So richtig wusste Finn Dahmen mit der Man of the Match-Trophäe nichts anzufangen, die ihm nach dem DFB-Pokal-Krimi offiziell überreicht wurde. Die Fans hatten ihn während des Spiels über die offizielle DFB-App gewählt. Jetzt stand er mit der grünen Schachtel beim obligatorischen Foto etwas ratlos da. Verdient hat es sich Dahmen auf jeden Fall. War er beim 7:6 (2:2)-Sieg nach Elfmeterschießen des FC Augsburg beim Karlsruher SC doch der überragende Spieler des Bundesligisten. Hatte er doch am Mittwochabend gleich zwei Strafstöße des Zweitligisten abwehren können.
Finn Dahmen zerstört den Meisterschaftstraum von Borussia Dortmund
Dahmen gilt seit seinem spektakulären Auftritt am letzten Spieltag der Saison 22/23 bei seinem letzten Auftritt für den FSV Mainz 05 als Elfmeterkiller. Da hielt er in der 19. Minute im Spiel bei Borussia Dortmund einen Elfmeter von Sebastien Haller. Dortmund musste sich mit einem 2:2 begnügen und verlor damit die sicher geglaubte Meisterschaft an den FC Bayern München.
Dahmen bereitet sich gewissenhaft auf das Elfmeterschießen vor
Dahmen blieb damals cool und auch am Mittwoch beim Spielstand von 0:0 nach 36 Minuten in so einer wichtigen Partie. KSC-Kapitän Marvin Wanitzek wollte Dahmen mit einem Schuss in die Mitte verladen, doch der blieb einfach stehen. Denn Dahmen hatte sich mit Torwarttrainer Marco Langner schlau gemacht. „„Ich wusste, dass er ab und zu gerne in der Mitte schießt. Ich hatte es im Gefühl“, erzählte er später ganz cool. Damit bewahrte er seine Kollegen vor einem frühen Rückstand, der im Tollhaus Wildparkstadion wohl zu noch größeren Kraftanstrengungen geführt hätte. Es reichte auch so schon, den aufmüpfigen Zweitligisten im Zaum zu halten.
Zwar konnte Dahmen den 1:2-Rückstand in der Verlängerung nicht verhindern, doch auch beim schlusssekündlichen Ausgleich durch Ruben Vargas war er beteiligt. Er war nämlich mit im KSC-Fünfer aufgetaucht und hatte mit seinem neongelben Outfit für noch mehr Verunsicherung gesorgt und Torschützen Ruben Vargas Raum und Zeit verschafft.
Finn Dahmen lenkt den letzten KSC-Elfmeter an den Pfosten
Im anschließenden Elfmeterschießen lenkte der 26-Jährige den letzten KSC-Elfmeter von Robin Heußer an den Pfosten und machte den Weg frei für den finalen Akt von Maximilian Bauer, der sicher verwandelte. „Es war heute ein typisches Pokalspiel mit extrem vielen Emotionen. Mit dem gehaltenen Elfmeter, mit der 1:0-Führung in der Halbzeit, mit dem Ausgleich, mit dem Rückstand, mit dem gefühlten Aus und dann schaffen wir es doch noch in letzter Sekunde“, ließ Dahmen die verrückten 123 Minuten im Karlsruher Wildparkstadion Revue passieren und sagt dann „Das war ein so unglaubliches Gefühl, dafür spielen wir Fußball.“
Nediljko Labrovic ist die Nummer eins beim FCA
Doch das tut er derzeit nicht regelmäßig. Zwar wurde er nach seinem Wechsel 2023 von Mainz zum FCA erstmals in seiner Karriere Stammtorhüter in der Bundesliga, doch schwankten seine Leistungen des Öfteren. Der FCA schuf eine Konkurrenzsituation und verpflichtete den Kroaten Nediljko Labrovic. Es sollte ein Wettkampf um die Nummer eins werden, der aber ausfiel. Denn Dahmen musste sich im Mai einer Sprunggelenkoperation unterziehen, die auch einen Knorpelschaden beseitigte. Er fiel lange aus. Labrovic nutzte die Situation, überzeugte Trainer Jess Thorup und hat seitdem seinen Stammplatz sicher. Dahmen musste auf der Bank nehmen.
