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FC Augsburg: Stafylidis ist beim FCA umworben - aber auch kaltgestellt

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Stafylidis ist beim FCA umworben - aber auch kaltgestellt

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    Privates Glück: Konstantinos Stafylidis und seine Freundin Epida bei der Premiere von „Mehr als 90 Minuten“.
    Privates Glück: Konstantinos Stafylidis und seine Freundin Epida bei der Premiere von „Mehr als 90 Minuten“. Foto: Christian Kolbert, Kolbert Press

    Für Konstantinos Stafylidis war die Premiere der Dokumentation des FC Augsburg „Mehr als 90 Minuten“ mehr als ein toller Kino-Abend mit seinen Profi-Kollegen und seiner Freundin Elpida, 25. „Der Film hat sehr viele Emotionen geweckt, nicht nur bei mir, sondern bei uns allen“, sagt der 25-jährige Linksverteidiger etwas mehr als eine Woche später. Er sitzt im Presseraum der WWK-Arena und erklärt, warum der Rückblick in die 111-jährige Vereinsgeschichte ihn so emotional berührt hat: „Da waren für mich viele persönliche Höhepunkte dabei, wie die Euro-League-Spiele gegen Partizan, Bilbao und natürlich die beiden Spiele gegen Liverpool.“

    Damals im Februar 2016 war der griechische Nationalspieler Stammspieler beim FCA, stand bei beiden Partien gegen den englischen Traditionsklub 90 Minuten auf dem Platz und hätte an der Anfield Road beinahe für einen aus Augsburger Sicht historischen Moment gesorgt. Sein Freistoß in der 89. Minute touchierte aber nur die Querlatte, der FCA verlor 0:1 und war nach dem 0:0 im Heimspiel ausgeschieden. Damals schien der 22-jährige Stafylidis, der im Sommer 2015 von Bayer Leverkusen für 2,5 Millionen Euro geholt worden war, alle Hoffnungen, die ihn in gesetzt waren, zu erfüllen.

    Heute sind diese Erinnerungen für den 25-Jährigen so weit entfernt, wie das erste Spiel des FCA-Vorgängervereins FC Alemannia im Jahre 1907. Sein letzter Bundesliga-Einsatz für den FCA ist so lange her, dass Stafylidis lange nachdenken muss. „Ich weiß es nicht mehr genau. Hm, ich denke, es war gegen Bayern München. Das muss ein Jahr her sein, oder?“ Richtig. Am 18. November 2017 durfte er bei der 0:3-Niederlage 21 Minuten ran.

    Stafylidis wurde beim FC Augsburg auf die Bank verbannt

    Seitdem ist Stafylidis außen vor, egal ob der Trainer Markus Weinzierl, Dirk Schuster oder Manuel Baum hieß. Natürlich warfen den Griechen immer wieder Verletzungen zurück, doch hat seine Verbannung auf die Bank mehr mit dem Aufstieg von Philipp Max zu tun als mit einer sportlichen Krise von Stafylidis. Max, der offensiv ausgerichtete Außenverteidiger mit dem sensiblen Flankenfuß war mehr gefragt als der zweikampfstarke Eisenfuß Stafylidis mit dem harten Schuss.

    In der Winterpause 2017 ließ sich Stafylidis dann zu Stoke City ausleihen. Dort in der Premiere League blühte er zunächst auf. Die englische Art Fußball zu spielen, war ihm anscheinend auf den Leib geschneidert. Stafylidis geht kompromisslos als Verteidiger dazwischen, ohne wirklich unfair zu spielen. Sein Foul an Breel Embolo Mitte Oktober 2016, der Schalker fiel mit einem Bruch des Sprunggelenkes und des Wadenbeines monatelang aus, war da ein negativer Aussetzer.

    Es lief gut in Stoke für Stafylidis bis zum März. Dann verletzte er sich bei der griechischen Nationalmannschaft und eine Leidenszeit begann. „Ich hatte mir bei der Nationalmannschaft eine Rippe gebrochen. Ich musste drei, oder vier Wochen pausieren, es ging mir besser.“

    Was er nun erzählt, erinnert an eine Slapstick-Komödie. „Dann habe ich im Hotel niesen müssen und die Rippe ist wieder gebrochen. Danach dauerte es über drei Monate, bis ich wieder gesund war.“ Seine Leihe endete, er ging in den Urlaub. Als er im Sommer zum FCA zurückkam, hatte er insgesamt vier Monate nicht mehr richtig trainieren können. Stafylidis: „Ich begann zwei Wochen früher, hatte danach aber immer wieder muskuläre Probleme. Erst seit zwei Monaten trainiere ich jetzt normal.“

    Doch an seiner Situation hat sich nicht geändert. Der ehrgeizige Grieche muss tatenlos zusehen. Er wirkt etwas ratlos: „Für mich ist es im Moment, wie im letzten Jahr auch schon, eine wirklich schwierige Zeit.“ Er könne nur hart trainieren. „Das Spielfeld ist der Spiegel der Spieler. Es ist einfach, zu sagen, ich bin der Beste. Aber wenn du auf den Platz gehst, musst du es zeigen. Ich kann mich nur im Training beweisen. Mehr kann ich nicht tun. Vielleicht bekomme ich ja meine Chance irgendwann einmal.“

