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Interview: Das ist der Mann, der die Augsburger Arena leuchten lässt

Interview

Das ist der Mann, der die Augsburger Arena leuchten lässt

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    Jürgen Schrameier hat Gefallen am FC Augsburg gefunden und als WWK-Vorstandsvorsitzender den Bau der Stadion-Fassade maßgeblich vorangetrieben.
    Jürgen Schrameier hat Gefallen am FC Augsburg gefunden und als WWK-Vorstandsvorsitzender den Bau der Stadion-Fassade maßgeblich vorangetrieben. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Schrameier, am 19. September beim FCA-Heimspiel gegen RB Leipzig wird erstmals die neue Vogelnest-Fassade der WWK-Arena leuchten. Der Verein und die Fans freuen sich drauf. Für Augsburg könnte das beleuchtete Stadion ein neues Wahrzeichen werden.

    Schrameier: Ja, der Termin steht. Auch wir freuen uns sehr auf diesen Abend. Es lief alles nach Plan. Außer einiger Verzögerungen im Winter, als wir wegen des Wetters mit den Malerarbeiten nicht beginnen konnten.

    Wie wird denn die Arena leuchten?

    Schrameier: Das Grundmuster ist rot-grün-weiß. Aber wir haben noch viel mehr Möglichkeiten. Wir wollen zum Beispiel, dass die Arena nach Siegen in einer besonderen Farbe leuchtet.

    In welcher denn?

    Schrameier: Das sollen die Fans entscheiden. Wir werden auf der Facebook-Seite des FCA vier Vorschläge machen: Es sind die Farben Grün, Weiß, Gold oder Rot-Gelb, die Farben des Regierungsbezirks Schwaben. Nach jedem Sieg soll die Arena zwei Tage lang in der ausgewählten Farbe leuchten. Die Abstimmung beginnt am 9. September und dauert fünf Tage.

    Und sonst leuchtet das Stadion an der B17 jeden Abend rot-grün-weiß?

    Schrameier: Genau. Die Arena wird täglich ab der Dämmerung bis Mitternacht beleuchtet. Aufgrund der Nähe zur Bundesstraße dürfen wir die Arena aber nicht blinken lassen, oder schnelle Farbwechsel vornehmen.

    10.000 Euro kostet die Beleuchtung

    Das klingt nach hohen Stromkosten?

    Schrameier: Das sind nur rund 10.000 Euro im Jahr. Die LED-Lichter der neuesten Generation sind energiesparend. Das passt zur Umweltstadt Augsburg.

    Die WWK ist seit 2015 Haupt- und Stadionsponsor des FC Augsburg. Wie kam denn der Kontakt zustande?

    Schrameier: Der lief über unser Tochterunternehmen 1:1 Assekuranzservice AG in Augsburg. Wir erhielten im Dezember 2014 zu einem Spiel gegen den FC Bayern eine Einladung in deren Lounge. Chef Jürgen Afflerbach und seine Frau sind begeisterte FCA-Fans. Nach dem Spiel kam dann ein Vertreter des FC Augsburg, Karl-Heinz Jakel, in die Lounge und erzählte so nebenbei, dass Alko als Hauptsponsor nicht mehr weitermachen wolle. Wir sind ihm bis heute dafür dankbar.

    Wie ging es dann an diesem Nachmittag weiter?

    Schrameier: Nach diesem Gespräch ging ich noch einmal raus auf die Logen-Terrasse und sah die Arena plötzlich in einem anderen Licht. Vorher hatte ich ein Fußballspiel gesehen, dann wurde mir plötzlich klar, das könnte eine riesige Chance für die WWK sein.

    Inwiefern eine riesige Chance?

    Schrameier: Ich erkannte, dass wir mit einem Engagement unseren Bekanntheitsgrad nachhaltig erhöhen können. Als wir dann die Modalitäten des Hauptsponsor-Vertrages verhandelten, wurde vonseiten des FCA erwähnt, dass SGL Carbon darüber nachdachte, sich als Namengeber des Stadions zurückzuziehen. Da war dann wirklich großes Funkeln bei mir in den Augen, weil wir auf diese Art und Weise beides haben konnten: Sowohl die Trikots als auch die Arena.

