Immer wieder werfen Alfred Finnbogason Verletzungen zurück. Von 108 möglichen Bundesligaspielen im Trikot des FC Augsburg hat er lediglich deren 66 bestritten. Dass der Isländer wiederholt ausfällt, hat mehrere Gründe.
Warum ist Alfred Finnbogason so oft verletzt?
Gemeinhin muss er als verletzungsanfälliger Kicker eingestuft werden. Zudem gewinnt man den Eindruck, dass er teils wenig Rücksicht auf seinen Körper genommen hat, wenn er persönliche Ziele verfolgte. Die WM 2018 zählt zweifelsohne dazu. Um an diesem Turnier teilzunehmen, stand er im unfitten Zustand in den letzten Bundesligaspielen auf dem Rasen und absolvierte trotz Schmerzen die Weltmeisterschaft. Der 30-Jährige erzielte einen historischen Treffer, den ersten Islands bei einer WM, allerdings bezahlte er einen hohen Preis dafür.
Die geregelte Vorbereitung im Sommer verpasste er ebenso wegen einer Verletzung wie die ersten fünf Ligaspiele. Damit nicht genug: Hinzu gesellten sich zwei Spiele in der Vorrunde und vier Spiele in der Rückrunde, die Finnbogason wegen Blessuren verpasste. Nun kehrt der Stürmer nach fünfwöchiger Pause gegen Hannover zurück. Augsburgs Trainer Baum erklärte jedenfalls, der Angreifer sei fit und könne spielen. Wer allerdings glaubte, Finnbogason bekäme nun Gelegenheit, im Verein Spielpraxis zu sammeln und sich an sein Top-Niveau heranzutasten, der täuscht sich. Islands Verband nominierte den FCA-Profi für die EM-Qualifikationsspiele gegen Andorra (22. März) und Frankreich (25. März).
Spiele mit der Nationalmannschaft - Vereine besteht Abstellungspflicht
Prinzipiell besitzt ein Verein kein Veto, die Abstellungspflicht für Länderspiele ergibt sich aus den Vorschriften der Dachverbände Fifa und Uefa. An einer juristischen Auseinandersetzung sind die wenigsten interessiert. Andererseits kann dem FCA nicht gefallen, dass Finnbogason in der aktuellen Situation, nach längerer Verletzungspause und mitten im Abstiegskampf, für sein Heimatland aufläuft. Weitaus vernünftiger erscheint, Finnbogason bleibt in Augsburg, übt mit der Mannschaft und holt seinen Trainingsrückstand auf. Welcher Faktor Finnbogason im Kampf für den Klassenerhalt sein kann, dokumentieren seine bisherigen zehn Tore in 14 Spielen. Er sollte von sich aus auf die Länderspiele verzichten.
Im Sommer nächsten Jahres läuft Finnbogasons Vertrag in Augsburg aus. Sicherlich sind alle Parteien - Spieler, Berater und Verein - an Einsätzen im Nationaltrikot und Treffern Finnbogasons interessiert. Diese halten den Marktwert hoch. In der jetzigen Situation ergibt die Teilnahme Finnbogasons an den Ländervergleichen keinen Sinn. Zu groß scheint die Gefahr einer erneuten Verletzung.