    Stafylidis: "Für meinen Kopf ist es wirklich hart"

    Dennoch hat Stafylidis aus seiner misslichen Lage Lehren gezogen: „Letztes Jahr war ich jeden Tag wütend. Ich habe mich jeden Tag gefragt, warum soll ich überhaupt trainieren? Dieses Jahr habe ich zu mir selbst gesagt: Stafy, trainiere gut, mach keinen Ärger, denke jeden Tag positiv. Du hast nichts falsch gemacht, es ist nicht dein Problem. Wenn der Trainer mir vertraut, soll er mich bringen, wenn nicht, kann ich auch nichts machen.“

    Es gibt durchaus Stimmen, gerade aus dem Fanlager, die Stafylidis gerne einmal wieder auf dem Spielfeld sehen würden, um Dauerläufer und -spieler Max einmal eine Pause zu gönnen, um das robuste Element in diesen rauen Zeiten nach drei Niederlagen in Folge wieder zu betonen. Doch daran scheint Baum derzeit noch nicht zu denken. Stafylidis bringt dafür sogar ein wenig Verständnis auf: „Er versteht meine Situation und wie ich mich fühle. Ich trainiere gut. Er sieht das, aber ich weiß auch, dass es für den Trainer schwierig ist. Philipp spielt gut, da ist es schwierig, zu wechseln.“

    Nach außen gibt sich Stafylidis cool. Erklärt, dass er auch von seiner großen Familie, er hat drei Brüder, keinen Trost will und braucht: „Ich bin ein harter Junge. Ich hasse es, wenn jeder zu mir kommt und sagt: Das wird schon wieder. Sie sollen mich in Ruhe lassen oder über etwas anderes sprechen. Ich weiß, was ich zu tun habe. Meine Familie kennt mich und darum sprechen wir nicht so oft über meine Situation.“

    Doch die Untätigkeit am Wochenende geht an ihm nicht spurlos vorbei: „Für meinen Kopf ist es wirklich hart. Jeder erzählt mir, dass sie sehr glücklich mit mir sind, weil ich immer 100 Prozent gebe, dass ich so weitermachen und geduldig bleiben soll. Aber ich spiele nicht.“

    Sportliche Misere: Für Stafylidis ist beim FCA derzeit nur Platz auf der Bank oder der Tribüne.
    Sportliche Misere: Für Stafylidis ist beim FCA derzeit nur Platz auf der Bank oder der Tribüne. Foto: Ulrich Wagner

    Die Situation ist für ihn verfahren. Der FCA umwirbt ihn, stellt ihn aber gleichzeitig kalt. Für den Bundesligisten ist Stafylidis der ideale Ersatz für Max. Er könnte sofort spielen, sollte der Linksverteidiger ausfallen. Und wer weiß, vielleicht macht ein großer Klub im Sommer ja ernst und gibt ein „unmoralisches“ Angebot für den Senkrechtstarter ab, das der FCA nicht ablehnen kann.

    Deshalb würde der Verein gerne den im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern. Stafylidis bestätigt das: „Ich will aufrichtig sein, es gab schon Gespräche mit Manager Stefan Reuter. Der FCA würde gerne mit mir einen neuen Vertrag abschließen.“ Stafylidis gibt sich aber zurückhaltend: „Ich finde, es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, über meinen Vertrag zu sprechen. Wir haben gerade eine schwierige Situation mit dem Team. Darum will ich mich auf die Arbeit mit dem Team konzentrieren, weil wir etwas tun müssen. Wir haben diese Platzierung nicht verdient, weil wir gut gespielt haben.“

    Derzeit tendiert er eher gegen einen Wechsel in der Wintertransferperiode, die am 1. Januar beginnt. Es wäre für den FCA die letzte Gelegenheit, Geld für Stafylidis zu bekommen. Der sagt: „Es kommt auf vieles an: auf den Verein, wie ich mich im Winter fühle, welche Optionen gibt es. Derzeit sieht es eher danach aus, dass ich erst mal bis zum Sommer bleibe. Im Fußball weiß man aber nie.“

    FC Augsburg: Im Sommer wäre Stafylidis  ablösefrei

    Im Sommer wäre Stafylidis ablösefrei, stünden ihm alle Türe offen. Auch zu seinem Heimatverein PAOK Saloniki. „PAOK ist kein Verein für mich, es ist mehr wie eine Familie.“ Doch ist das alles noch Zukunftsmusik. Die Gegenwart führt ihn am Samstag dahin, wo in Deutschland für ihn alles begann: zu Bayer Leverkusen. Der Werksklub hatte ihn 2013 von Saloniki nach Deutschland geholt, von Bayer wechselte er dann zum FCA.

    Enge Verbindung nach Leverkusen hat Stafylidis nicht mehr. „Ich habe dort keine Freunde, aber ganz gute Beziehungen zu den Jungs. Leverkusen hat mir die Chance gegeben, von Griechenland in die Bundesliga zu kommen. Es ist ein ganz wichtiges Spiel für beide Mannschaften, aber es ist kein besonderes Spiel für mich.“ Verständlich, denn er wird wohl wieder nur zuschauen.

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