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Interview mit Reiner Calmund: "Bayer hat Bammel vor Augsburg"

Interview mit Reiner Calmund

"Bayer hat Bammel vor Augsburg"

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    Der ehemalige Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund.
    Der ehemalige Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund. Foto: dpa

    Herr Calmund, sind Sie im Karnevalsstress?

    Calmund: Nein , aber ich feiere gerne. Ich mag Karnevalisten die tolle Büttenreden halten. Außerdem finde ich unsere Bands wie Bring’s, die Bläck Fööss oder die Höhner super. Die machen nicht nur Karnevalsmusik mit Pep, die Jungs covern Dylan, die Beach Boys, Beatles einfach alles was gut und rockig ist perfekt. Selber bin ich Rosenmontag auf dem Wagen der Kölner Ehrengarde dabei, da hagelt es dann Kamelle.

    Sie haben zuletzt das Buch „Eine Kalorie kommt selten allein“ geschrieben. Wie läuft es damit?

    Calmund: Wir hatten zunächst Startschwierigkeiten, weil ein Teil der Erstauflage wegen eines Lektorenfehlers eingestampft werden musste. Jetzt läuft es ganz gut. Letzte Woche war ich auf Lesereise in Cottbus, Dresden, Chemnitz, Gotha und Bielefeld, überall war ausverkauft.

    Am Dienstag waren Sie bei Bayer Leverkusen gegen den FC Barcelona...

    Calmund: Ich muss sagen das war ein großes Stelldichein. Auf der Tribüne habe ich Marco Reus, Lukas Podolski, Mario Götze, Michael Ballack, Bernd Schneider, den Kölner Trainer Stale Solbakken und Otto Rehagel getroffen. Das war fast wie bei einem Länderspiel. Vom Spiel war ich allerdings dann etwas enttäuscht.

    Das mit Ballack tut mir weh

    Warum?

    Calmund: Es war ja schon vor dem Spiel klar, dass Barcelona zu 95 Prozent weiterkommt. Trotzdem, Leverkusen hat als Außenseiter nicht alles abgerufen. Ich hatte den Eindruck, dass Barcelona noch immer mit der 2:3-Niederlage gegen Osasuna in der spanischen Meisterschaft beschäftigt war, die ihnen ja die Meisterkrone endgültig gekostet hat. Die Zauberstars haben ohne das letzte Feuer gespielt.

    Sie haben ja auch ein sehr gutes Verhältnis zu Michael Ballack. Sind Sietraurig, wenn Sie sehen was da gerade in Leverkusen abläuft?

    Calmund: Das tut mir weh, aber das es ist, wie es ist, dazu gehören auch immer zwei Seiten. Die sollten jetzt alle die Giftpfeile im Köcher stecken lassen und das Thema sauber zu Ende bringen.

    Die Karriere des Andreas Rettig

    Geboren am 25. April 1963 in Leverkusen.

    Aktiver Spieler bei FV Bad Honnef, Viktoria Köln, SC Brück und Wuppertaler SV.

    Berufliche Karriere: 1984 - 1987 Ausbildung zum Industrie-Kaufmann bei der Bayer AG.

    Von 1989 bis 1998 arbeitete er in verschiedenen Positionen beim Bundesligisten Bayer Leverkusen und ging dort bei Reiner Calmund in die Lehre.

    1998 – 2002 Manager beim SC Freiburg. Dort machte der ehemalige Oberliga-Spieler den Provinzverein bundesligatauglich.

    Von 2002 – 2005 Manager beim 1. FC Köln. Dort bewies er beim Abgang Stil. Als Trainer Uwe Rapolder entlassen wurde, nahm auch Manager Rettig seinen Hut.

    Ab 2006 Manager beim FC Augsburg.

    Ab 2013: Eintritt in die Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL).

    Sie haben am Dienstag FCA-Manager Andreas Rettig getroffen. Verraten Sie uns doch, was er nach dieser Saison machen wird...

    Calmund: Wir waren beim Mittagessen und haben viel zusammen gesprochen. Ich bin ein väterlicher Freund von Andreas und kann ihnen versichern, dass er sich weder positioniert und schon gar nicht für eine andere Aufgabe entschieden hat. Es wird ja immer spekuliert und es gibt auch interessante Anfragen, aber momentan ist er beim FC Augsburg und da wird er bis zuletzt 1000 Prozent geben.

    Wie sehen Sie den FC Augsburg aus der Ferne?

    Calmund: Ich denke mit dem aktuellen Stand kann Augsburg zufrieden sein. Das neue Stadion ist immer ausverkauft und bei Heimspielen herrscht eine tolle Euphorie. Am Tabellenende hängen vier Mannschaften zusammen und der FCA kann immer noch die Überraschung schaffen. Auch Hertha steht da unten. In Berlin ist zum Beispiel ein ganz anderer Druck. Augsburg hat nichts zu verlieren, für mich steht der FCA sportlich in der Bundesliga zwischen Platz 15-18 und in der 2. Liga unter den Top Five.

