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Aufstieg: FC Augsburg: Das Warten hat sich gelohnt

Aufstieg

FC Augsburg: Das Warten hat sich gelohnt

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    Der Moment, in dem alles gut wurde. Stephan Hain macht das 2:1 für den FC Augsburg gegen den FSV Frankfurt.
    Der Moment, in dem alles gut wurde. Stephan Hain macht das 2:1 für den FC Augsburg gegen den FSV Frankfurt. Foto: dpa

    „Wir schalten um nach Frankfurt.“ „Hallo, hier ist Köln.“ „Querpass nach Hamburg.“ „Elfmeter in München.“ Augsburg war nie dabei in der großen Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag. Dabei sehnte man sich schon als Kind gerade danach.

    1966 hat einen dieser verdammte Virus infiziert. Damals, als Pak Do-Ik mit seinem Tor die große Sensation gelang und Nordkorea bei der Weltmeisterschaft in England Italien besiegte.

    Oder Eusebio. Keiner schoss so schöne Tore wie der Portugiese. Dann war da noch Helmut Haller, der für die deutsche Nationalelf zauberte. Für den Titelgewinn reichte es dennoch nicht. Weil dieser „blöde“ Schiedsrichter aus der Schweiz und der noch „dümmere“ Linienrichter aus Russland den Engländern ein Tor schenkten, das nie und nimmer eines war.

    Die späten 60er halt. Einen besseren Einstieg als Fußball-Fan konnte man sich eigentlich nicht wünschen. Vielleicht liegt das auch an der eigenen Wahrnehmung, aber es war die Zeit, als der Fußball zu blühen begann. Die Bundesliga war noch relativ frisch. 1963 war die Gründung. Köln, Bremen und 1860 München waren die ersten Meister.

    Von der Bundesliga, da träumte auch der Augsburger. Da und nirgends anders wollte man hin. In eine Liga, in der der MSV Duisburg noch Meidericher SV hieß, wo später Günter „Meister“ Pröpper die Tore für den Wuppertaler SV schoss und wo das Stadion von Borussia Dortmund die „Kampfbahn Rote Erde“ und nicht der „Signal-Iduna-Park“ war. Doch der Augsburger hockte auf einer einsamen Insel. Fußball ja, aber Bundesliga war keine in Sicht. Man war umgeben von Menschen, die sich halt dann ihren Verein suchten. Den Lieblingsverein, der höherklassig spielte. Aber welchen? Da waren mehrere Faktoren abhängig. Sympathie, Nähe, Erfolg und natürlich eine schöne Spielweise. Letzteres führte dazu, dass es in unserer Region massenhaft Fans von Borussia Mönchengladbach gab. Die „Mönche“ spielten über Jahre hinweg den attraktivsten Fußball. Der TSV 1860 und der FC Bayern München boten sich ebenfalls an, weil München ja nur einen Katzensprung entfernt war. Aber auch der Hamburger SV, der 1. FC Köln oder der 1. FC Nürnberg fanden ihre Liebhaber.

    42 Jahre später

    Aber das waren reine Notlösungen. Wer in Augsburg aufgewachsen ist, wollte eigentlich mit dem FCA nach oben. Spätestens, als die Fusion der zwei größten Augsburger Klubs (BC Augsburg und Schwaben Augsburg) 1969 über die Bühne ging und der Verein nun FC Augsburg hieß, schien das Ziel nahe zu sein.

    „Nur“ 42 Jahre später ist der Augsburger am Ziel seiner Träume angekommen. Es gibt zwar keine „Kampfbahn Rote Erde“ mehr, Meister Pröpper ist auch schon in Rente, aber schön ist Fußball immer noch. Dennoch ist es in diesen Tagen wichtig, auf dem Teppich zu bleiben. Nicht nur, weil Augsburg Neuland betritt. Es wird große Umstellungen geben. Nicht nur im Verein, auch die Stadt muss sich auf andere Dinge einstellen.

    Es kann zum Beispiel laut werden. Bisher wurde es meist nur dann richtig laut, wenn der TSV 1860 München in Augsburg spielte.

