Rund um das DFB-Pokalspiel zwischen dem FC Augsburg und Mainz 05 am Dienstagabend ist es laut Polizei zu Ausschreitung von Fans aus der Ultra-Szene gekommen. Die Polizeiinspektion Augsburg Süd ermittle gegen mehrere Anhänger aus der Augsburger "Problemfanszene" wegen des Anfangsverdachts des Landfriedensbruch und anderer Straftaten, wie ein Sprecher des Präsidiums unserer Redaktion am Mittwochmittag mitteilte.
Im Kern der Ermittlungen steht der Vorfall, der am Dienstagabend vor dem Spiel zu einem größeren Polizeieinsatz an einer Tramhaltestelle im Universitätsviertel geführt hatte und an dem laut Polizei rund 120 Anhänger aus der Augsburger Ultra-Szene beteiligt waren. Wie berichtet, hatten Beamte der Bereitschaftspolizei eine Straßenbahn zur WWK-Arena angehalten, nachdem Feuerwerkskörper gezündet worden waren. Die Linie 3 und die Hugo-Eckener-Straße wurden zeitweise gesperrt. Ein Beamter erlitt bei dem Einsatz leichte Verletzungen. Sechs Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Ausschreitungen bei Fanmarsch vor Spiel zwischen FC Augsburg und Mainz
Ausgang der Vorfälle war laut Polizei eine Marsch von rund 180 vorwiegend der Ultra-Szene zugehörigen FCA-Anhängern von einem Lokal im Univiertel in Richtung WWK-Arena. Bereits kurz nach Start des Zugs wurden laut Polizei wiederholt Feuerwerkskörper gezündet. An der Haltestelle "BBW/Institut für Physik" schließlich hätten mehrere Teilnehmer im Schutz ein- und aussteigender Fahrgäste - darunter auch Kinder und Senioren - die Beamten mit Feuerwerkskörpern beworfen und Rauchtöpfe gezündet.
Da der dichte, grüne Qualm ins Innere einer haltenden Straßenbahn gezogen sei, stoppten Einsatzkräfte und Straßenbahnfahrer die Tram und belüfteten die Abteile. Ein Polizeibeamter zog sich dabei eine Rauchgasvergiftung zu und musste vom Rettungsdienst ins Klinikum Augsburg gebracht werden. Fahrgäste wurden nach ersten Informationen nicht verletzt.
Bei den anschließenden Kontrollen nahmen Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei Personalien von rund 120 Teilnehmern des Fanmarsches auf. In der Straßenbahn fanden die Beamten zudem eine Vielzahl von pyrotechnischen Gegenständen, Vermummungsgegenständen sowie auch so genannte "Schutzbewaffnung", also Zahnschutz und ähnliches.
Die Polizei geht davon aus, dass die Gegenstände ins Stadion oder ins Umfeld des Stadions gebracht werden sollten. Bei einem 19-Jährigen wurden Handschuhe sichergestellt, in die Sand eingenäht war - in der Ultra-Szene eine gängige Methode, um bei Auseinandersetzungen die Schlagkraft zu erhöhen. Gegen den jungen Mann wurde ein Verfahren wegen eines Verstoßes nach dem Versammlungsgesetz eingeleitet.
Der Polizeieinsatz hatte Auswirkungen auf die Stadionbesucher, die mit der Straßenbahn ins Stadion wollten. Nach Auskunft der Stadtwerke Augsburg konnten die Straßenbahnen zwischen 19.15 Uhr und 20 Uhr nur bis zur Universität fahren und wendeten danach. Zwar versuchten die Stadtwerke kurzfristig, die Fans mit Shuttlebussen von der Uni bis zum Stadion zu bringen – wegen eines Unfalls in der Augsburger Innenstadt kamen aber auch die Busse verspätetet an. Einige Stadiongänger mussten deshalb zu Fuß die rund drei Kilometer bis zum Stadion laufen.
Verhältnis zwischen Augsburger und Mainzer Ultras gilt als angespannt
Nach dem Pokalspiel, das der FC Augsburg mit 3:2 nach Verlängerung gewann, versuchten laut Polizei dann rund 20 vermummte Personen im Bereich der Kurt-Bösch-Straße abfahrende Busse der Mainzer Fans zu attackieren. Als die Beamten einschritten, flüchteten die Angreifer.
Das Verhältnis zwischen Mainzer und Augsburger Ultras-Szene gilt als sehr angespannt. Hintergrund ist ein Vorfall zu Zweitligazeiten; Mainzer Fans entwendeten damals ein Banner der FCA-Anhängerschaft - in der Fanszene eine schwere Demütigung. Vom FC Augsburg gab es bislang auf Nachfrage keine Stellungnahme zu den Vorgängen.
Die Polizei bittet Zeugen der Vorfälle sowie Personen, die durch den Einsatz pyrotechnischer Gegenstände möglicherweise verletzt wurden, sich mit der PI Augsburg Süd unter der Telefonnummer 0821/323-2710 in Verbindung zu setzen.