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Interview: Daniel Baier: Die Kritik am Trainer ist mir zu eindimensional

Interview

Daniel Baier: Die Kritik am Trainer ist mir zu eindimensional

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    „Ich hoffe, dass er nun Ruhe gibt.“ Daniel Baier ist der einzige Augsburger Spieler, der im April 2015 in Paderborn auf dem Platz stand. Der FCA verlor 1:2, qualifizierte sich aber später für die Europa League.
    „Ich hoffe, dass er nun Ruhe gibt.“ Daniel Baier ist der einzige Augsburger Spieler, der im April 2015 in Paderborn auf dem Platz stand. Der FCA verlor 1:2, qualifizierte sich aber später für die Europa League. Foto: Ulrich Wagner

    Ich frage jetzt provokant, ärgerten Sie sich nach der Niederlage gegen Schalke mehr über Trainer Martin Schmidt, dass er Reece Oxford eingewechselt hat, oder über Oxfords Fehlpass, der das 2:3 einleitete?

    Baier: Wir sind eine Mannschaft. Wir gewinnen und verlieren zusammen. Ich bekomme natürlich auch mit, dass jetzt der Trainer kritisiert wird, weil er Reece eingewechselt oder das System umgestellt hat, aber die genauen Gründe für die Einwechslungen wissen die Außenstehenden doch gar nicht.

    Was waren denn die Gründe?

    Baier: Erstens war es vor allem ein verletzungsbedingter Wechsel. Marco Richter war angeschlagen und auch ich habe in der Halbzeit schon gesagt, ich halte nicht mehr so lange durch. Von daher war das natürlich beim Trainer im Hinterkopf. Reece hat vorher gute Spiele gemacht und dann unterläuft ihm dieser unglückliche Fehler. Da kann der Trainer nichts dafür. Diese Situation kann Reece sicher besser lösen, das haben wir auch thematisiert, aber Fehler kommen immer wieder vor. Wir müssen uns hauptsächlich darüber ärgern, dass wir die Standards nicht besser verteidigt, dass wir in der ersten Hälfte die Tore nicht gemacht und in der zweiten die letzten Pässe nicht mehr an den Mann gebracht haben. Darüber ärgere ich mich, weil das in unserer Macht lag.

    Wie bewerten Sie es, dass der Trainer wie nach dem Gladbach-Spiel wieder heftig in der Kritik steht?

    Baier: Man braucht doch nur die Tabelle in der Bundesliga unten durchzugehen. Bei jeder Mannschaft, die dort steht, wird der Trainer kritisiert. In Paderborn ist das ein wenig anders, weil Steffen Baumgart mit ihnen aufgestiegen ist und einen großen Bonus genießt. Aber bei allen anderen Mannschaften wird in den Medien über den Trainer diskutiert. Das kommt aber vonseiten der Medien. Hier in Augsburg habe ich noch nie von einem Verantwortlichen oder einem Spieler gehört: Der Trainer macht einen Scheißjob. Das wird von außen herangetragen. Das ist heutzutage leider das Geschäft, obwohl die Problematik doch viel komplexer ist.

    Wie meinen Sie das?

    Baier: Die Kritik ist mir zu eindimensional. Der Trainer hat eine Riesenverantwortung. Er ist für mich der wichtigste Mann im Team. Aber es steckt ja mehr dahinter. Wir haben eine neue Mannschaft, unser individuelles Leistungsniveau noch nicht konstant abgerufen und machen noch zu viele individuelle Fehler innerhalb der Spiele. Wir treffen vorne das Tor nicht, obwohl wir uns gute Chancen herausspielen. Dafür kann der Trainer nichts, aber er wird immer herausgepickt.

    Aber es war zu lesen, dass Martin Schmidt auch innerhalb der Mannschaft umstritten ist, dass bei seinen Analysen des Öfteren Spieler das Gesicht verzogen haben.

    Baier: Wie so etwas zustande kommt, kann ich mir nicht erklären. Diese Geschichten sind nicht seriös. Ich habe noch keinen Spieler gesehen, der bei einer Ansprache des Trainers die Augen verdreht hat. Dass man als Spieler nicht mit allem d’accord geht mit dem, was der Trainer entscheidet, ist doch normal. Das war ich bei Jos Luhukay nicht, bei Markus Weinzierl nicht und auch bei Manuel Baum nicht. Aber so eine Geschichte zu machen, aus der nicht hervorgeht, wer was behauptet, finde ich nicht okay.

    Was den FCA bisher immer ausgezeichnet hat, war eine klare Hierarchie in der Mannschaft. Die fehlt in dieser Saison. Mit Ihnen, Alfred Finnbogason und Jeffrey Gouweleeuw saßen zum Beispiel schon alle drei Spielführer auf der Ersatzbank.

    Baier: Wir haben viele ältere erfahrene Spieler in den letzten Jahren verloren. Da müssen andere Spieler in die Verantwortung wachsen. Es dauert, bis sich da neue Hierarchien bilden. Bei uns drei ist einfach Fakt, dass wir alle verletzt waren. Jeff war ein halbes Jahr draußen, Alfred hatte lange Probleme und ich war auch die letzten vier, fünf Wochen mit einer Verletzung außer Gefecht. Als Außenstehender kann man vielleicht sagen, dass die Hierarchie auf dem Platz nicht immer zu erkennen war, aber wir kommen ja zurück.

    Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

    Baier: Ich war nicht vier oder fünf Wochen komplett weg, nur weil ich fünf Spiele in Folge nicht gespielt habe. Ich habe ja immer, wenn auch dosiert, trainiert. Es ist ein Nerv an der Achillessehne, der immer wieder ausstrahlt und den man schlecht kontrollieren kann. Ich kann schmerzfrei trainieren und dann kommt es plötzlich wieder. Ich hoffe, dass er nun Ruhe gibt.

    Sie sind der einzige Spieler, der in der Saison 14/15 beim letzten Auswärtsspiel in Paderborn mit dabei war.

    Baier: Daran kann ich mich gut erinnern. Das war im April. Paderborn stand unten und wir in der oberen Tabellenhälfte. Wir gerieten 0:1 in Rückstand, dann macht Pierre-Emile Højbjerg ein super Tor. Letztlich verlieren wir aber 1:2. Am Ende der Saison haben wir uns dennoch für die Europa League qualifiziert.

    Ein gutes Omen?

    Baier: Solche Spielereien brauche ich nicht. Wir fahren nach Paderborn, um ein Bundesliga-Spiel zu gewinnen. Wir wissen, dass es sehr schwer wird. Es wird ein hitziges Spiel, Paderborn macht es gut und sie haben einen Trainer, der sehr engagiert ist. Das gefällt mir. Es wird ein ganz anderes Spiel als gegen Wolfsburg, Bayern oder Schalke. Das muss jedem bewusst sein. Wir müssen Entschlossenheit in den Zweikämpfen und vor dem Tor zeigen, die Effizienz wird wichtig sein.

    Lust auf noch mehr Fußball? Dann hören Sie sich hier unseren Podcast mit FCA-Kapitän Daniel Baier an:

    Paderborn ist der Auftakt zu einer Serie von Spielen gegen Gegner, gegen die jetzt gepunktet werden muss. Nach Paderborn spielen Sie gegen Hertha, Köln und Mainz.

    Baier: Jetzt kommen für mich die wirklich schweren Gegner. Denn nun kommt auch der Kopf hinzu, der Druck von außen. Das sind die Spiele, in denen die Erwartungshaltung so ist, dass sie gewonnen werden müssen. Aber in der Bundesliga gewinnst du nicht einfach so ein Spiel. Wir können gegen jede Mannschaft gewinnen, auch gegen Bayern oder Schalke. Wir können aber auch gegen jeden verlieren. Es kommt auf Kleinigkeiten an.

    Aber es wird erwartet, dass man gegen Paderborn, Köln oder Mainz gewinnt.

    Baier: Das ist auch nicht schlimm. Wenn du in der neunten Saison in der Bundesliga spielst, hast du nicht mehr den Bonus wie Paderborn oder Union Berlin. Dort ist auch die Euphorie der Fans nach dem Aufstieg noch da. Das war bei uns am Anfang doch genauso. Von uns hat keiner etwas erwartet, wir waren in jedem Spiel der Underdog. Das ist natürlich nach neun Jahren nicht mehr so. Dieser Situation sind wir uns bewusst. Wir müssen aber trotzdem dankbar sein, dass wir jedes Wochenende Bundesliga spielen dürfen. Uns ist klar, dass es kein Spiel gibt, zu dem wir einfach hinfahren und gewinnen. Diese Qualität haben wir nicht. Selbst Bayern kommt nicht einfach zu uns und gewinnt mal schnell. Wenn sie nicht vollkommen konzentriert sind, geht es eben 2:2 aus. Daran sieht man, wie eng es Woche für Woche in der Bundesliga zugeht.

    Durch die Verpflichtung von Martin Schmidt wurden die Erwartungen geweckt, dass der FCA einen attraktiven, emotionalen und vor allem mutigen Fußball spielen wird. Das gelingt aber nur phasenweise.

    Baier: Wir haben im April losgelegt wie die Feuerwehr, das hat sicherlich die Erwartungen geschürt, aber dann war die Luft nach dem vorzeitigen Klassenerhalt raus. Dass wir von dem bisherigen Saisonverlauf enttäuscht sind, da brauchen wir nicht herumreden. Wir haben einfach zu wenig Spiele gewonnen.

    Der FCA war noch nie ein Frühstarter. Was macht Ihnen Mut, dass Ihrer Mannschaft auch diesmal die Wende gelingt?

    Baier: Die Art und Weise, wie wir reagieren. Nach dem Gladbach-Spiel standen wir zu Recht in der Kritik, haben dann gegen Bayern, Wolfsburg und auch Schalke eine gute Antwort gegeben. Wir werden weiter Spiele verlieren, aber wir müssen die Einstellung haben, dass wir alles geben, um zu gewinnen. Der Zusammenhalt in der Mannschaft, die Stimmung in der Mannschaft, das Training, aber auch unsere Zuschauer, die auch nach der Niederlage gegen Schalke und nach dem Rückstand gegen die Bayern da waren, das stimmt mich positiv. Wenn wir weiter daran arbeiten, werden wir auch wieder Spiele gewinnen.

    Lesen Sie dazu auch: FCA-Talk im Video: Der Oxford-Wechsel machte alles zunichte

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