    In der Bundesliga herrschen andere Dimensionen. Die Zeiten, zu denen eine Handvoll Fans aus Paderborn, Fürth oder Oberhausen, Fähnchen schwingend am Königsplatz stehen, gehören jetzt der Vergangenheit an. Dortmunder, Schalker, Frankfurter, Stuttgarter oder Bayern-Fans reisen in Heeresstärke an.

    Der große Nachteil: Es wird nicht immer friedlich bleiben. Die Sicherheitsvorkehrungen müssen verstärkt werden. Die Impuls-Arena wird vermutlich öfter aus allen Nähten platzen. Bei Spielen gegen Bayern, Hamburg, Schalke, Bremen, Dortmund oder Stuttgart werden die Plätze schnell verkauft sein.

    Der Fan ist natürlich zunächst einmal gespannt, wie es für den Verein in sportlicher Hinsicht läuft. Nun, es ist davon auszugehen, dass zumindest am Anfang der Saison der Anspruch nicht allzu groß ist. Der Augsburger neigt ohnehin mehr zum Pessimismus als zum Optimismus. Schon in den vergangenen Wochen der 2. Liga wurde das Unternehmen Aufstieg von einem Großteil der FCA-Freunde eher skeptisch betrachtet. Aber das wird sich vermutlich ändern. Der Augsburger und die ganze Region hat sich auch schnell umgestellt, als der Verein nach langem Mauerblümchen-Dasein 2006 den Sprung in die 2. Liga schaffte.

    Dass am Anfang eher mehr Skepsis herrscht, ist vielleicht auch gar nicht so schlecht. Der Klub selbst steht dadurch nicht ganz so unter Druck. Dennoch, der Aufstieg wird jetzt vor allem in den kommenden Tagen große Neugierde auslösen. Mit welchen Spielern will der FC Augsburg die Aufgabe Bundesliga bewältigen? Ohne jetzt irgendwelche Namen zu nennen, aber es wird einige Akteure im aktuellen Kader geben, für die die Bundesliga eine Hausnummer zu groß ist. Das heißt, der Verein muss sich auf einigen Positionen verstärken. Dass Trainer Jos Luhukay und Manager Andreas Rettig dies im Kreuz haben, das haben sie bereits im vergangenen Jahr bewiesen. Dennoch, es wird im ersten Jahr kein anderes Ziel geben als den Klassenerhalt. Während der FCA in der vergangenen Saison um die „Sonnenplätze“ spielte, wird nun künftig wohl der „Keller“ das neue Zuhause sein.

    Aber in der Bundesliga ist auch das eine spannende Sache. Durch die Relegationsspiele am Ende der Saison wird der Abstiegskampf noch zusätzlich aufgewertet. Der FC Augsburg hat das in den vergangenen Tagen am eigenen Leib spüren dürfen. Die Begeisterung nach dem Aufstieg war riesengroß. Augsburgs Prachtstraße, die Maximilianstraße, war in ein rot-grün-weißes Farbenmeer getaucht.

    Der Anfang ist jetzt gemacht. Es war ein steiniger Weg, der den Verein bis in die Bundesliga führte. Doch nun ist man angekommen, und diese Chance gilt es zu nutzen. Der Augsburger Fußball ist nun auch in Deutschland ein Werbeträger geworden. Zuvor war das nur die Puppenkiste, Bertolt Brecht, Helmut Haller oder der verstorbene Schlagersänger Roy Black. In den deutschen Medien wird Augsburg nun öfter vertreten sein.

    Ob positiv oder negativ, das ist natürlich noch nicht ganz sicher. Das wird sich zeigen, wie es für den FCA läuft und was der Klub und die Fans für eine Außendarstellung an den Tag legen. Eine neue Zeitrechnung hat begonnen. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Es ist auch ein Grund, stolz zu sein. Augsburg wird wachsen, und zusätzlich wird die Frauen-Fußball-WM in diesem Jahr der ganzen Region noch einen weiteren Schub geben.

    Doch darüber schreiben wir mal an anderer Stelle. Jetzt freuen wir uns auf die Bundesliga. Und wenn wir es nicht ins Stadion schaffen, dann hören wir die Konferenz im Radio: „Hallo, hier ist Augsburg. Am Spielstand hat sich nichts geändert. Der FCA führt seit der 60. Minute gegen den FC Bayern immer noch 1:0 …

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