Es war kurz nach 11 Uhr, als das eintrat, was kaum einer der Beteiligten für möglich gehalten hatte. Martin Hinteregger nahm nach der Sommerpause wieder beim FC Augsburg das Training auf, genauso wie Michael Gregoritsch. Beide österreichischen Nationalspieler hatten von FCA-Trainer Martin Schmid eine Woche länger Urlaub bekommen als die anderen Spieler.
Dabei hatte alles darauf hingedeutet, dass die Trennung von Hinteregger nur eine Frage der Zeit sei. Der österreichische Innenverteidiger hatte sich nach seiner Leihe klar positioniert. Er wolle unbedingt bei Eintracht Frankfurt bleiben, betonte der 26-Jährige mehrmals. Dorthin war er nach öffentlicher Kritik am ehemaligen Trainer Manuel Baum nach der 0:2-Niederlage Ende Januar bei Borussia Mönchengladbach ausgeliehen worden.
Hinteregger brach sich im Juni eine Rippe
Die Rückkehr nach Augsburg geriet erst einmal zu einer kurzen Vorstellung: Weil Hinteregger sich beim letzten Einsatz mit der österreichischen Nationalmannschaft eine Rippe gebrochen hat. Hintereggers letztes Spiel war am 10. Juni. Damals gewann er mit der Alpenrepublik 4:1 gegen Mazedonien und spielte 90 Minuten durch. Bei diesem Spiel ereignete sich die Verletzung offenbar.
Beim Trainingsstart in Augsburg machte der Innenverteidiger deshalb nur die Passübungen zu Beginn mit, bevor er mit dem Reha-Trainer individuell weiter arbeitete. Schon vor Ende der Trainingseinheit verabschiedete sich Hinteregger. Während seine neuen und alten Mitspieler trainierten, machte er sich auf dem Weg zu einer ärztlichen Untersuchung.
In Frankfurt scheint der Transfer von Hinteregger nicht mehr oberste Priorität zu haben
Führt sein langfristiger Weg nach Frankfurt? Anscheinend steht der Hinteregger-Transfer auf der To-do-Liste von Eintracht-Manager Fredi Bobic nicht mehr ganz oben, hat die Verpflichtung des Nationalspielers nicht mehr oberste Priorität. Denn während Hinteregger im Urlaub auf Vollzug wartete, lotste Bobic inzwischen den Ex-FCA-Spieler Dominik Kohr für acht Millionen Euro von Bayer Leverkusen nach Frankfurt, ist bereit für Mittelfeldspieler Djibril Sow von Young Boys Bern, wenn alle Bonis zur Auszahlung kommen, 14 Millionen Euro zu investieren. Nur bei Hinteregger scheint Bobic unbedingt sparen zu wollen.
Der FCA fordert dem Vernehmen nach, je nach Quelle, zwischen zwölf und 15 Millionen Euro, Bobic will wohl nur neun Millionen Euro zahlen. Die beiden Parteien belauern sich, bewegen sich derzeit anscheinend nicht. Dabei hatte Eintracht-Trainer Adi Hütter, wie Hinteregger Österreicher, von seinem ehemaligen Schützling (RB Salzburg) in höchsten Tönen geschwärmt. "Was Martin in den letzten paar Monaten gespielt hat, ist einzigartig. Er ist mittlerweile Publikumsliebling in Frankfurt und wir würden ihn sehr gerne halten."
Doch ist Hinteregger den Frankfurtern wohl nicht so viel wert, wie gedacht. Hütter sagte auch: "Er gehört dem FC Augsburg. Fredi Bobic und Stefan Reuter werden sich Gedanken machen, wie wir es schaffen, dass es die beste Lösung für Martin Hinteregger gibt. Er hat sich klar zu Frankfurt bekannt. Wir möchten ihn, aber es ist auch die Frage des Preises." Ins Schweizer Trainingslager reiste die Eintracht am Sonntag auf jeden Fall erst einmal ohne Hinteregger. Immerhin: Seine Rückennummer 13 hat die Eintracht bisher frei gehalten.
FCA-Manager Reuter hat sich bereits mit Hinteregger ausgesprochen
In Augsburg nimmt man den Stillstand ganz gelassen hin. Schließlich hat Hinteregger Vertrag bis 2021 und warum sollte der FCA von seinen Vorstellungen nur einen Cent abrücken? Stefan Reuter, der Geschäftsführer Sport, hat sich schon vor längerem mit Hinteregger ausgesprochen, Baum ist seit April nicht mehr Trainer und dessen Nachfolger, Martin Schmidt, ist auch nicht nachtragend. "Ich nehme ihn an wie einen ganz normalen Spieler von uns. Über die Qualität brauchen wir nicht reden."
Dass auch Michael Gregoritsch jetzt wieder beim FCA ins Training einsteigt, war auch nicht so sicher. Werder Bremen soll heftig um den Offensivspieler geworben haben. Doch, ähnlich wie bei Hinteregger, ließ man keine Taten folgen.
FCA-Trainer Martin Schmidt weiß davon auf jeden Fall nichts: "Wir haben jede Woche ein, zweimal telefoniert. Da gibt es kein Angebot, nichts", sagte er vor wenigen Tagen bei einer Medienrunde und fügte an: "Er ist total motiviert. Wir haben auch über die Position geredet, die wir für ihn andenken. Das ist im Zentrum, die Schaltzentrale, die er einnehmen muss. Aber das Begehrlichkeiten da sind, ist kein Geheimnis. Auch wir haben Begehrlichkeiten an anderen Spielern."
Stefan Reuter hatte bei der Trikotpräsentation vor einigen Tagen deutlich gemacht: "Wir verhandeln nicht mit Werder Bremen." Gregoritsch steht beim FCA noch bis 2022 unter Vertrag. Die Bremer sollen gehofft haben, die Ablöse für den Österreicher nach einer schwächeren Saison unter 10 Millionen Euro drücken zu können, doch die Augsburger seien dem Vernehmen nach erst im zweistelligen Millionenbereich bereit, über einen Abgang des Leistungsträgers nachzudenken.
Doch noch ist Zeit, wird viel Wasser den Lech, den Main und die Weser hinunterfließen. Das Transferfenster ist in diesem Sommer sogar bis 2. September geöffnet, weil der 31. August auf einen Samstag fällt.