Die Eckpunkte des neuen Sicherheitskonzepts
Kontrollen: Fußballfans können "lageabhängig" strenger kontrolliert werden. Damit will man künftig Vermummung und Pyrotechnik verhindert.
Videoüberwachung: In den Stadien können mehr Überwachungskameras angebracht werden. Die Polizei bekommt mehr Kompetenzen.
Risikospiele: Es gibt Maßnahmen für so genannte Risikospiele und Spiele unter Beobachtung. "Die Festlegung, dass ein Spiel mit erhöhtem Risiko gegeben ist, obliegt in erster Linie dem Heimverein", heißt es im Antrag. Das muss er aber gegenüber DFL und DFB begründen können.
Ticketkontingent: Unter bestimmten Umständen zum Beispiel bei Risikospielen kann die Anzahl der Karten für die Auswärtsfans reduziert werden.
Ordnungskräfte: Die Sicherheitsleute sollen besser geschult werden.
Fremder Ordnungsdienst: Die Sicherheitsleute der Gastmannschaft werden im Stadion des Heimvereins miteinbezogen.
TV-Gelder: Erfüllt ein Verein wiederholt nicht die Regularien, muss er TV-Geld zweckgebunden einsetzen - zum Beispiel für Fanarbeit oder Sicherheitsmaßnahmen.
Dialog: Fans und Clubs müssen mehr kommunizieren.
Fanbeauftragte: Die Fanbeauftragten bekommen genaue Aufgaben am Spieltag zugeteilt.
Veranstaltungsleiter: Auch die Veranstaltungsleiter erhalten eine präzise Aufträge.
Sicherheitsbeauftragte: Es werden klare Aufgaben der Sicherheitsbeauftragten festgelegt.
Kommission: Eine ständige Kommission "Stadionerlebnis" soll sich mit der Weiterentwicklung des Konzepts beschäftigen.
Sportgericht: Die DFB-Sportgerichtsbarkeit soll weiterentwickelt werden.
Zertifizierung: Ein Verfahren zur Zertifizierung soll entwickelt werden.
Die Ligaversammlung hat entschieden: Das neue Sicherheitskonzept "Sicheres Stadion" wurde in allen 16 Anträgen angenommen. Der Augsburger Fansprecher, Mario Riedel, ist enttäuscht: "Es war zu erwarten, dass einiges durchgeht, aber dass das ganze Konzept abgesegnet wird, haben wir nicht erwartet."
Viele Fangruppen wollen das Konzept nicht einfach so hinnehmen. Vor allem die Beschränkung des Ticketkontingents für die Gäste bei sogenannten Risikospielen missfällt der aktiven Fanszene. "Risikospiel - das ist ein dehnbarer Begriff", sagt Riedel. Er befürchtet Willkür.
Weitere Aktionen gegen das Sicherheitskonzept sind möglich
Aber auch den Beschluss, dass die Stadionkontrollen verschärft werden können, findet der FCA-Fansprecher übertrieben: "Die Kontrollen waren völlig ausreichend." Werden Ganzkörperkontrollen verstärkt eingesetzt, bedeutet das seiner Meinung nach einen sehr tiefen Einschnitt. Dass die Vereine von ihrem Hausrecht Gebrauch machen, steht für Riedel außer Frage. Allerdings unterstützten die Fans ihren Verein ja auch und müssten sich deshalb nicht alles gefallen lassen.
Mehrere Fangruppierungen haben weitere Aktion angekündigt. Auch die Augsburger Ultraszene kann sich Maßnahmen vorstellen. "Es wird sicher bald ein Treffen geben, bei dem sich Gruppen und Szene zusammensetzen", ist Riedel überzeugt. Konkret sei aber noch nichts geplant. Auch einen Spieltag komplett zu boykottieren, schließt Riedel nicht aus, auch wenn er Zweifel hat. "Es ist schwierig, weil wir ja schon immer die eigene Mannschaft unterstützen wollen. Damit schneiden wir uns auch ins eigene Fleisch." Allerdings hat der Fansprecher die Sache im Blick: "Es geht um die Zukunft der Fankultur."
Drei Spieltage schwiegen die Fans zwölf Minuten und zwölf Sekunden
Vor dem Beschluss der Ligaversammlung hatte es bereits Proteste gegeben. So verstummten die Fans bei den vergangenen drei Spieltagen jeweils die ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden. Auch bei Demonstrationen machten die Fußballanhänger ihrem Ärger Luft. In Augsburg protestierten etwa 800 FC-Bayern- und FC-Augsburg-Fans vor dem Bundesligaderby gemeinsam.
Am Mittwoch verabschiedeten 36 Fußball-Profivereine das 37-seitige Sicherheitspapier. Unter anderem wurde dort verankert, dass die Videoüberwachung und die Eintrittskontrollen in den Stadien verschärft werden können sowie, dass das Ticketkontingent für die Gastfans bei sogenannten Risikospielen reduziert werden kann.