Diese Partie war nicht arm an Bedeutung. Beim VfB Stuttgart konnte der FC Augsburg einen gewaltigen Schritt Richtung Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga machen, andererseits wollten die Gastgeber vor 55.785 Fans ein kräftiges Lebenszeichen im Kampf um den Ligaverbleib senden. In einer kurzweiligen und emotionalen Begegnung musste der FCA einen herben Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt hinnehmen. Trotz zweimaliger Führung unterlag die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl mit 2:3 (2:1). Ein Punkt trennt den FCA nun von einem direkten Abstiegsplatz, mit Hertha BSC (Relegtionsplatz) ist er punktgleich.
Überraschend verzichtete FCA-Trainer Markus auf Mittelfeldspieler Niklas Dorsch. Bislang galt der 24-Jährige als Fixpunkt im zentralen Mittelfeld. Doch nach Dorschs abgelaufenen Gelb-Sperre erhielt Carlos Gruezo den Vorzug, der in der 2. Minute sogleich mit einer Rettungstat im eigenen Strafraum gefordert war. Im Angriff ersetzte gegenüber der Partie in Bielefeld André Hahn den Langzeitverletzten Noah Sarenren Bazee (Kreuzbandriss). Und eben dieser Hahn sollte die Partie gleich entscheidend beeinflussen. Einmal mehr war Augsburgs linke Seite an einem Treffer beteiligt. Arne Maier blieb noch hängen, aber Iago schaufelte den Ball genau zu Hahn, der aus kurzer Distanz den Ball volley in die lange Ecke zum 1:0 schickte (6.).
Der Rahmen für dieses bayerisch-schwäbische Derby passte, der Treffer war nur ein kurzer Dämpfer der Lautstärke auf den Rängen. Vor Anpfiff hatte die aktive Fanszene des VfB ein riesiges Banner über ihre Köpfe hinweggezogen, auf der anderen Seite war auch der Gästeblock mit Augsburger Anhang beinahe vollständig besetzt. Es war laut, voll und fühlte sich für die Fans nach einer langen Zeit des Entbehrens wieder wie richtige Fußball-Bundesliga an. Die Mannschaften auf dem Rasen hielten sich entsprechend nicht lange mit Abtasten auf, wollten sogleich etwas bieten. Der Versuch von Omar Marmoush, einen Strafstoß zu ermoggeln, wirkte aber plump (8.). Auf den Rückstand reagierten die Stuttgarter wütend, der FCA mühte sich um Ordnung. Gleiches galt für Schiedsrichter Patrick Ittrich, der versuchte, die Gemüter auf dem Platz zu beruhigen.
Die Augsburger lauerten auf einen Konter, während die Stuttgarter bedeutend aktiver spielten. Vor allem über die rechte Angriffsseite drangen die Gastgeber wiederholt in die Gefahrenzone vor. Als Sasa Kalajdzic vollkommen frei zum Abschluss kam, schien der Ausgleich zu fallen. Doch Reece Oxford rettete in höchster Not (28.). Zuvor hatte Tiago Tomas den Ball nur knapp neben den rechten Pfosten gesetzt (23.). Der FCA führte, wirkte indes nicht sicher. Nach einem Missverständnis schob Torwart Rafal Gikiewicz den Ball ins Seitenaus (35.). FCA-Trainer Weinzierl tigerte durch die Coaching-Zone, gestikulierte und sah, wie seine Mannschaft in den Minuten vor dem Seitenwechsel wackelte und Bälle planlos nach vorn schlegelte. Und so entsprang der Ausgleich keinem Zufall, sondern war Folge Stuttgarter Überlegenheit. Borna Sosa brachte den Ball per Freistoß in den Strafraum, Waldemar Anton bugsierte den Ball ins Tor (44.). Doch die Augsburger antworteten prompt, überbrückten das Mittelfeld und profitierten von Arne Maiers Genius. Er suchte das Offensivdribbling und legte auf Michael Gregoritsch ab, der die Gäste ein weiteres Mal in Führung brachte (45.). Mit Effektivität in Reinform hatte der FCA sich eine gute Ausgangslage für den zweiten Spielabschnitt ermöglicht.
VfB Stuttgart dreht in der Schlussphase die Partie
An der Statik des Spiels sollte sich nach Wiederanpfiff wenig ändern: Während die Stuttgarter zum Handeln gezwungen waren und anrannten, verteidigten die Augsburger und warteten auf einen entscheidenden Konter zum dritten Treffer. Wüst und wild sahen die Augsburger Abwehraktionen aus, doch das Bollwerk hielt. Weinzierl wechselte, brachte Mads Pedersen und Felix Uduokhai in die Partie. Der FCA sorgte kaum für Entlastung. Weil jedoch die Stuttgarter immer einfallsloser wurden und die Fans zusehends zu grummeln und pfeifen begannen, überstanden die Gäste diese Phase schadlos. Bis zur 79. Minute. Dann schlenzte Marmoush den Ball per Freistoß ins Augsburger Gehäuse zum 2:2-Ausgleich und wiederbelebte die lärmende Masse auf den Rängen.
Augsburger Passivität war mit dem zweiten Gegentreffer quittiert worden. Und für die Stuttgarter kam es noch besser. Tiago Tomas sorgte für mehr Stimmung als in einem Festzelt auf der Canstatter Wasen. In der 85. Minute drosch er den Ball oben links in den Knick zum 3:2-Endstand. Während die Stuttgarter wieder vom Klassenerhalt träumen, erlitten die Augsburger einen herben Rückschlag.
FCA: Gikiewicz - Gouweleeuw (64. Uduokhai), Oxford, Winther - Caligiuri, Gruezo (86. Dorsch), Maier (73. Zeqiri), Iago - Hahn, Gregoritsch (73. Niederlechner), Vargas (64. Pedersen)
Tore 0:1 Hahn (6.), 1:1 Anton (44.), 1:2 Gregoritsch (45.), 2:2 Marmoush (79.), 3:2 Tiago Tomas (85.) Schiedsrichter Ittrich (Hamburg)