    Warum haben Sie dann auch noch zusätzlich die Fassade finanziert?

    Schrameier: Der FCA ist ein großartiger Verein mit einem großartigen Stadion, aber eben damals nur von innen. Außen sah es unfertig aus. Es fehlte etwas. Die Architekten Bernhard & Kögl hatten ja mit Fassade geplant. Wir entwickelten die Idee, diese Pläne, die ja schon genehmigt waren, wiederzubeleben. Das führte dann wiederum zu einer Betrachtung der Zeiträume unseres Engagements.

    Der Vertrag läuft über zehn Jahre

    Die waren ursprünglich ja gar nicht so lange angedacht, oder?

    Schrameier: Genau. Wir hatten im März 2015 einen Drei-Jahres-Vertrag als Hauptsponsor abgeschlossen. Mitte 2015 kamen dann noch die Namensrechte dazu. Unser Vertrag läuft über zehn Jahre plus fünf Jahre Option. Das ist ein nachhaltiges Engagement.

    Was zahlt denn die WWK für die Trikot-Werbung und die Namensrechte pro Jahr?

    Schrameier: Darüber sprechen wir nicht.

    Was verspricht sich die WWK von Ihrem Doppel-Sponsoring beim FC Augsburg?

    Schrameier: Für unsere Mitarbeiter ist es von Vorteil, wenn der Kunde beim Verkaufsgespräch das WWK-Logo kennt. Uns kommt es darauf an, dass der Kunde mit den drei Buchstaben WWK emotional etwas anfangen kann. Das wollen wir mit dem FCA-Engagement anzünden und das wird uns gelingen. In München kennt uns jeder Zweite, deutschlandweit jeder Dritte. Das wollen wir deutlich steigern.

    Warum war es der WWK wichtig, auch Eigentümer der Fassade zu sein?

    Schrameier: Weil wir als Eigentümer der Fassade die Baukosten über einen langen Zeitraum finanzieren können und damit die jährliche Belastung vergleichsweise gering ist.

    Ist Ihr Engagement beim FCA als Hauptsponsor und Arena-Namensgeber untrennbar verbunden?

    Schrameier: Wir haben auch den Vertrag als Hauptsponsor auf fünf Jahre plus drei Jahre Option verlängert. Wie gesagt: Wir denken langfristig.

    Nach der ursprünglichen Planung sollten die Baukosten der Fassade bei rund zwei Millionen Euro liegen. Da war aber noch keine so umfangreiche Beleuchtung geplant. Angeblich liegen die Kosten nun bei etwa 4,5 Millionen Euro.

    Schrameier: Die Beleuchtung war schon eingeplant. Aber das Lichtkonzept hat sich qualitativ vollkommen verändert. Konkrete Zahlen will ich nicht nennen, aber die Baukosten liegen näher an 4,5 Millionen Euro als an zwei Millionen.

    Die Fassade gehört nun der WWK als Stadion-Namensgeber. Der FCA hat schon zweimal erlebt, dass die Namensgeber vorzeitig ausgestiegen sind…

    Schrameier: Mir fällt beim besten Willen kein Szenario ein, dass die WWK sich die Namensrechte nicht mehr leisten könnte. Das ist schlicht und ergreifend nicht denkbar. Das Budget, das wir jetzt bei unserem Sponsoring beim FCA einsetzen, ist kleiner als das Budget unserer früheren Fernsehwerbung. Da müssen sie pro Jahr zehn bis 20 Millionen Euro investieren, wenn sie den Bekanntheitsgrad nachhaltig steigern wollen.

    Auch andere Bundesligavereine haben sich um Sponsoring beworben

    Sie haben das Budget also umgeschichtet.

