Mit seiner Ruhe und Abgeklärtheit ist er der Mann für die besonderen und entscheidenden Tore beim FC Augsburg: Jan-Ingwer Callsen-Bracker. Schon in der Vorrunde erzielte er den 2:2-Ausgleichstreffer gegen Berlin und war für das bemerkenswerte Freistoß-Siegtor gegen Gladbach ins Netz. Dazu verwandelte er den Elfmeter im Hinspiel bei Mainz 05. Am Samstag nun traf der Mittelfeldmann in Hannover erneut souverän vom Strafpunkt aus. Und das in der 89. Minute beim Stand von 1:2 gegen den favorisierten Europacup-Teilnehmer. Ganz cool unten rechts – 2:2.
Der Punkt war gerettet. Nervosität ist bei ihm kein Thema: „Das wäre nicht förderlich. Man muss versuchen, das Drumherum auszublenden und sich auf den Ball und die Ecke konzentrieren, in die man schießen will“, sagte der Elfmeterschütze, „ich habe keine Lieblingsecke, ich muss mir immer was Neues einfallen lassen. Letztes Mal war es links, jetzt war es rechts.“
Punkt gewonnen oder Punkte verloren?
Trotzdem stand nach dem Unentschieden einmal mehr die Frage im Raum: Freude über den Punktgewinn oder Enttäuschung, dass am Ende zwei wichtige Zähler in der Bilanz fehlen könnten? „Da muss man differenzieren“, so Callsen-Bracker, „vor dem Spiel hätte man gesagt, ein Punkt gegen Hannover ist nicht schlecht. Hinterher sagt man natürlich, ein Punkt ist zu wenig. Daraus können wir Selbstbewusstsein ziehen, müssen aber daran arbeiten, die Tore zu schießen.“ Ähnlich sah es die komplette Augsburger Belegschaft. So richtig glücklich war nach dem Abpfiff niemand. Der Bundesliga-Aufsteiger hatte zwar keck und frech aufgespielt, doch die Schützlinge von Trainer Jos Luhukay gingen so fahrlässig mit ihren Möglichkeiten um, dass sich das rächen musste. Also stand es zur Halbzeit nicht 3:0 oder gar 4:0, sondern lediglich 1:1. „Es ist sehr bitter, weil der erste Ball, den ich aufs Tor bekam, auch drin war“, lamentierte Simon Jentzsch.
FCA nimmt das Positive mit
Mal wieder erwiesen sich die Standards als Augsburger Achillesferse: „Eine herausragende Stärke von Hannover“, räumte Callsen-Bracker ein, „sie haben sehr starke Kopfballspieler und mit Christian Pander einen Eckball-Spezialisten, der schon andere Spiele auf diese Weise entschieden hat.“ Am Ende nahmen die Augsburger aber doch das Positive mit auf den weiten Heimweg, wie Keeper Jentzsch: „Wir haben auch nach dem Rückstand an uns geglaubt und sind wieder ins Spiel zurückgekommen.“ So ist dem Team nicht bange, wenn am nächsten Samstag der deutsche Meister Dortmund in Augsburg aufläuft. Axel Bellinghausen, der andere FCA-Torschütze, gab sich jedenfalls recht unbeeindruckt: „Möglich ist alles. Wir fangen bei 0:0 an. Natürlich sind die Rollen klar verteilt. Aber wir stecken im Abstiegskampf und haben nichts zu verschenken. Wenn die Dortmunder uns wirklich wegfiedeln, dann soll es so sein.“