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Virtual Bundesliga: Yannic Bederke startet als E-Sportler für den FCA in die neue Saison

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Yannic Bederke startet als E-Sportler für den FCA in die neue Saison

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    Virtuelle Bundesliga: Die Brüder Yannic (links) und Philipp Bederke sind beim E-Sports-Event des FC Augsburg in ihrem Element und haben Playstation und XBox voll im Griff.
    Virtuelle Bundesliga: Die Brüder Yannic (links) und Philipp Bederke sind beim E-Sports-Event des FC Augsburg in ihrem Element und haben Playstation und XBox voll im Griff. Foto: Michael Hochgemuth

    Finnbogason nimmt den Ball an, läuft auf Lichtsteiner zu, lässt ihn mit einer Körpertäuschung stehen und knallt die Kugel unhaltbar für Koubek unter die Latte. Die Fans in Augsburgs Arena jubeln, toben, feiern den Torschützen. Auf der Gegenseite schüttelt Finnbogason den Kopf und legt sich den Ball zum Anstoß bereit. Moment: Zwei Finnbogasons, die gegeneinander kicken?

    Auf dem virtuellen Rasen des Computerspiels „Fifa 20“ ist das möglich. Die vier E-Sportler des FC Augsburg sitzen in der Fankneipe an der Arena und duellieren sich in Zweierteams. Auf der einen Seite die Brüder Yannic und Philipp Bederke, auf der anderen Christoph Geule und Lukas Rathgeb. Vor ihnen auf dem Bildschirm: natürlich der FCA gegen den FCA.

    Die Brüder Bederke sind Fans und Mitglieder des FC Augsburg

    In der E-Sports-Szene ist Yannic Bederke das Aushängeschild des FCA – er nennt sich „Yannic0109“. Die Zahlen stehen für seinen Geburtstag. Im Mai spielte sich Bederke in der Virtual Bundesliga (VBL), der deutschen Meisterschaft in der Online-Welt, unter die Top drei. Lediglich dem späteren Sieger musste er sich geschlagen geben. Am Montag nun startet die kommende Saison.

    E-Sports boomt. Bundesligisten wie Schalke 04 oder VfL Wolfsburg bedienen sich längst am Spielermarkt und zahlen ihren Protagonisten üppige Gehälter. Preisgelder für Online-Turniere liegen im sechsstelligen Bereich. In Augsburg hingegen hält sich die Begeisterung noch in Grenzen.

    Yannic, 19, ist zusammen mit Bruder Philipp in Hüssingen, einem kleinen Ort bei Oettingen (Kreis Weißenburg-Gunzenhausen), aufgewachsen. Seit Jahren spielen die beiden Fifa auf der XBox – online seit 2012. Das Internet in ihrem Heimatdorf war damals noch nicht ausgebaut. Philipp Bederke erinnert sich: „Ich musste ein Kabel aus dem Keller durch das ganze Zimmer legen, um an der Konsole ins Internet zu kommen.“ Dafür war die Telefonleitung dann dauerhaft belegt.

    FCA-Finanzgeschäftsführer Ströll rechtfertigt Engagement in E-Sports

    Die Brüder identifizieren sich mit dem FCA, sind Fans und Mitglieder. So kam 2018 der Kontakt zum Klub zustande. Bezahlt werden die Computerspieler nicht. Treten sie für den FCA auf Turnieren oder Events an, erhalten sie eine Aufwandsentschädigung.

    Intensiv diskutierten FCA-Mitglieder und Verantwortliche auf der diesjährigen Hauptversammlung über das Zocken an der Spielekonsole. Aufeinander trafen die wirtschaftlichen Interessen des Bundesligisten und die Ansichten der Traditionalisten aus der aktiven Fanszene. Finanzgeschäftsführer Michael Ströll stellte die Vermarktungsmöglichkeiten auf dem „rasant wachsenden Markt“ heraus, sprach von weltweit knapp 100.000 Menschen, die das Spiel „Fifa 2019“ als FCA gespielt hätten.

    Der Jahresumsatz von E-Sports wird 2023 auf 144 Millionen Euro geschätzt. Damit werden nationale Topligen im Handball, Eishockey oder Basketball übertroffen. „Für uns ist das eine interessante Möglichkeit, den FCA international bekannt zu machen“, sagt Ströll. Zwei Gründe würden das Engagement des FCA in E-Sports rechtfertigen: „Wir können damit Fans für den FCA begeistern und Geld verdienen.“

    E-Sports beim FCA: Aktive Fanszene kritisiert dieses Engagement

    Das E-Sports-Konzept des FCA sieht vor, dass ausschließlich Fans sowie Mitglieder des realen Vereins den Klub in der virtuellen Welt vertreten. Ströll betont, man werde keinen Nachwuchs ausbilden oder sich an den Geschäftsgebaren mit Spielerberatern und bezahlten Profispielern beteiligen.

    Dieses Versprechen allein genügt der aktiven Fanszene nicht, um E-Sports innerhalb ihres Klubs zu akzeptieren. Mit Beginn des Engagements regte sich im harten Kern der Anhängerschaft Widerstand. Die Ultras stören sich nicht grundsätzlich an E-Sports, vielmehr daran, dass sich der FCA aktiv daran beteiligt. Für sie bedeutet Fußball ein reales Stadionerlebnis, bedingungslose Unterstützung und Leidenschaft – nicht aber das Zocken am Kontroller.

    Augsburger Fans würden sich in dieser Thematik eine Politik wünschen, wie sie Borussia Dortmund, Union Berlin oder der SC Freiburg betreiben. So erklärte Union jüngst, E-Sports hätte nichts mit ihrem Verständnis von Fußball zu tun.

    Trotz Virtual Bundesliga: Das FCA-Trikot bleibt sauber

    Freiburgs Sportdirektor Jochen Saier äußerte sich im Kicker deutlich: „Wir unternehmen ganz viele Dinge, um Kinder weg vom TV-Verhalten auf den Platz zu holen. Wir würden diese Überzeugung und Anstrengung torpedieren, wenn wir sagen, es ist wahnsinnig toll, wenn ihr euch noch drei Stunden on top vor der Flimmerkiste duelliert, wo ihr euch sowieso schon zu wenig bewegt.“

    Ob E-Sports nun als wahrer Sport angesehen wird oder nicht – für die Brüder Bederke bleibt das nebensächlich. Sie schätzen den Wettbewerb in der „Virtual Bundesliga“ – und das Trikot des FC Augsburg bleibt dabei stets sauber.

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