Die Spiele gegen Borussia Dortmund hatten in der vergangenen Saison großen Unterhaltungswert. 14 Tore fielen in den zwei Partien. Jubeln konnten allerdings nur die Dortmunder Anhänger. 5:1 und 5:3 für den BVB. Auch in dieser Saison boten beide Teams ein bemerkenswertes Fußballspiel. Fußball-Rastellis in schwarz-gelb trafen auf Fußball-Arbeiter ganz in weiß. Doch diesmal behielten die Augsburger die Oberhand und gewannen mit 2:0 (1:0). Es war der zweite Saisonsieg im zweiten Spiel nach dem 3:1 bei Union Berlin. Das ist dem FCA seit dem Aufstieg noch nie gelungen.
Es war ein Sieg der Leidenschaft und Effektivität gegen Fußballkunst ohne richtiges Herz. Anders als im Januar hatte der FCA eine Zwei-Tore-Führung über die Zeit gebracht.
Für Heiko Herrlich war es gegen seinen Ex-Klub das erste Heimspiel vor Zuschauern seit seinem Amtsantritt im März. „Ich freue mich erstmal vor Zuschauer zu spielen, auch wenn Stadion nicht voll ist“, sagt er bei Sky und bat um Mithilfe. „ Wir spielen gegen eine internationale Spitzenmannschaft, die sicher mehr Ballbesitz hat. Da tut uns es uns gut, wenn jede Balleroberung von uns unterstützt wird.“
Andre Hahn rückte in die Startelf
Die 6000 zugelassenen Zuschauern saßen fein nach dem Hygienekonzept verteilt auf den Sitzplätzen, die Stehplätze auf der Ulrich-Biesinger-Tribüne waren gesperrt. Die Ultras blieben wie eigentlich überall in der Bundesliga dem Spiel fern. Und trotzdem kam fast schon richtige Augsburger Bundesliga-Stimmung auf. Jede Balleroberung wurde frenetisch beklatscht. Und das war auch dringend nötig. Die Dortmunder drückten den FCA von Beginn an tief in die eigene Hälfte. Da gab es schön anzusehende Ballstaffetten über fast ein Dutzend Stationen und nach 20 Minuten hatten die Dortmunder über 80 Prozent Ballbesitz. Die Haalands, Sanchos und Bellinghams zauberten, doch am Ende war es meist eine brotlose Kunst. Denn die FCA-Spieler schauten zu Beginn der Partie den Kunststückchen oft mit Staunen zu, doch am verteidigten sie dann doch so geschickt und machten die Mitte dicht, sodass es kaum richtig gefährlich wurde. Und wenn dann stand FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz immer richtig. Nach vorne ging beim FCA allerdings nicht viel. Das lag auch daran, dass Herrlich auf seinen schnellsten Offensivspieler, Ruben Vargas verzichten musste, der seit Beginn der Woche mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte. Dafür war Andre Hahn in die Startelf gerückt.
Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, bis der FCA seinen Respekt immer mehr ablegte, und die Dortmunder nun auch mal etwas fester anfasste. Das passte den Dortmundern gar nicht, Erling Haaland und Jeffrey Gouweleeuw gerieten an einander. Schiedsrichter Martin Petersen verteilte gleich ein paar gelbe Karten. Doch es war nicht zu übersehen, dass die FCA-Profis immer mehr Selbstbewußtsein entwickelten und sich immer mehr zutrauten.
Und das zahlte sich in der 40. Spielminute aus. Daniel Caligiuri trat einen Freistoß aus dem linken Halbfeld perfekt vor das Tor von Roman Bürki und Felix Uduokhai verwandelte per Kopf unhaltbar zum 1:0 für den FCA. Eine Großchance, ein Tor. Dortmund hatte 45 Minuten den Ball (78 Prozent), der FCA aber die Halbzeitführung.
"Spitzenreiter, Spitzenreiter" hallte durch das Stadion
Und diese Effektivität, die schon beim Sieg in Berlin augenfällig war, behielt der FCA bei. In der 54. Minute schickte Florian Niederlechner Daniel Caligiuri auf die Reise und der routinierte Neuzugang behielt im Duell mit Bürki die Nerven und schob überlegt zum 2:0 ein. Aus zwei Chancen hatte der FCA zwei Tore gemacht. Die Dortmunder sahen sich ungläubig an, die 6000 Zuschauer feierten ihre Jungs. Doch auch Januar, beim 3:5 hatte der FCA nach 55 Minuten mit 3:1 geführt, ehe Haaland kam.
Doch der stand diesmal schon auf dem Feld und wirkte genauso ratlos wie seine Mitspieler. Denn das Augsburger Bollwerk hielt. Heiko Herrlich brachte früh mit Finnbogason, Oxford und Jensen drei frische Kräfte. Auch BVB-Trainer Lucien Favre reagierte, doch an der uneffektiven Spielweise änderte sich nichts. Und wenn die Dortmunder einmal eine Lücke im engmaschigen Abwehrnetz fanden, war Gikiewicz nicht zu überwinden. Zweimal reagierte er in den letzten zehn Spielminuten glänzend und hielt damit den Sieg fest. Es war der zweite am zweiten Spieltag und damit war der FCA auf jeden Fall bis Sonntag Tabellenführer. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, hallte es durchs Stadion. Die 6000 hörten sich fast wie 30.000 an..
Startaufstellung FC Augsburg: Gikiewicz - Framberger, Uduokhai, Gouweleeuw, Iago - Gruezo, Khedira - Caligiuri, Hahn - Gregoritsch, Niederlechner (cup/eisl)
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