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Interview: Michael Thurk zu seinem Aus beim FCA: "Hätte sogar für die U23 gespielt"

Interview

Michael Thurk zu seinem Aus beim FCA: "Hätte sogar für die U23 gespielt"

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    Michael Thurk stieg mit dem FC Augsburg in die Bundesliga auf - wurde dann allerdings suspendiert. Böses Blut gibt es zwischen ihm und den Verantwortlichen von damals deshalb nicht.
    Michael Thurk stieg mit dem FC Augsburg in die Bundesliga auf - wurde dann allerdings suspendiert. Böses Blut gibt es zwischen ihm und den Verantwortlichen von damals deshalb nicht. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Der FSV Mainz 05 hat nach zwei Spieltagen mit 36 Schüssen nur ein Tor erzielt. Sie sind seit Juni in Mainz Co-Trainer mit den Schwerpunkten Offensivspiel und Gegneranalyse. Was sagt der Offensivtrainer Thurk dazu?

    Michael Thurk: Wir hätten sogar noch mehr Schüsse abgeben können, haben aber den richtigen Abschluss öfters versäumt – und wenn wir dann geschossen haben, waren wir leider nicht präzise genug.

    Was können Sie Ihren Spielern als Ex-Torjäger mitgeben?

    Thurk: Du hast natürlich einen anderen Blick auf Situationen als ein Spieler, der eher defensiv denkt. Wenn wir Individualtraining machen, dann schnapp ich mir die Stürmer, um die Abschlussautomatismen mit entsprechenden Übungen zu verfestigen. Oder wir studieren Spielzüge ein, die wir vorher im Trainerteam besprochen haben. Ich nehme mir aber in der Kabine auch mal einen Spieler zur Seite und weise ihn, natürlich in Absprache mit dem Trainer, auf Dinge hin, die mir aufgefallen sind. Ich glaube, dass es einfacher ist, als Spieler, der schon mal ein paar Tore geschossen hat, seine Erfahrungen glaubwürdig weiterzugeben.

    Was lässt sich Mainz gegen Robert Lewandowski einfallen? Haben Sie da als Ex-Torjäger einen besonderen Tipp?

    Thurk: Wenn man sieht, was er für einen ersten Kontakt hat, ist das schon beeindruckend. Das sieht so einfach aus, wie er da schon Spieler ausspielt. Oder wie er sich gleich wieder im Strafraum positioniert, wenn er den Ball nach außen spielt. Wie er sich in diesem Raum vor dem Tor bewegt, wie er die Lücken erkennt, das ist einmalig. Wir müssen schauen, dass wir die Zuspiele auf ihn möglichst unterbinden, und wenn er dann mal den Ball hat, muss man als Gruppe darauf eingestellt sein, dass man sich gegenseitig sichert.

    Der FSV Mainz reist mit null Punkten zu den Bayern. Alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschung. Wäre es ein Fehlstart?

    Thurk: Dass wir natürlich nicht glücklich sind, im Pokal rausgeflogen zu sein und die ersten beiden Punktspiele verloren zu haben, ist doch klar. Aber ich glaube trotzdem, dass man unserer Spielweise Positives abgewinnen kann. Wir haben 36 Torschüsse abgegeben – du musst erst mal zu so vielen Abschlüssen kommen. Es gibt Gründe, warum wir nicht gepunktet haben, aber wir haben auch ganz viel richtig gemacht. Wir dürfen jetzt einfach nicht verzweifeln, wir werden wieder Spiele gewinnen.

    Michael Thurk (links) und der Mainzer Cheftrainer verstehen sich nicht nur auf dem Fußballplatz. Beide sind auch privat befreundet.  	„Sandro hat es gefallen, wie ich über Fußball denke.“
    Michael Thurk (links) und der Mainzer Cheftrainer verstehen sich nicht nur auf dem Fußballplatz. Beide sind auch privat befreundet. „Sandro hat es gefallen, wie ich über Fußball denke.“ Foto: imago-images

    Wie wird man in Mainz Co-Trainer mit den Schwerpunkten Offensivspiel und Gegneranalyse?

    Thurk: Seit Sandro Schwarz dort Trainer ist, haben wir uns oft getroffen und haben viel über Fußball gesprochen. Seit wir in Mainz zusammen gespielt haben, sind wir Freunde. (Anm., d. Red.: Beide standen in der Aufstiegsmannschaft von 2004.) Anscheinend hat es Sandro gefallen, wie ich über Fußball denke, denn als Mainz den Trainerstab erweitern wollte, hat er mich vorgeschlagen, und das fand auch unser Sportvorstand Rouven Schröder ganz spannend. Dann ging alles sehr schnell, auch weil wir demnächst unseren Lebensmittelpunkt nach Mainz verlegen. Da passte eines zum anderen.

    Warum ziehen Sie von Kissing (Lkr. Aichach-Friedberg) zurück nach Mainz?

    Thurk: Wir haben im Rhein-Main-Gebiet unsere Familien und unsere Freunde. Wir waren jetzt elfeinhalb Jahre in Augsburg und irgendwie hat es uns zurückgezogen. Wir bauen hier in Mainz gerade ein Haus. Meine Frau und mein Sohn leben momentan noch in Kissing. Ich denke, im April oder Mai werden wir als Familie wieder unter einem Dach vereint sein.

