Martin Schmidt saß schon im Bus. Eigentlich sollte es losgehen Richtung Flughafen. Die Rückkehr mit dem Flugzeug nach Augsburg wartete. Im Bauch der Kölner Fußball-Arena aber auch noch Journalisten. Also stieg Schmidt noch einmal aus und kehrte in die Katakomben zurück. Schließlich gab es einiges aufzuarbeiten an diesem kühlen Samstagabend in Köln.
1:1 hat sein FC Augsburg beim Tabellenvorletzten gespielt. Das ist einerseits viel wert, weil ein Unentschieden gegen ein hinter einem platziertes Team immer hilft. "Man darf nur nicht verlieren", sagt Schmidt. Das hat sein Team geschafft. Es hätte aber auch einen big point, einen großen Sprung nach vorne schaffen können. Eine weitere Beruhigung der Situation. Das gelang nicht, auch wenn nur wenige Minuten fehlten.
Stefan Reuter schüttelte immer wieder den Kopf. Er stand am Rand des Pressekonferenzraums und konnte noch immer nicht fassen, dass sein FCA dieses Spiel nicht gewonnen hat. Die erste Halbzeit war nach einem schwachen Beginn sehr überzeugend. Das Spiel war gut anzuschauen, Florian Niederlechner gelang in der 43. Minute der Führungstreffer.
FCA-Keeper Tomas Koubek zeigte starke Paraden, patzte aber erneut
Köln war zu diesem Zeitpunkt nach einer Gelb-Roten Karte gegen Rafael Czichos schon in Unterzahl, wodurch der neue Mut, der durch den von Timo Horn gegen André Hahn gehaltenen Elfmeter aufgekommen war, wieder verschwunden schien. Ehe sich Hahn seine zweite Untat des Tages leistete, als er nach doppeltem Foulspiel ebenfalls Gelb-Rot sah (44.).
Und als auch noch Torwart Tomas Koubek nach zuvor starken Paraden kurz vor Schluss beim Herauslaufen patzte und so Jhon Cordoba das 1:1 ermöglichte, war der Sieg dahin. Und der Frust groß. "Da war mehr drin", wiederholte Reuter immer wieder. Andererseits: Der Aufwärtstrend des FCA bestätigte sich auch in Köln. "Es macht Spaß, dieses Team zu coachen. Es ist noch nicht alles perfekt, aber der Trend stimmt", sagte Schmidt.
Stefan Reuter stimmte zu. Er sagte aber auch: "Wir hätten es uns leichter machen können." Einfach aber war an diesem Tag wenig. Köln spielte beherzt und kraftvoll. Mit langen, hohen Bällen auf ihre bulligen Stürmer. Lange Zeit brachte das die Augsburger nicht in Bedrängnis. In Hälfte zwei aber nahm der Kölner Druck zu. Auch weil es den Gästen nicht mehr gelang, die Flanken zu verhindern. Obwohl Schmidt durch die Einwechslung von Jan Moravek auf ein 4-3-2-System umstellte, um auf den Außenbahnen dichter zu stehen.
FCA-Manager Reuter: "Wir hätten mit elf Mann in die Pause kommen müssen"
So war letztlich der Ausgleich verdient, was auch Schmidt einräumen musste. Unnötig war er trotzdem. Alles war für Augsburg gerichtet. Wenn denn nur André Hahn seine Nerven im Griff gehabt hätte. "Wir hätten mit elf Mann in die Pause kommen müssen", sagte Reuter. Und vielleicht mit einem 2:0, wenn Hahn den Elfmeter verwandelt hätte. Der Konjunktiv aber hilft im Fußball nicht weiter.
Jetzt geht es darum, das Remis von Köln mit einem Heimsieg am Samstag gegen Mainz zu vergolden. "Wir haben in den letzten Wochen gezeigt, wie gut wir Fußball spielen können", sagte Stefan Reuter. Auch in Köln gelang das lange Zeit. Aber nicht lange genug.
So können die Rheinländer nun Mut aus einem Spiel ziehen, das durch seine Umstände eigentlich schon verloren schien. Das unermüdliche Anrennen in Hälfte zwei aber stimmte FC-Trainer Markus Gisdol zuversichtlich, dass sein Team genau die richtige Mentalität für den Kampf gegen den Abstieg habe.
Alle drei FCA-Auswechslungen waren verletzungsbedingt
Der FC Augsburg muss nicht nur den Frust des späten Ausgleichs verarbeiten, sondern auch etliche Blessuren aus dem knallharten Abnutzungskampf. Raphael Framberger musste schon in Minute 27 wegen muskulärer Probleme ausgewechselt werden, Sergio Cordova bekam erneut einen Schlag auf seine bereits lädierte Wade und auch Ruben Vargas verließ den Platz angeschlagen.
Kann also gut sein, dass recht zügig wieder ein Platz für Michael Gregoritsch frei wird. Der wegen seiner öffentlich geäußerten Kritik an seiner Rolle zuletzt suspendierte Österreicher fehlte am Samstag im Kader. Schmidt aber betonte: "Die Tür ist offen und das Thema abgehakt." Vielleicht braucht er Gregoritsch schon am Samstag.
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