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Serie: Abschied aus der Rosenau: Ein Rekord für die Ewigkeit

Serie: Abschied aus der Rosenau

Ein Rekord für die Ewigkeit

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    Alwin Fink (rechts) sorgte mit seinen FCA-Kollegen immer für ein volles Rosenaustadion. Besonders wenn es gegen den 1. FC Nürnberg ging.
    Alwin Fink (rechts) sorgte mit seinen FCA-Kollegen immer für ein volles Rosenaustadion. Besonders wenn es gegen den 1. FC Nürnberg ging. Foto: Fred Schöllhorn

    Es schien so, als sei ganz Franken unterwegs ins Schwabenland an jenem Samstag, dem 6. Oktober 1973. Schon ab Langweid ging so gut wie nichts mehr auf der B 2, wer an diesem Tag zum Derby zwischen dem FC Augsburg und dem 1. FC Nürnberg wollte, der benötigte Geduld. Eine schier unendliche Autokolonne wälzte sich aus dem Norden Bayerns in Richtung Süden. Schneckentempo war angesagt. In Augsburg grassierte seit dem Sommer das Fußballfieber.

    Helmut Haller war aus Italien in die Heimat zurückgekehrt, der FCA führte nach neun Spieltagen die Tabelle der Regionalliga Süd (damals zweithöchste Spielklasse) mit 14:4 Punkten an, der traditionsreiche Club, der sich damals noch Rekordmeister nennen durfte, kam als Tabellenvierter nach Augsburg. 42 000 waren auf den Rängen, als Schiedsrichter Kurt Tschenscher aus Mannheim, der damals beste deutsche Referee, die Partie anpfiff. Es war die größte Kulisse, die je ein Fußballspiel des FCA im heimischen Stadion sah. Ein Rekord wohl für die Ewigkeit.

    "Wir trauten unseren Augen nicht, als wir die überfüllte Arena sahen", Heiner Schuhmann, damals als kompromissloser Vorstopper im FCA-Team bekannt, überkommt heute noch eine Gänsehaut, wenn er an diesen Tag denkt. Zuvor hatte sich die Mannschaft von Trainer Milovan Beljin im Kanu-Leistungszentrum auf diesen Knüller vorbereitet, beim Mittagessen hatte sogar das damalige Stadtoberhaupt Hans Breuer die Mannschaft eingeschworen.

    Mit Erfolg. Helmut Haller, das Genie, ließ das Stadion nach 39 Minuten erstmals beben. Eine Vorlage von Karl Obermeier schob er zur 1:0-Führung in die Maschen. Club-Kapitän Dieter Nüssing, der beim heutigen Spiel als Gast auf der Tribüne sitzen wird, sorgte nach 49 Minuten für den 1:1-Ausgleich. Die knapp 10 000 Anhänger aus der Noris stimmten ihre Schlachtgesänge an.

    Die allerdings in der Nachspielzeit jäh verstummten. Karl Obermeier köpfte eine Flanke von Georg Schnurrer genau auf Wolfgang Haug, der das Leder aus drei Metern unhaltbar in die Maschen drosch.

    Wütende Proteste der Club-Akteure, die den Ball vorher schon im Toraus gesehen haben wollten, folgten. Doch Herr Tschenscher nahm seine Entscheidung nicht zurück. Wildfremde Menschen lagen sich auf den Tribünen in den Armen und feierten ihre Mannschaft. "Es war ein Fußball-Volksfest", schrieb damals unsere Zeitung.

    Auch Heiner Schuhmanns Augen glänzen immer noch, wenn er an diesen Tag denkt. "Das war gigantisch", erinnert sich der heutige Scout von Borussia Dortmund. Der schon als kleiner Junge dem TSV Schwaben in der Rosenau die Daumen hielt, später dann mit den "Violetten" dort selbst spielen durfte und schließlich als Aktiver und späterer Trainer mit dem FCA Triumphe und Tragödien erlebte.

    Ein Jahr später startete Südmeister FC Augsburg mit einem 2:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg in die neue Spielzeit. Klaus Vöhringer und Willi Hoffmann trugen sich vor 30 000 Besuchern in die Torschützenliste ein. Zwei Siege, die Balsam auf die viele Jahre geschundene Augsburger Fußball-Seele waren.

    Wenn sich am 17. Mai nach dem Spiel gegen Wiesbaden der Stadionvorhang für den FCA schließen wird, dann wird wohl auch Heiner Schuhmann eine Träne verdrücken. Die Rosenau, das war auch ein Teil seines Fußballer-Lebens.

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