    Sie sind neben Dong-Won Ji, der zur Zeit verletzt ist, nicht der einzige Neuzugang mit Augsburger Vergangenheit. Der ehemalige Athletik-Trainer der Augsburger Panther, Sven Herzog, leitet jetzt den Athletik-Bereich.

    Thurk: Sven ist ein absoluter Fachmann auf seinem Gebiet. Wenn man den AEV verfolgt, hat man gesehen, wie fit und durchtrainiert die Panther auch am Ende der Saison noch waren und dass sie immer wieder zulegen konnten. Da steckt viel Kompetenz dahinter. Man hat sich in Mainz bewusst für einen Athletik-Trainer aus einer anderen Sportart entschieden, damit man nicht nur aus Fußballsicht denkt und neue Blickwinkel hinzugewinnt.

    Sprechen Sie mit ihm auch manchmal über den FCA?

    Thurk: Nein, warum?

    Naja. Sie waren einer der erfolgreichsten Stürmer beim FC Augsburg, waren Zweitliga-Torschützenkönig im FCA-Trikot.

    Thurk: Ich habe zuletzt gelesen, dass ich die meisten Tore für den FCA im Profibereich geschossen habe. Sportlich war es eine Topzeit. Aber nach Ende meiner Zeit beim FCA habe ich mich zunehmend auch für den AEV interessiert.

    Sie waren maßgeblich am Bundesliga-Aufstieg 2011 beteiligt, gespielt haben Sie für den FCA aber keine Sekunde in der Bundesliga. Sie wurden im August 2011 von Trainer Jos Luhukay und Manager Andreas Rettig suspendiert. Was ist damals passiert?

    Thurk: Da gibt es nicht so viel zu sagen. Es gab damals ein Gespräch, in dem mir der Trainer und der Manager mitgeteilt haben, dass sie aufgrund der Systemumstellung nicht mehr mit mir planen, weil es meine Position nicht mehr gibt. Das war der einzige Grund. Mittlerweile habe ich mit Andreas Rettig ein sehr gutes Verhältnis, ich habe ihn mal in Hamburg besucht, wir sind per Du und sind weiter in Kontakt. Da gibt es gar nichts mehr zwischen uns. Das Gleiche gilt auch für Jos Luhukay. Das Thema ist vom Tisch.

    Warum sind Sie aber sofort suspendiert worden?

    Thurk: Ich glaube, man wollte da öffentlich einen deutlichen Schlussstrich ziehen. Ich hatte damals sogar angeboten, für die U23 zu spielen, aber das wollte man nicht.

    Was sagen Sie zum FCA 2019?

    Thurk: Ach, ich habe mich mit der Mannschaft noch gar nicht so richtig befasst. Das kommt erst kurz bevor wir gegeneinander spielen (Anm. d. Red.: 7. Dezember).

    Ein Wort zur Eintracht. Martin Hinteregger ist dort nach seinem Wechsel vom FCA mit offenen Armen empfangen worden. Sie hatten es als gebürtiger Frankfurter nicht so einfach. Warum?

    Thurk: Das Problem damals war, dass ich für die Eintracht-Fans das Gesicht des FSV Mainz war. Ich wurde als Mainzer wahrgenommen, deshalb wollten sie nicht zulassen, dass ich spiele. Im Nachhinein gesehen war es die falsche Entscheidung, zu wechseln. Aber es war eine Herzensangelegenheit für mich.

    Welcher Trainer hat Sie am meisten geprägt?

    Thurk: Es ist ja kein Geheimnis: Wenn man sechseinhalb oder sieben Jahre unter Jürgen Klopp gespielt hat, dann prägt das einen. Das sagen auch Marco Rose (Trainer von Gladbach) oder Sandro. Seine Leidenschaft und die Kunst, jeden Spieler bei Laune zu halten, sind einfach beeindruckend. Das ist bei einem Kader von 25 Leuten schwierig, aber das kriegt er hin. Ich habe mich auf dem Trainingsplatz auch oft mit ihm gefetzt, aber am nächsten Tag war das komplett vom Tisch. Das kann auch nicht jeder Trainer. Trotzdem willst du ja nicht die Kopie von irgendjemand sein, sondern auf deine eigene Art und Weise Erfolg haben.

    Zum Schluss noch eine Frage, die mit Fußball gar nichts zu tun hat. Haben Sie Ihre Steuererklärung schon gemacht? Sie sind ja Steuerfachgehilfe.

    Thurk: (lacht) Noch nicht. Das mach ich im Dezember. Ich bin spät dran.

    Warum haben Sie diese Ausbildung absolviert?

    Thurk: Ich bin ja Fußball-Invalide und habe darum von der Berufsgenossenschaft eine Umschulung angeboten bekommen. Die habe ich auch angenommen. Ich wollte irgendetwas Kaufmännisches machen. Dann hat man zu mir gesagt, Steuerfachgehilfe wäre ein krisensicherer Job. Also habe ich die Umschulung beim BIB (Gesellschaft für Bildung, Integration und Beruf) in Augsburg begonnen. Meine Praktika durfte ich bei der Steuerkanzlei Klein und Müller machen. Es war interessant, aber mir war damals schon klar, dass ich zeitnah wieder Richtung Fußball gehen werde.

    Und werden Sie eine Steuerrückerstattung bekommen?

    Thurk: Natürlich.

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