Am Donnerstag musste Markus Weinzierl noch erklären, warum er gegen Hertha BSC auf Reece Oxford verzichten müsse. Am Freitagabend brach dem Trainer des FC Augsburg zusätzlich der zweite seiner etatmäßigen Innenverteidiger weg. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw verließ die Mannschaft, weil in seinem privaten Umfeld ein positiver Corona-Fall aufgetreten war. Zudem war ein Schnelltest Gouweleeuws nicht negativ ausgefallen. Das Ergebnis des PCR-Tests sollte erst im Laufe des Wochenendes feststehen, wie der FCA mitteilte. Gouweleeuw begab sich in Isolation.
Die Voraussetzungen waren für den FC Augsburg also alles andere als einfach in Berlin. Weinzierl und seine Mannschaft versuchten, das Beste aus der Situation zu machen. Der Auftritt war engagiert und endete mit einem späten Ausgleich. In der siebten Minute der Nachspielzeit traf der eingewechselte Michael Gregoritsch zum 1:1 (0:1) und der FCA holte einen wichtigen Punkt im Kampf um den Ligaverbleib.
Der FC Augsburg spielte, wie der Trainer es sich gewünscht hatte
Weinzierl reagierte auf den Ausfall seines kompletten Abwehrzentrums, indem er Robert Gumny neben Frederik Winther dort aufbot. Daniel Caligiuri rückte eine Position nach hinten in die Viererabwehrkette. Vor ihm besetzte Ruben Vargas den rechten Flügel, nach überstandener Corona-Erkrankung stand er wieder zur Verfügung.
Wer glaubte, der FCA würde ob seiner personellen Engpässe abwartend agieren, sah sich getäuscht. Zwar verbuchte Hertha die erste Torchance für sich, als Ishak Belfodil an FCA-Torwart Rafal Gikiewicz scheiterte (7.), doch die Augsburger Spieler beherzigten, was sich ihr Trainer wünschte: Sie waren aktiv auf dem Platz, nicht passiv. Wiederholt störten die FCA-Spieler die Berliner im Spielaufbau, eroberten Bälle und starteten schnelle Gegenangriffe. Andi Zeqiri zeigte sich im Berliner Strafraum zu zögerlich (8.), André Hahn schloss selbst ab, statt seine Mitspieler in Szene zu setzen (19.).
Berlin hatte Probleme mit dem aggressiven Anlaufen der Gäste, auch wenn Gikiewicz erneut gegen Belfodil eingreifen musste (21.). Augsburgs Schlussmann hatte geschickt den Winkel zum Tor verkürzt.
Das Selbstvertrauen der Augsburger wuchs ob des ansprechenden Auftritts, in den folgenden Minuten näherten sich die Gäste durch einen geblockten Schuss von Zeqiri (24.), einen von Hertha-Torwart Alexander Schwolow parierten Abschluss Iagos (28.) und einen Querpass von Vargas, der keinen Abnehmer fand (29.), dem ersten Treffer des Spiels. Nach einem Kopfball von Vargas, der ein feines Zuspiel von Niklas Dorsch verwertete (33.), war wieder Gefahr vor dem Berliner Tor.
Der ehemalige FCA-Profi Marco Richter hatte bis dahin wenig gute Szenen, abgesehen von einem Freistoß in die Augsburger Mauer. Doch dann kam die 40. Minute. Gumny und Gikiewicz waren sich nicht einig, was zu tun sei. Gumny entschied falsch und legte für Richter auf, der den Ball ins leere Tor zum 1:0 schob. Wegen seiner langen FCA-Vergangenheit verkniff er sich jeglichen Jubel, er schickte lediglich ein symbolisiertes Herzchen Richtung Tribüne. Der engagierte Auftritt der Augsburger war nicht belohnt worden, stattdessen gingen sie mit einem Rückstand in die Kabine.
Zeitweise stand sich der FC Augsburg selbst im Weg
Nach der Pause verpasste auf der einen Seite Herthas Belfodil knapp eine Hereingabe (51.), auf der anderen Seite schubste Zeqiri den Ball übers Tor (56.). Augsburg mühte sich, stand sich teils aber selbst im Weg. Nach einem Fehlpass von Dorsch musste Gikiewicz gegen Suat Serdar eingreifen (61.).
Weinzierl wechselte, brachte mit Fredrik Jensen und Sergio Cordova neues Personal für die Offensive. Eine Viertelstunde vor Schluss bejubelten die Fans den zweiten Treffer der Hertha, Jordan Torunarighas Treffer wurde aber wegen Abseits aberkannt. Der FCA übte nun Druck aus und war nah dran am Ausgleich. Einen Schuss von Hahn wehrte Schwolow nach vorne ab, auch den Nachschuss von Iago hielt der Berliner Torwart. Als letzter Augsburger vergab Zeqiri die Dreifachchance zum 1:1 (77.).
Weinzierl schickte mit Florian Niederlechner und Michael Gregoritsch noch mehr Offensive aufs Feld. Und wurde mit der letzten Aktion des Spiels belohnt. In der siebten Minute der Nachspielzeit flankte Jensen in den Berliner Strafraum, Gregoritsch nickte zum 1:1 ein. Der Endstand eines unterhaltsamen Spiels.
FCA: Gikiewicz - Caligiuri (4. Framberger), Gumny, Winther, Iago - Vargas (66. Cordova), Dorsch, Maier (77. Gregoritsch), Pedersen (66. Jensen) - Hahn, Zeqiri (77. Niederlechner)