Florian Niederlechner scheint ein furchteinflößender Typ zu sein. Zumindest für Torhüter in der Fußball-Bundesliga. Eigentlich wirkt der Stürmer des FC Augsburg eher ruhig und sympathisch. Sobald er aber auf einen Torhüter zustürmt, scheinen die weiche Knie zu bekommen. Vor einer Woche Leverkusens Niklas Lomb, als er sich den Ball selbst vom Fuß und damit vor die Füße des ihn angreifenden Niederlechner schoss.
Am Sonntag nun der Mainzer Robin Zentner, der weitgehend unbedrängt viele Möglichkeiten für einen sauberen Pass hatte. Der FSV-Torhüter aber spielte den Ball genau zu Niederlechner, der gedankenschnell in die Mitte zu André Hahn weitergab – schon stand es 1:0 (25.) für die Gäste. "Ich bin ein Stürmer, der dahin geht, wo es weh tut. Nur so kann man solche Fehler erzwingen", sagte Niederlechner.
Der FC Augsburg hat seine Sieglos-Serie gegen Mainz 05 beendet
Es war eine verdiente Führung, die die Augsburger anders als vor einer Woche diesmal ins Ziel bekamen. Durch den knappen Erfolg gegen den Tabellenvorletzten haben die Augsburger nicht nur ihre frustrierende Serie von nur einem Sieg aus acht Partien beendet, sondern auch die Tabellensituation deutlich angenehmer gestaltet. Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt nun acht Punkte, das lässt die kommenden Aufgaben mit deutlich mehr Ruhe angehen. Der FCA scheint auf einem guten Weg, auch das zehnte Bundesligajahr erfolgreich – also mit dem Klassenerhalt – zu beenden. "Der Sieg war sehr wichtig, die drei Punkte tun uns gut", sagte Daniel Caligiuri. Und: "Heute ging es nur über den Kampf, dafür waren wir bereit."
FCA-Trainer Heiko Herrlich hatte seine Startelf im Vergleich zum 1:1 gegen Leverkusen nur auf einer Position verändert. Für Ruben Vargas kam André Hahn zum Einsatz. Beide haben gute Erinnerungen an das Hinspiel gegen Mainz. Vargas hatte mit einem Fallrückzieher beim 3:1-Erfolg geglänzt, Hahn waren gleich zwei Tore gelungen. Und am Sonntag legte er gleich noch eines nach. Wobei die Aufgabe nicht sonderlich schwer war. Er musste den Ball nach Niederlechners Querpass nur noch ins leere Tor schieben. Mainz-Torwart Zentner konnte seinen Fehler nicht fassen. Er schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen, er wusste genau, welch’ Patzer ihm da unterlaufen war.
Mainz 05 tat sich gegen den FCA auf dem unebenen Rasen schwer
Zumal sich die Gäste durch diesen Führungstreffer noch intensiver auf ihre ohnehin schon kompakte Defensive konzentrieren konnten. Mainz tat sich entsprechend schwer, auf dem sehr unebenen und rutschigen Rasen zu Chancen zu kommen. Ein bewährtes Mainzer Mittel waren wie auch in den vergangenen Spielen viele lange Bälle. Die allerdings bekam die Augsburger Defensivkette um Jeffrey Gouweleeuw und Felix Uduokhai gut in den Griff. So musste FCA-Torwart Rafal Gikiewicz in der ersten Halbzeit nur zweimal eingreifen: Erst fing er den Flachschuss von Danny Latza sicher (15.), später faustete er einen ebenfalls von Latza abgefeuerten Fernschuss mit einer Flugparade spektakulär weg (39.).
Der FCA dagegen hatte schwungvoll und mit frühem Attackieren begonnen, sich aber im Laufe der Partie immer weiter zurückgezogen. "Wir müssen gut gegen den Ball arbeiten", hatte Herrlich vor der Partie gesagt und zudem gefordert: "Mit dem Ball brauchen wir Geduld und dürfen nicht zu früh vorne rein spielen." Die Balance gelang recht gut, wenngleich vor der Pause den Gästen nur wenige Abschlüsse vergönnt waren. Den besten hatte noch Niederlechner gleich in der ersten Minute, als er nach einer flach gespielten Ecke von Daniel Caligiuri mit seinem Schussversuch allerdings an einem Abwehrbein der Mainzer hängen blieb.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit legten die Augsburger gut los. Florian Niederlechner kam zu zwei guten Möglichkeiten. Zunächst wehrte Zentner ab, wenig später traf der FCA-Stürmer mit einem vielversprechenden Schuss seinen Kollegen Felix Uduokhai (51.). Wäre der Augsburger Innenverteidiger nicht im Weg gestanden, der Ball wäre wohl ins Tor geflogen. So aber blieb es bei der knappen Führung.
Hahn traf für den FCA nur den Pfosten
In der 68. Minute verdichtete Herrlich seine Defensive noch weiter. Er nahm Laszlo Benes vom Feld, für ihn kam Reece Oxford, was eine defensive Fünferkette zur Folge hatte. Entlastung gab es in der Folge für die Gäste kaum noch, sie verließen sich auf ihre defensive Stabilität. In der 85. Minute hätte Hahn beinahe noch das 2:0 erzielt, sein Schuss nach starker Vorlage von Michael Gregoritsch ging aber nur an den Pfosten (85.). Auf der Gegenseite traf Karim Onisowo auch nur den Pfosten (87.) – damit war die letzte brenzlige Situation überstanden und der FCA durfte jubeln.
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