Flexibilität ist alles. Was für den normalen Arbeitsmarkt gilt, zählt auch für die Fußballprofis des FC Augsburg. Die Zeiten, in denen der Vorstopper dem Mittelstürmer bis auf die Latrine folgte, sind schon lange vorbei. Vorstopper gibt es nicht mehr. Sie heißen jetzt Innenverteidiger. Neben der immer noch vorrangigen Aufgabe, Tore zu verhindern, sollen sie dem Offensivspiel den ersten Impuls geben. Nach vorne weitergetragen wird das Spiel von den zentralen Defensivspielern, der Einfachheit halber „Sechser“ genannt.
Der FC Augsburg hat derzeit sieben potenzielle „Sechser“ unter Vertrag. Da nur zwei davon gleichzeitig auflaufen werden, bedarf es keines Mathematikstudiums, um festzustellen, dass hier der Konkurrenzkampf besonders groß ist. Daniel Brinkmann sieht das Mittelfeldlotto zwei aus sieben aber gelassen. „Es ist zwar eine Phrase, aber Konkurrenz belebt tatsächlich das Geschäft.“ Letztlich würde jeder Spieler dadurch besser, wovon die Mannschaft profitiert. Außerdem geht Brinkmann selbstbewusst mit der Situation um. „Ich habe in den vergangenen Jahren immer meine Spiele gemacht und gehe davon aus, dass das so bleibt.“
Dass er mit dieser Aussage auf der richtigen Fährte ist, bestätigt sein Trainer. Luhukay hat wie schon in den vergangenen Spielzeiten vor, häufig zu wechseln. Für eine hohe Anzahl an Spielen spricht bei Brinkmann außerdem seine Flexibilität. In der vergangenen Saison kam er manchmal im rechten Mittelfeld zum Einsatz. Auch im Trainingslager am Walchsee ließ Luhukay ihn ab und an auf dem rechten Flügel spielen. „Ich sehe mich eher als Sechser, aber natürlich kann ich auch rechts spielen“, so der 25-Jährige. Zwar sei er nicht der „Spektakuläre, der mit vier Übersteigern zwei Gegenspieler aussteigen lässt“, gegen Mannschaften mit einem offensiven linken Verteidiger kann er sich aber vorstellen, auf dem rechten Flügel auszuhelfen. Flexibilität, die ihm zugutekommt.
Auch Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Andrew Sinkala sind polyvalent einsetzbar, wie es Trainer der jüngeren Generation ausdrücken. Callsen-Bracker und Sinkala sind auch eine Option für die Innenverteidigung. Hajime Hosogai kann den Spielmacher geben. Lorenzo Davids, Moritz Nebel und Dominic Peitz scheinen hingegen bei Luhukay kaum für eine andere Position in Frage zu kommen.
Dass ihm die große Auswahl irgendwann mehr Kummer als Freude bereitet, glaubt Luhukay nicht. „In der vergangenen Saison war die Größe und Ausgeglichenheit eine unserer herausstechenden Qualitäten.“ Außerdem sei davon auszugehen, dass nicht immer alle Spieler fit seien. „Wir hatten auch schon sechs oder sieben Ausfälle. Spätestens dann sind wir froh, wenn wir einen großen Kader haben.“
Ein Kader, der möglicherweise bald noch verstärkt wird. „Ibrahima Traoré und Moritz Leitner haben wir bisher gar nicht ersetzt – da wollen wir noch etwas machen“, so der Trainer. Vor allem die fehlende Schnelligkeit Traorés und die Kreativität Leitners könne man derzeit nicht kompensieren. „Da fehlt es uns noch an Qualität.“ Der Verein sei in Gesprächen mit ein paar Spielern. Am liebsten soll es ein Akteur sein, der – natürlich – flexibel ist.