Die Corona-Krise lähmt die Weltwirtschaft und macht auch vor dem Profi-Fußball nicht halt. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern, glaubt, dass der Transfermarkt "im Sommer Bremsspuren" zeigen wird. Große Transfersummen, wie sie in den vergangenen Jahren stets gezahlt wurden, erwartet Rummenigge nicht.
Wegen der wirtschaftlichen Not vieler Klubs werden hingegen viele Spieler auf den Markt kommen, während die Nachfrage überschaubar sein werde. Das sieht das auf die Berechnung von Ablösesummen spezialisierte Portal Transfermarkt.de offenbar ähnlich – und hat nun alle Profi-Spieler des Globus abgewertet. Weltweit sind die Kader der Klubs über neun Milliarden Euro weniger wert, die Bundesliga schrumpft nach den Berechnungen um knapp eine Milliarde Euro.
Ältere Spieler werden stärker abgewertet - schlecht für den FC Bayern
Das Vorgehen von Transfermarkt.de: Alle Spieler büßen 20 Prozent ihres Marktwerts ein – lediglich die Profis, die im Jahr 1998 oder später geboren sind, wurden nur um zehn Prozent abgewertet. Zur Erklärung: Die Berechnung des Marktwertes eines Spielers setzt sich aus mehreren Faktoren wie der sportlichen Leistung, der restlichen Vertragslaufzeit und auch dessen Alter zusammen.
Generell gilt: Je jünger der Kicker, desto besser für den Marktwert. Für den FC Bayern bedeutet dies, dass der Marktwert des gesamten Kaders um 19 Prozent an Wert verliert. Statt wie vorher 936,3 Millionen Euro sind die Münchner nun 756,6 Millionen Euro wert.
Nicht ganz so drastisch fällt die Abwertung bei Borussia Dortmund, dem zweitwertvollsten deutschen Klub, aus. Der BVB-Kader büßt nur 15 Prozent seines Marktwertes ein und ist nun 586,2 Millionen statt bislang 691,2 Millionen Euro wert.
Hintergrund ist die Altersstruktur der Klubs: Während bis auf Alphonso Davies alle wertvollen Bayern-Spieler vor 1998 geboren sind, sind Säulen der Dortmunder wie Erling Haaland (19), Jadon Sancho (20) und Achraf Hakimi (21) deutlich jünger und wurden damit nicht so stark abgewertet.
Auch der FC Augsburg ist prozentual stärker betroffen als der BVB
Auch der FC Augsburg ist von der Abwertung stärker betroffen. Bis auf den 21-jährigen Ruben Vargas sind die wertvollsten Spieler des FCA durchgehend vor dem Jahr 1998 geboren. In der Summe verliert der Augsburger Kader deswegen 25,3 Millionen Euro und ist nun 106,3 Millionen Euro wert – es ist ein Minus von 19,2 Prozent. Wertvollster Spieler ist weiterhin Philipp Max, der auf 13,5 Millionen Euro eingestuft wird. Vor der Corona-Abwertung lag er bei 17 Millionen Euro. Dahinter folgen Jeffrey Gouweleeuw (von zwölf auf 9,5 Millionen) und Ruben Vargas (von zehn auf neun Millionen Euro).
Beim FC Augsburg trifft es Koubek und Finnbogason hart
Besonders drastisch trifft die Abwertung Torwart Tomas Koubek und Stürmer Alfred Finnbogason. Für Keeper Koubek ist es bereits die zweite Abwertung seit seinem Wechsel zum FCA im Sommer 2019. Ging sein Marktwert von anfangs sechs Millionen zuerst leistungsbedingt auf 4,5 Millionen Euro zurück, verlor er nun wegen der Pandemie eine weitere Million Euro. Der isländische Stürmer Finnbogason war im Sommer 2019 noch 15 Millionen Euro wert – wegen seiner Verletzungsanfälligkeit wurde er im Dezember auf neun und im März schließlich auf sieben Millionen Euro eingestuft . Wegen Corona rangiert er aktuell nun auf 5,5 Millionen Euro - damit hat er innerhalb von acht Monaten zwei Drittel seines Marktwerts eingebüßt.
Matthias Seidel, Geschäftsführer von Transfermarkt.de, schließt nicht aus, dass es wegen des Coronavirus bald eine weitere allgemeine Abwertung geben könnte und spricht von einer "außergewöhnlichen Gesamtlage". Das Portal hat unter 300 Vertretern des Profi-Geschäfts aus über 50 Ländern eine Umfrage durchgeführt. Darin erwarteten 70 Prozent der Befragten starke Auswertungen auf das Transfergeschehen.
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