Die Szene auf dem Rasenfeld am Walchsee im Trainingslager des FC Augsburg spricht Bände. Moritz Nebel jagt mit vollem Einsatz Lorenzo Davids den Ball ab und erzielt ein Tor. Eine Aktion, die dem Augsburger Talent sichtlich gut tut, sein Kollege Daniel Brinkmann klatscht den Torschützen ab. Eine Szene die gleichzeitig dokumentiert, dass der 19-Jährige im Team voll akzeptiert ist.
Sein Debüt im Augsburger Profiteam gab Nebel bereits im Januar 2010 als A-Jugendlicher. Damals wechselte ihn Trainer Jos Luhukay im Heimspiel gegen den FC Energie Cottbus ein. Seit der vergangenen Spielzeit besitzt das Augsburger Eigengewächs einen Profivertrag, in der Saison 2010/2011 stand er zwei Mal in der Anfangsformation und kam dabei im defensiven Mittelfeld zum Einsatz. Neben dem Fußball ging der talentierte Mittelfeldspieler noch zur Schule, machte im Frühjahr sein Abitur. Jetzt konzentriert er sich ganz auf seinen Beruf. Fast, denn an der Uni Hagen hat sich der in Kaufering wohnende gebürtige Erlanger für ein Fernstudium der Wirtschaftswissenschaften eingetragen. Als ein weiteres Standbein, denn man weiß ja nie, was aus der Fußballkarriere wird.
Denn nach dem Bundesligaaufstieg gibt es nicht wenige, die befürchten, dass die deutsche Eliteklasse eine Nummer zu groß für ihn ist. „Nein, nein,“, sagt Trainer Jos Luhukay energisch, „das ist nicht so. Wir haben Moritz voll eingeplant“. Nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil der sportliche Leiter der Augsburger von den Qualitäten seines Nachwuchsakteurs voll überzeugt ist. „Er hat sich in den vergangenen Monaten enorm weiter entwickelt, er ist schneller geworden, hat seine ganze Handlungsweise dem Profifußball angepasst.“ Lob, das Moritz Nebel („für mich ist es ein Traum, bei einem Bundesligaverein spielen zu können“) runter geht wie Öl, „für mich sind die aussagen des Trainers natürlich ein enormer Ansporn“, bestätigt er. Dabei begann die Saison, wie sie unglücklicher nicht anfangen hätte können.
Im Training zog sich Moritz Nebel eine Kapselverletzung zu, musste erst mal tatenlos zusehen, wie sich seine Kollegen vorbereiteten, trainierten und schufteten. Doch auch körperlich hat er mittlerweile den Anschluss gefunden, geht auch gegen die gestandenen Profis keinem Zweikampf aus dem Weg.
Für seinen Trainer ist dies das richtige Signal. „Natürlich ist die Konkurrenz sehr groß“, spielt der Coach mit offenen Karten und sieht es als erstes Ziel für Nebel, in den 18er Kader bei den Spielen zu kommen. Allerdings denkt der Coach derzeit gar nicht daran, seinen Nachwuchsspieler vielleicht an einen Zweit- oder Drittligisten auszuleihen, „er muss bei uns den nächsten Schritt machen“.
Etwas anderes hat Nebel auch selbst nicht vor. So richtig Gas geben will er im Training, sich beim Trainer durch Leistung aufdrängen. Und wenn es dann trotzdem nichts wird mit einem Platz im Mannschaftskader? „Dann muss ich mich halt mal mit den Verantwortlichen zusammen setzen und reden.“ Soll heißen, nur dann kommt für Moritz Nebel ein Wechsel in Frage. Als letzte Alternative.