Einmal mehr boykottiert die aktive Fanszene des FC Augsburg die Partie in Leipzig. Damit verleiht sie erneut ihrer Abneigung gegenüber dem Konstrukt RB Leipzig Ausdruck. Grundsätzlich ist eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Modell eines Fußballbundesligisten legitim und erforderlich. Red Bull tritt nicht als Sponsor auf, das Brauseunternehmen missbraucht eine Sportmannschaft, um sein Produkt zu vermarkten. Auf Vereinsmitglieder wird kein Wert gelegt, Fußball ist Mittel zum Unternehmenszweck. Andererseits verschwimmen zusehends die Grenzen. Klubmitglieder mögen formal ein Mitspracherecht besitzen, das Sagen bei Bundesligisten haben oft Investoren und Geschäftspartner, die über führende Positionen und Gremien Einfluss nehmen.
Prall gefüllter Gästefanblock wäre das stärkere Zeichen gewesen
Streiten lässt sich definitv darüber, ob ein Fan-Boykott der richtige Ansatz ist. Das Auswärtsspiel in Leipzig hätte Gelegenheit geboten, ein deutliches Signal zu senden, wie gelebte Fankultur aussieht. Dass ein Verein mehr ist als ein Produkt. Dass sportlicher Erfolg käuflich ist, für einen Klub und dessen Mitglieder aber andere Dinge sinnstiftend sind. Diese Chance hat die FCA-Fanszene einmal mehr verpasst. Ein prall gefüllter Gästefanblock wäre ein bedeutend stärkeres Zeichen gegen das Leipziger Fußballmodell gewesen als verwaiste Ränge.
Dass Trainer Manuel Baum und Kapitän Daniel Baier sich gewünscht hätten, dass möglichst viele Anhänger die Reise nach Leipzig antreten, ist absolut verständlich. Der FCA ist im Abstiegskampf längst noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Welches Faustpfand die Anfeuerung der Fans sein kann, hat die Begegnung mit Borussia Dortmund gezeigt. Eine zahlreiche Anhängerschaft in Leipzig hätte die Geschlossenheit zwischen Fans und Mannschaft dokumentieren können.
Beim sportlich überlegenen Tabellendritten etwas Zählbares mitzunehmen, ist für die FCA-Profis jedenfalls nicht leichter geworden.