Von so einem Einstand träumt wohl jedes Kind, wenn es sich in die Bettwäsche seines Lieblings-Fußballvereins kuschelt und dann mit Gedanken an eine Profi-Karriere einschlummert. Am 14. August 2002 gibt Marco Vorbeck beim Gastspiel von Hansa Rostock beim TSV 1860 München sein Bundesliga-Debüt. Mit 21.
In der 44. Minute flankt Gerd Wimmer nach innen und Marco Vorbeck köpft zum 0 : 1 ein. Vorbeck, der U-21-Nationalspieler, im Ostseebad Kühlungsborn geboren, das Rostocker Eigengewächs, gilt als großes Talent. Hansa-Trainer Armin Veh bejubelt damals seinen ersten Auswärtssieg. Der gebürtiger Augsburger hält viel von Vorbeck. "Ich werde ihn unterstützen, dass er in der Bundesliga weiterkommt", erklärt er später in einem Interview.
37 Bundesligaspiele und sechseinhalb Jahre danach scheint der Lebensabschnitt Fußball-Profi bei Marco Vorbeck beendet. "Ich werde meinen Vertrag beim FC Augsburg noch bis Juni bei den Amateuren erfüllen und höre dann mit dem Fußball auf", sagt der jetzt 27-Jährige ganz unaufgeregt. Wehmut schwingt in seiner Stimme nicht mit. Sie klingt eher so, wie wenn man seine Karriere bei den Hobby-Kickern am Autobahnsee beendet.
Aber vielleicht täuscht dies auch. Marco Vorbeck hat resigniert: "Ich bin jetzt ein Jahr verletzt, da wieder reinzukommen, ist einfach schwierig." Der Augsburger Trainer Holger Fach verbannt ihn zu den Amateuren. Beim Probetraining bei Union Berlin fällt er in der Winterpause durch.
Als großer Kämpfer galt Vorbeck in seiner Karriere nie. Eher als einer, der sein vorhandenes Potenzial nie richtig ausschöpfte. Mit 21 im Rampenlicht, in Rostock gefeiert, ging es später nicht mehr so recht voran. Vorbeck kann sich nicht mehr durchsetzen, wechselt zum Zweitligisten Dynamo Dresden.
Dorthin, wo der Fußball viel mehr ist als ein Spiel, fast ein Drogenersatz, der den oft tristen Alltag der Fußball-Anhänger ein wenig erträglicher machen soll. Vorbeck erlebt Höhen, aber nach dem Abstieg auch ungeahnte Tiefen. Vermummte Hooligans bedrohen die Spieler. Auch Vorbeck. Der hat von dieser Atmosphäre von Rausch und Angst genug. Im Mai 2007 wechselt er zum FCA. Sein früherer Trainer Veh sagt: "Er hat das Zeug zu einem guten Bundesliga-Stürmer. Aber er muss es hier in Augsburg zeigen. Es ist seine letzte Chance."
Vorbeck nützt sie nicht. Jetzt zieht er einen Schlussstrich. "Ich will jetzt nicht noch ein paar Jahre rumspielen und dann mit 35 ohne Ausbildung und ohne Job dastehen." Zukunftssorgen hat er zwar nicht, aber ausgesorgt auch nicht. "In Rostock war nicht so viel zu holen, am meisten verdiene ich hier beim FCA", sagt der Anhänger von Online-Rollenspielen wie World of Warcraft. Dort schlüpft man in der virtuellen Welt in verschiedene Charaktere, Rollen und Uniformen.
Das macht Vorbeck jetzt auch im richtigen Leben. Er will zur Polizei, in den gehobenen Dienst. "Studieren, vielleicht etwas mit Psychologie", sagt Vorbeck. Der Stürmer, der in den gegnerischen Strafräumen immer Unruhe stiftete, will bald für Recht und Ordnung sorgen. "In meinen Bekanntenkreis gibt es einige Polizisten", erklärt Vorbeck sein Interesse für den Staatsdienst.
Polizist sein - für viele Jungs ist es, wie Bundesligaprofi, ein Kindheitstraum. Den ersten hat sich Vorbeck schon verwirklicht.