Nach dem zehnten Spiel in Folge ohne Sieg lagen bei Martin Hinteregger am späten Samstagnachmittag die Nerven blank. 0:2 hatte der österreichische Innenverteidiger mit dem FC Augsburg bei Borussia Mönchengladbach verloren, als er zuerst in einem Rundfunk-Interview und dann auch noch in der Mixed-Zone zur Generalabrechnung ansetzte. Dabei machte er auch vor Trainer Manuel Baum nicht halt.
Zuerst gab der 26-Jährige dem Bayerischen Rundfunk Rede ein Interview. Als der Radio-Reporter ihn auf Trainer Manuel Baum ansprach, machte Hinteregger, der schon früher mit klaren Worten für Aufsehen sorgte, aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Die Abwärtsspirale geht jetzt schon ein Jahr. Das ganze Jahr 2018 ist die Kurve eigentlich schon nach unten gegangen. Ich kann nichts Positives über ihn sagen - und werde auch nichts Negatives sagen.“
Gut möglich, dass Hinteregger noch zu sehr unter dem Eindruck der vorausgegangenen 90 Minuten stand, die wieder einmal mit einer Enttäuschung endeten. Doch diese Aussage war eine deutliche Kritik am Trainer.
Martin Hinteregger: "Es macht keinen Spaß, wenn du nur immer den Ball nachläufst"
Nach drei Monaten ohne Sieg, zuletzt hatte der FCA Ende September 2:1 in Hannover gewonnen, redete sich Hinteregger aber auch dann ein paar Meter weiter in der Mixed-Zone seinen Frust einfach von der Seele. Ihm war anscheinend egal, dass diese Generalabrechnung durchaus Konsequenzen für ihn haben könnte. Manager Stefan Reuter kündigte schon ein Gespräch an. Hinteregger sagte: „Wir waren heute einfach nur schlecht. Wir haben haushoch verdient verloren. Normalerweise muss es zur Halbzeit schon 4:0 stehen für Gladbach. Wenn man so spielt, sich nur hinten reinstellt und nur bettelt ein Tor zu bekommen, sieht ein Spiel so aus.“
Er wisse selbst nicht genau, „was heute unsere Taktik war“. Was er überhaupt nicht verstand und da schloss er sich mit ein, war das Auftreten auf dem Platz. Er sagte: „Wir haben unter der Woche alle zusammen gute Gespräche geführt und heute ist wieder genau das Gegenteil rausgekommen. Nur darum zu betteln ein Tor zu bekommen, ist nicht richtig.“
Er hatte an diesem trüben Nachmittag die Lust an Fußball verloren. „Es macht keinen Spaß, wenn du nur immer den Ball nachläufst und hin und her verschiebst.“ Für ihn sei jetzt wichtig, „dass wir wieder eine Taktik finden, die zu uns Spieler passt“. Die ultradefensive Ausrichtung in Gladbach war es für ihn anscheinend nicht.
FCA: Andre Hahn schaut schon nach vorne
Wie weit die Wahrnehmung des Spieles innerhalb der Mannschaft auseinander klaffte, zeigten dann die Aussagen von Andre Hahn, der nur wenige Minuten nach Hinteregger in die Mixed-Zone kam. Hahn sprach auch die Defizite an, doch anders als der deprimierte Hinteregger, versuchte er schon wenige Minuten nach der ernüchternden Niederlage wieder nach vorne zu schauen: „Ich will nichts schön reden, aber uns gegenseitig zu zerfleischen bringt nichts“, sagte der 28-jährige Ex-Gladbacher und fügte an: „Es bringt jetzt nichts den Kopf in den Sand zu stecken. Wir wissen, dass wir tief im Sumpf stecken und müssen uns jetzt als Mannschaft zusammen herausarbeiten. Wenn wir jetzt hier rumkotzen und sagen alles ist schlecht, kommen wir nicht weiter.“
Er verteidigte auch die taktische Marschroute des Trainers: „In meinen Augen haben wir heute die richtige Taktik gewählt. Wir hatten viel während der Woche miteinander gesprochen. Die Mannschaft war eingeschworen und wir wussten, wie wir heute spielen. Das war eine geschlossene Entscheidung. Da gibt es nichts zu rütteln. Wir stehen voll hinter dem Trainer.“ Wirklich alle?
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