Am Ende hatte der FCA zwei Punkte verloren. Wolfsburg einen gewonnen. Bis in die Nachspielzeit hatte der FCA 2:1 geführt, dann griff Torhüter Rafal Gikiwiecz daneben und es hieß am Ende 2:2 (2:0). Und so war kein FCA-Spieler nach dem 400. Bundesliga-Spiel in Feierlaune, auch wenn die Auswärtsniederlagen-Serie von fünf Pleiten in Folge gestoppt wurde.
FCA-Trainer Enrico Maaßen hatte sich dafür entschieden, das vertraute 4-4-2-System beizubehalten. Und so nahm er nur einen Wechsel gegenüber dem 1:1 gegen Schalke 04 vor der Länderspielpause vor. Dion Beljo ersetzte den Rot-gesperrten Ermedin Demirovic als Partner von Neu-Nationalspieler Mergim Berisha. Beljo hatte zuletzt bei der kroatischen U21-Nationalmannschaft beim 2:1-Sieg in England per Elfmeter getroffen.
FCA-Trainer Maaßen musste die schnellen Wolfsburger Stürmer in den Griff bekommen
Sein Teamkollege David Čolina war hingegen leicht angeschlagen von der Länderspielreise zurückgekehrt und fehlte deshalb in Wolfsburg. Dafür hatten Elvis Rexhbecaj und Maximilian Bauer ihre Verletzungen aus dem Schalke-Spiel vollständig auskuriert. Gerade der Ex-Wolfsburger Rexhbecaj ließ sich auch von einer Platzwunde nicht stoppen, die nach der Schalke-Partie mit zehn Stichen genäht werden musste.
Maaßen baute auf eine gewisse Flexibilität, um die schnellen Wolfsburger Stürmer in den Griff zu bekommen. "Nur hinten reinstellen geht nicht, aber nur hoch pressen auch nicht. Wir müssen immer wieder ihren Rhythmus brechen, damit sie sich nicht auf uns einstellen können", hatte der FCA-Trainer vor dem Spiel erklärt. "Aber am wichtigsten ist, dass wir die nötige Griffigkeit haben."
So wie im Hinspiel, als man sich nach zehn Gelben Karten für beide Teams 1:1 getrennt hatte, oder wie beim Wintertest, den der FCA 1:0 gegen den Tabellensiebten gewonnen hatte.
Und so begann der FCA mutig. Schon nach 37 Sekunden erkämpfte Beljo die erste Ecke. Die konnten die Wolfsburger noch abwehren, doch den zweiten Eckball, scharf getreten von Arne Engels, köpfte Maximilian Arnold in fast perfekter Stürmermanier ins eigene Tor. Eine 1:0-Führung nach nur zwei Minuten – besser hätte der FCA nicht in sein Jubiläumsspiel starten können.
In der 32. Minute traf Berisha zum 2:0
Doch nach diesem turbulenten Auftakt verflachte die Partie ein wenig. Die Wolfsburger mussten diesen frühen Wirkungstreffer erst einmal verdauen, der FCA verlegte sich auf konzentrierte Defensivarbeit, um auf eigene Konter zu lauern. Den Wolfsburgern gelang es schon immer wieder mal, die FCA-Linien zu überspielen, doch so richtig gefährlich wurden sie nicht. Und auch in der 20. Minute war der FCA eigentlich geordnet. Doch griff Arne Maier im eigenen Strafraum den Österreicher Patrick Wimmer viel zu ungestüm an, sodass Schiedsrichter Martin Petersen (Stuttgart) zu Recht auf den Elfmeterpunkt zeigte. Die Chance für Unglücksrabe Arnold, sein Eigentor auszugleichen. Der Wolfsburger Kapitän trat an und wuchtete den Ball wie ein Football-Kicker über die Querlatte (22.). Auch, weil FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz die Nerven behielt und stehen geblieben war. Es schien, als wollte der VfL-Kapitän das FCA-Jubiläumsspiel nicht stören.
Der FCA nahm dieses Geschenk der Gastgeber gerne an und setzte in der 32. Minute mit einer unglaublichen Effizienz nach. Arne Engels eroberte mit einer toll gesetzten Grätsche im Mittelfeld den Ball, schickte Mergim Berisha mit einem genau getimten Pass auf die Reise, der nahm genau Maß und wuchtete den Ball mit links humorlos ins lange Eck des Wolfsburger Tors zum 2:0 (32.). Es war das neunte Saisontor des Neu-Nationalspielers, der damit Werbung in eigener Sache machte. Im Duell der beiden Teams mit der besten Torschuss-Effizienz in der Bundesliga zeigte sich der FCA den Wolfsburgern klar überlegen.
Denn Wolfsburg ging mit seinen Chancen weiter mehr als fahrlässig um. In der 45. Minute köpfte Wimmer vollkommen frei am Augsburger Tor vorbei. Und so ging der FCA mit einer 2:0-Führung in die Pause, an der Wolfsburg mindestens genauso großen Anteil hatte wie die Augsburger selbst.
In letzter Sekunde traf Nmecha für Wolfsburg zum Ausgleich
Doch unterkriegen lassen wollte sich der VfL nicht. Schon Minuten vor dem FCA standen sie wieder im leichten Nieselregen auf dem Rasen. Und der FCA konnte nicht verhindern, dass sich Wolfsburg weiter Chancen erspielte. Doch weder Yannick Gerhardt (48.) noch Omar Marmoush (56.) nützten ihre Möglichkeiten.
Je länger das Spiel nun dauerte, desto verzweifelter wurden die Versuche der Gastgeber, die gut gestaffelte FCA-Abwehr zu überwinden. FCA-Trainer Maaßen wechselte, nahm unter anderem den angeschlagenen Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und Torschütze Berisha vom Platz. Der FCA bekam das Spiel immer mehr in den Griff. Bis zur 84. Minute. Luca Waldschmidt köpfte eine Freistoßflanke von Arnold über die Linie zum 1:2. Der Treffer überstand auch die Abseitsüberprüfung. Plötzlich wurde es noch einmal hektisch. Die Nachspielzeit schien schon abgelaufen, Schiedsrichter Petersen hatte die Pfeife schon im Mund, ließ aber eine letzte Flanke noch einmal zu. Die flog in den FCA-Strafraum, Torhüter Gikiewicz griff daneben und in der letzten Sekunde traf dann Felix Nmecha zum 2:2 (90.+6): Ein Nackenschlag in allerletzter Sekunde.
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Unsere Sportreporter reisen mit dem FC Augsburg quer durch die Republik, notfalls auch Europa und die ganze Welt, um über das Geschehen erzählen zu können. Im FCA-Podcast "Viererkette“ sprechen sie darüber. Eine neue Folge erscheint nach Spieltagen immer montags bis 18 Uhr.