Walther Seinsch, der schon länger keinen Wohnsitz mehr in Augsburg hat, ist eine schillernde Persönlichkeit. Ein Mensch, der in seinem beruflichen Leben viel geschaffen hat. Der dabei zu Reichtum gekommen ist. Nach seinem Abschied aus dem Berufsleben entdeckte der „Fußballverrückte“, wie er sich selbst bezeichnet, irgendwann einmal den am Boden liegenden FC Augsburg. Mit der Stadt Augsburg hatte Seinsch davor wenig am Hut.
Walther Seinsch ist sozial engagiert
Wenn Seinsch, der in jüngerer Vergangenheit auch offen über seine Depressionen gesprochen hat, jetzt zum Ehrenbürger der Stadt Augsburg ernannt wird, hat dies keineswegs nur damit zu tun, dass der FCA heute in der Bundesliga spielt und in einem Stadion kickt, das nicht zuletzt mit Geld von Seinsch finanziert wurde. Das wird dem künftigen Ehrenbürger nicht gerecht. Seinsch ist sozial engagiert. Die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus ist Seinsch und seiner Ehefrau ein wichtiges Anliegen. Gemeinsam riefen sie die Stiftung Erinnerung ins Leben, die den Marion-Samuel-Preis vergibt. Das ist die andere Seite von Seinsch.
Walther Seinsch hat der Stadt Augsburg ein Stück Identität geschenkt
Nicht zuletzt wegen seiner unkonventionellen Art, mit der der Mann mit FCA-Trikot gerne mal aneckte, hat Seinsch der Stadt Augsburg ein Stück Identität geschenkt. Etwas, das dieser Stadt lange gefehlt hat. Das „Wir-Gefühl“, das Seinsch gerne im Sport vermittelte und vorlebte, kam immer mehr in der Stadtgesellschaft an. Mit sportlichen Erfolgen und zwei Aufstiegen kam die positive Außenwahrnehmung. Der FCA ist ein Sympathieträger in ganz Deutschland. Parallel dazu gibt es die Innenwahrnehmung. Eine Wirkung, die ins gesellschaftliche Leben in Augsburg hineinspielt. Seinsch war es, der mit seinem Denken den Augsburgern ein neues Selbstbewusstsein vermittelte. Dieses Denken wirkt nachhaltig, es ist nicht ausschließlich abhängig von einem Tabellenplatz in der Bundesliga.
Walther Seinsch ist ein verdienter Ehrenbürger.