Für ihn blieben bisher nur die drei Pokalspiele übrig, um sich zeigen zu können. Eine Situation, die er nur schwer akzeptieren kann: „Ich habe den Anspruch zu spielen und wenn ich es zeigen kann, versuche ich den Trainer zu überzeugen. Ansonsten ist es eine frustrierende Situation, die ich versuche, so schnell wie möglich zu ändern.“
FCA-Trainer Jess Thorup spicht Labrovic das Vertrauen aus
Doch eine gelungene Pokalnacht reicht FCA-Trainer Jess Thorup nicht.
Das machte er am Mittwoch auf der Pressekonferenz klar: „Die beste Antwort von Finn ist, sich auf dem Platz zu zeigen. Er soll so weitermachen wie heute“, lobte der Däne, fügt aber auch gleich an: „Im Moment ist Nedo die Nummer 1, er wird am Samstag in Frankfurt spielen.“ Also wird Dahmen beim Gastspiel in Hessen wieder auf der Bank Platz nehmen müssen.
Maximilian Bauer kommt von der Bank und trifft
Wie auch der zweite Pokalheld von Karlsruhe: Maxi Bauer. Der Teilzeit-Arbeiter auf der Innenverteidiger-Position hat seinen Stammplatz im Laufe der Vorrunde an Neuzugang Chrislain Matsima verloren. Bauer war auch in Karlsruhe erst in 98. Minute eingewechselt worden – für den von Krämpfen geplagten Marius Wolf. Bauer beackerte dann die für ihn ungewohnte linke Außenbahn und hatte dann seinen großen Auftritt beim Elfmeterschießen.
Lars Knudsen hat den richtigen Riecher
Beim Elfmeter-Training am Dienstag hatte Standard-Trainer Lars Knudsen seine fünf Kandidaten ausgesucht. Er traf eine gute Wahl. Alle fünf trafen. Bauer musste als Letzter ran: „ Lars hat das entschieden. Wir haben es am Dienstag noch geübt und ich habe mich gut gefühlt“, beschrieb Bauer in seiner typisch niederbayerischen Unaufgeregtheit die entscheidende Momente.
Maxi Bauer entschuldigt sich für KSC-Provokation
Auf dem Platz verlor er nach seinem Siegesschuss aber alle Hemmungen. Zuerst war er noch in Richtung seiner Mitspieler an der Mittellinie gestürmt, doch dann posierte er vor der KSC-Kurve. Und provozierte fast einen Platzsturm.
FCA-Trainer Thorup sah sich genötigt, auf der Pressekonferenz sich dafür zu entschuldigen. Das tat auch Bauer direkt nach dem Spiel. Er wirkte richtig erschrocken über seinen Ausraster: „Da muss ich mich entschuldigen. Da waren Emotionen dabei, aber da muss ich mich umdrehen und zu unseren Fans gehen.“
Pokalhelden sitzen bei Eintracht Frankfurt wieder auf der Bank
Allerdings waren schon vor seinem Elfmeter die Nerven blank gelegen. Schiedsrichter Tobias Stieler hatte die streitenden Torhüter Max Weiß und Finn Dahmen trennen müssen, nachdem der FCA-Torwart den Schuss von Heußer pariert hatte. „Unser Standardtrainer hat gesagt, ich soll den Ball an Maxi übergeben. Das wollte ich tun“, erklärte Dahmen. Durfte er aber nicht. Doch Bauer behielt auch so die Nerven und verwandelte. Die beiden Pokalhelden feierten dann auch gemeinsam. Und in Frankfurt sitzen sie wieder gemeinsam auf der Bank. Bauer nimmt es pragmatisch: „Ob Matchwinner oder nicht. Ich kann nur Gas geben und der Trainer entscheidet.“
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