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Interview: FCA-Manager Rettig: "Das ist sicherlich ein Quantensprung"

Interview

FCA-Manager Rettig: "Das ist sicherlich ein Quantensprung"

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    Andreas Rettig, Aufstiegsmanager des FC Augsburg.
    Andreas Rettig, Aufstiegsmanager des FC Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Bundesliga. Und zu drei Wochen mehr Urlaub. Die Saison in der Bundesliga beginnt ja heuer erst drei Wochen nach der in der zweiten Liga.

    Rettig: Danke, wir alle hier im Klub sind glücklich über den Aufstieg. Es freut uns aber auch für die Stadt und die Region. Aber ganz besonders freuen wir uns für Walther Seinsch. Das ist mir wichtig zu sagen: Ohne ihn und seine Unterstützung wäre der Profifußball in Augsburg sicherlich nicht in diesem Maße möglich.

    Um noch einmal auf den zusätzlichen Urlaub zurückzukommen. Haben Sie den jetzt tatsächlich? Sie haben ja vor einiger Zeit einmal gesagt, dass Ihnen die Planung für die Bundesliga leichter fallen würde als die für die zweite Liga?

    Rettig: Ja, das habe ich gesagt. Erstens, weil mehr Zeit zur Planung ist. Zweitens, weil mehr Geld da ist.

    Lässt es sich beziffern, wie viel mehr Geld für den Etat des FCA in der Bundesliga da ist?

    Rettig: Natürlich lässt sich das beziffern. Wenn bisher beim Etat eine Zwei vorne stand, dann wird es jetzt eine Drei sein.

    Wir sprechen also von rund 30 Millionen Euro anstatt bisher etwa 20 Millionen Euro.

    Rettig: Ja, das ist sicherlich ein Quantensprung. Aber die reinen Zahlen geben vielleicht einen falschen Eindruck wieder. Beim FC Augsburg werden jetzt nicht Milch und Honig fließen. Es ist jetzt nicht so, als ob hier nach dem Aufstieg plötzlich zehn Millionen Euro frei zur Verfügung stehen. Das Geld wird durch viele Dinge wieder aufgefressen. Die Kostensituation ist eine andere, gerade was das Personal angeht …

    Die Mannschaft wird wohl etwas teurer werden ...

    Rettig: Und Sie müssen rückwirkend auch die Aufstiegsprämien bedenken, die natürlich nicht unerheblich waren, da wir extrem leistungsbezogene Verträge mit unseren Spielern haben. Es ist also nicht so, dass wir hier von frei verfügbaren zehn Millionen reden können, um das mal klar zu sagen.

    Ist es für Sie ein großes Problem, dass die Investorengruppe um Walther Seinsch ihren Rückzug angekündigt hat?

    Rettig: Was heißt Problem. Es ist ein Fakt. Es war geplant und wir sind darauf eingestellt. Wir sind ja trotzdem in der komfortablen Situation, dass wir all die Jahre diese Anschubfinanzierung genießen konnten. Und jetzt wissen wir, dass keine zusätzliche Unterstützung wirtschaftlicher Art mehr da ist. Mit dieser Situation müssen auch andere Vereine klarkommen, die allerdings vielleicht den Vorteil hatten, dass sie nicht 23 Jahre im Amateurfußball waren. Man darf nicht vergessen: Dass der FC Augsburg jetzt im Profifußball spielt, das fällt ja nicht vom Himmel, das war mit viel Arbeit und Kapitaleinsatz verbunden. Und deshalb ist auch klar, dass da gewisse Dinge vor sich hergeschoben werden mussten und wir bisher keine Gewinne machen konnten. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist keine existenzbedrohende Situation. Aber ich warne davor, zu sagen: jetzt haben wir zehn Millionen mehr, jetzt schwimmen wir im Geld. Es ist eher so, dass wir rückwärts betrachtet das eine oder andere Loch damit stopfen. Und die große nächste Aufgabe hier beim FCA ist: Wir müssen uns in der Infrastruktur verbessern. Das ist nicht erste Liga, was wir hier haben.

    Sie meinen die Geschäftsstelle?

    Rettig: Nein, ob der Manager in einem kleinen oder großen Büro sitzt, ist egal. Wir brauchen keine goldenen Wasserhähne. Die Fußballplätze sind entscheidend. Wir brauchen Arbeitsbedingungen für unsere Mannschaft, die erstligareif sind. Und die haben wir immer noch nicht ...

    ... und für die Nachwuchsmannschaften auch nicht ...

    Rettig: Ja, genau. Aber zur Verbesserung dieser Bedingungen brauchen wir die Unterstützung der Politik, ohne Wenn und Aber.

    Müssen Sie im Bereich der Geschäftsstelle für die Arbeit in der Bundesliga noch mal zulegen oder bewältigen Sie das mit der bisherigen Mannschaft?

    Rettig: Wir sind bisher sehr gut gefahren. Wir haben ein wirklich tolles Team, das jetzt schon einige Zeit beisammen und gut eingespielt ist. Wir werden sehen, ob wir noch etwas tun müssen.

    Wird der Vorstandsvorsitzende Walther Seinsch nach dem Aufstieg wieder mehr und näher in der Arbeit dabei sein als zuletzt?

    Rettig: Das würde ich mir wünschen. Trainer Jos Luhukay und ich waren letzthin wieder einen Tag bei ihm in Münster. Das machen wir alle zwei, drei Monate, um die anfallenden Dinge zu besprechen. Und da war er wirklich gut drauf und sagte, dass es ihm deutlich besser geht. Wir wünschen uns, dass er bald wieder die Spiele im Stadion genießen kann.

    Versuchen Sie Walther Seinsch zu überreden, dass die Investorengruppe noch einmal aktiv wird?

    Rettig: Nein, das ist besprochen, das ist erledigt. Da hätte ich auch Hemmungen, das zu tun. Walther Seinsch und die Investorengruppe haben in der Vergangenheit schon so viel für den Verein getan. Nein, das kommt nicht mehr infrage. Das Ziel ist ein anderes. Wir müssen den FCA unabhängig von den handelnden Personen machen. Der Betrieb muss laufen, egal, ob hier Seinsch, Rettig, Luhukay, Bircks oder wer auch immer in der Verantwortung ist. Und deswegen sehe ich die Entwicklung durchaus positiv. Weil wir hier Strukturen schaffen, die losgelöst sind von den handelnden Personen. Und weder ich noch Trainer Luhukay, noch Aufsichtsratsvorsitzender Bircks werden noch einmal Pieps machen und um Unterstützung bitten. Wenn man sieht, was Walther Seinsch und die Investoren hier geleistet haben ... das wäre ungehörig, da noch mal um Unterstützung zu bitten. Über den Schatten könnte ich nicht springen.

    In zweiten Teil: Rettig über "seinen" Spieler der Saison und was sich in der ersten Liga verbessern wird

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