    Schrameier: Wir haben schon 2012 aufgehört, das Wetter bei den „Tagesthemen“ zu sponsern. Die Werberegeln bei der ARD hatten sich geändert…

    … zum Glück für den FCA.

    Schrameier: Es hatten sich schon zuvor andere Bundesligavereine bei uns beworben. Aber das passte nicht. Entweder war die regionale Nähe nicht geben, oder wir sahen einen Bruch zu unseren elementaren Werten, die wir pflegen. Das sind Zusammenhalt und Teamspirit.

    Aus welchen Gründen sind Sie dann beim FCA eingestiegen?

    Schrameier: Einmal ist da die regionale Nähe zu unserem Firmensitz in München. Der FCA-Gedanke des Zusammenhalts passt zudem genau zu unserem Motto der starken Gemeinschaft. Beim FCA werden Entscheidungen im Konsens getroffen, auch bei Spielerverpflichtungen. Das ist gut. Auch der sportliche Sachverstand von Geschäftsführer Stefan Reuter spielt eine Rolle.

    Würden Sie bei sportlichen Entscheidungen denn überhaupt gerne angehört werden?

    Schrameier: Nein. Es gibt für mich zwei Grundgesetze, die für den Erfolg oder Misserfolg eines Fußballklubs wichtig sind: Erstens sollten Leute Entscheidungen treffen, die sich mit der Materie Fußball auskennen. Zweitens: Ein Sponsor sollte sich nicht in diese Entscheidungen einmischen.

    Das sehen Geldgeber bei anderen Vereinen aber anders.

    Schrameier: Bei der WWK verstehen wir etwas von Versicherungen. Ansonsten sind wir Fußballfans wie andere auch. Wir reden drüber, aber wir meinen nicht, wir können es besser.

    Sie waren als gebürtiger Münchner Bayern-Fan und sind jetzt…

    Schrameier: … weiter Bayern-Fan und Fan des FCA. Ich glaube nicht, dass sich das mit unserem Engagement in Augsburg beißt. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Mit den Bayern bin ich groß geworden. Jetzt habe ich das Glück, einen Verein wie den FCA auch von innen etwas besser kennenzulernen und es mit der WWK in Verbindung bringen zu können. Das ist eine tolle Geschichte. Wissen Sie, mein Blut ist in den WWK-Farben grün-orange gefärbt. Wenn ich einen Spieler mit dem WWK-Emblem auf der Brust sehe, dann treibt mich das immer an. Ich hätte selbst nicht gedacht, wie stark das ist. Der FCA ist ein toller Verein.

    Was sind Ihre Ziele mit dem FCA? Sie wünschen sich bestimmt nicht, jedes Jahr gegen den Abstieg zu spielen...

    Schrameier: Ich halte es mit FCA-Präsident Hofmann: Über jede Saison, in der Augsburg in der Bundesliga dabei ist, muss man glücklich sein. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Deswegen haben wir damals, als wir den Vertrag machten, uns über die beiden Szenarien Klassenerhalt und Abstieg Gedanken gemacht. Wir zahlen zum Beispiel nicht weniger, wenn der FCA einmal absteigen würde. Wir wollen doch, dass er so schnell wie möglich wieder aufsteigt. Natürlich träumen auch wir von Europa. Das ist aber nicht der Schwerpunkt unseres Engagements. Die Region Augsburg wächst mächtig. Es ist möglich, dort einen Verein wie den FCA dauerhaft in der Bundesliga zu halten.

    Zur Person: Jürgen Schrameier, 55, ist seit 2007 Vorstandsvorsitzender der WWK Lebensversicherung a.G. und der WWK Allgemeine Versicherung AG. Die WWK (rund 2500 Mitarbeiter) zählt mit rund 10.000 Vertriebspartnern und rund 1,3 Millionen Kunden zu den größten Versicherungen Deutschlands. Die WWK wurde 1884 als „Witwen- und Waisen-Unterstützungscassa des Bayerischen Verkehrsbeamten-Verein“ (WWUK) in München gegründet.

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