seines Lieblingsvereins.
Rudi Sandner spielte mit Uwe Bein und Michael Kutzop für die Offenbacher Kickers
Der BCA und später der FCA waren seine Jugendvereine. Mit 18 gehörte er auf der Sportanlage Nord zum damaligen FCA-Landesligateam, ein Jahr später wechselte er zum Landesligaaufsteiger TSG Stadtbergen. Doch Heiner Schuhmann, der damalige FCA-Coach, hatte Sandner nicht vergessen, holte ihn in das Augsburger Bayernligateam. An der Seite von Akteuren wie Claus Brandmair, Hans Jörg, Peter Hensold oder Torjäger Wolfgang Ruhdorfer kehrte er mit Traditionsverein in die zweite Bundesliga zurück. Nach dem erneuten Abstieg wechselte er 1981 zu den Offenbacher Kickers. Am berühmt-berüchtigten Bieberer Berg stand er vier Jahre unter Vertrag, davon ein Jahr in der Bundesliga. Bei den Hessen war Sandner Stammspieler, „wir hatten oft 30.000 Zuschauer im Stadion“. Zu seinen Teamkollegen zählten in der Bundesliga der Weltmeister von 1990 Uwe Bein oder Michael Kutzop. Insgesamt absolvierte Rudi Sandner 26 Begegnungen im Oberhaus und 117 Spiele in der zweiten Liga.
1985 kehrte er zum FC Augsburg zurück, er arbeitete als Schreiner bei den Stadtwerken. Nach einer Wirbelsäulen-Operation holte ihn Gerd Förschner zum TSV Schwaben an die Stauffenbergstraße, dann ging es noch ein Jahr in die Bezirksliga zur TSG Augsburg. Mit 41 Jahren erfolgte für ihn beim SV Wulfertshausen als Spielertrainer der Schlusspfiff.