    Kann sein, dass die Stimmung umschlägt

    In Leverkusen ist Augsburg nur krasser Außenseiter...

    Calmund: Bayer 04 ist klarer Favorit, doch die Leverkusener haben vor Augsburg Bammel, weil es zuletzt nicht gut lief. Natürlich wird man nach den beiden Niederlagen gegen Dortmund und Barcelona alle Sinne schärfen, aber das muss nicht von Vorteil sein. Das Publikum in Leverkusen ist derzeit sehr unruhig und wenn gegen Augsburg nicht schnell was passiert, kann es durchaus sein, dass die Stimmung komplett umschlägt.

    Das ist Bayer Leverkusen

    Bayer 04 Leverkusen geht auf den Turn- und Spielverein 1904 der Farbenfabrik vormals Friedrich Bayer & Co. Leverkusen zurück. Seit 1999 ist die Profi-Mannschaft eine eigene Abteilung des Gesamtvereins.

    Die Vereinsfarben sind Rot und Schwarz. Das Vereinswappen zeigt neben zwei Löwen auchh das Markenzeichen der chemie- und pharmakonzerns Bayer AG.

    Bayer Leverkusen war schon fünf Mal (1997, 1999, 2000, 2002 und 2011) Vizemeister der deutschen Bundesliga, gewann aber noch nie die Meisterschale.

    2002 wurden die Leverkusener Vizemeister der Champions-League. Im Finale unterlagen sie Real Madrid mit 1:2.

    Bekanntestes Gesicht von Bayer 04 ist Reiner Calmund. Der wuchtige Betriebswirt begann ab 1976 als Stadionsprecher in Leverkusen, ab 1988 saß er im Vereinsvorstand, bevor er 1999 Manager und Geschäftsführer wurde. Calmund ist bekannt für seine Rheinische Frohnatur. Er hatte eine eigene Show namens "Big Boss"

    Die Leverkusener-Vereinsgeschichte kann mit einigen sehr bekannten Spieler-Namen aufwarten: Rudi Völler, Lucio, Jens Nowotny, Michael Ballack, Ze Roberto, Bernd Schneider, Ulf Kirsten, Hans-Jörg Butt, Christian Wörns, Carsten Ramelow, Bernd Schuster und Paolo Sergio spielten beispielsweise schon für Bayer.

    Rekordtorschütze ist Ulf Kirsten. Von 1990 bis 2003 erzielte er 182 Tore in 350 Bundesligaspielen. Entspricht einer Trefferquote von 0,52 Toren pro Spiel!

    Der höchste Heimsieg gelang den Leverkusenern am 10. April 2004 gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 6:0. Dabei kamen nur fünf Treffer von einem Leverkusener Spieler. Das 1:0 war ein Eigentor von Timo Wenzel.

    Die höchste Niederlage im eigenen Stadion gab es gleich zwei Mal: 1:5 hieß es erst am 14. Februar 1981 gegen Mönchengladbach und dann nochmal am 21. Januar 1984 gegen den FC Bayern München. In beiden Spielen hatte Leverkusen zur Halbzeit nur mit 0:1 zurückgelegen.

    Das Stadion der Leverkusener ist ebenfalls nach dem Konzern Bayer benannt, es heißt BayArena.

    Wie sehen Sie den Kampf an der Tabellenspitze?

    Calmund: Nach dem 3:0-Sieg von Mönchengladbach gegen Schalke 04 glaube ich, dass aus dem Vierkampf ein Dreikampf geworden ist. Aber ich wechsle nicht meinen Titelfavorit wie die Unterhosen und bleibe nach wie vor bei meiner Meinung, dass Bayern München deutscher Meister wird. Allerdings kämpft Dortmund jetzt zumindest auf Augenhöhe mit München um die Meisterschale. Zwei Punkte Vorsprung, ein Heimspiel gegen die Bayern, keine internationale Belastung mehr und viel weniger Druck kommt der Klopp-Truppe zur Gute.

    Obwohl sie nicht mehr im Bundesligageschäft sind, hat die Liga ihren Reiz für sie nicht verloren...

    Calmund: Die Bundesliga ist ein Premium-Produkt. Wir werden in 200 Länder übertragen. Wir haben die besten Stadien mit der besten Infrastruktur. An der Spitze ist es spannend und insgesamt spielen elf Teams um den Klassenerhalt. Dagegen ist jeder Hitchcock-Krimi ein Märchen. Was will man mehr?

    Werden Sie im Stadion sein, wenn Bayer den FCA empfängt?

    Calmund: Nein, ich bin in Nürnberg. Der Opa meiner Frau wohnt dort und der wird 85. Ich werde mir dann Nürnberg gegen Köln anschauen.

    Interview

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