Als das Pokalviertelfinale zwischen dem FC Augsburg und RB Leipzig abgepfiffen war, sank Michael Gregoritsch zu Boden. Jede Menge Trost hatte er nötig, nachdem er sich einen folgenschweren Fehler geleistet hatte. Torwart Gregor Kobel kümmerte sich als einer der Ersten um Gregoritsch, nahm ihn in die Arme, richtete aufbauende Worte an den Österreicher. In der letzten Minute der Verlängerung hatte Gregoritsch nach einer Freistoßflanke den Ball abwehren wollen, statt mit dem Kopf klärte er aber mit dem Arm. Die Folge: Strafstoß für Leipzig. Marcel Halstenberg verwandelte sicher zum 2:1-Siegtreffer für Leipzig und besiegelte das Ausscheiden der Augsburger im DFB-Pokal. Somit verpassten die Augsburger den zweiten Halbfinaleinzug ihrer Vereinshistorie.
Zu später Stunde, weit nach Mitternacht, verließ der Unglücksrabe den Kabinentrakt der Augsburger Arena. Er hätte wortlos an den verharrenden Journalisten vorbeigehen können, doch er stellte sich deren Fragen. Sichtlich angegriffen suchte er nach Erklärungen für das Handspiel (lesen Sie hier die Einzelkritik). "Keine Ahnung warum, ich kann es mir nicht erklären. Wahnsinn." Ein möglicher Grund: "Ich war vielleicht in dem Moment übermotiviert." Auf dem Platz hatte Gregoritsch die Situation nicht ganz so eindeutig wahrgenommen. Erst nach Studium der Fernsehbilder war dem 24-jährigen Offensivspieler bewusst, wie unübersehbar er den Ball mit der Hand berührt hatte. Schiedsrichter Tobias Stieler verzichtete darauf, seine Entscheidung durch den Videoassistenten absichern zu lassen, er deutete sofort auf den Punkt.
Gregoritsch spricht von einem "dummen Fehler"
Der Österreicher berichtete, er hätte eine solche Situation im Fußball schon öfters beobachtet und sich jedes Mal gewundert. Nun ist ihm dies selbst widerfahren. "So eine Szene habe ich schon tausend Mal gesehen und habe mir gedacht: Wie kann man so hingehen? Wie kann man so einen dummen Fehler machen?" Gregoritsch erlebte schwere Minuten, tief saß die Enttäuschung. Er kauerte auf dem Rasen, während die Leipziger feierten. Auf derartige Erfahrungen würde er künftig gerne verzichten, meinte Gregoritsch und fügte hinzu: "Ich hoffe, dass es das letzte Mal war."
Der schlaksige Österreicher erlebt in seinem zweiten Jahr in Augsburg eine schwierige Saison. Während er in der vergangenen Spielzeit mit 13 Toren und vier Vorlagen gehörigen Anteil an den Erfolgen des FC Augsburg hatte, setzt er in dieser Runde weit weniger Offensivimpulse. Drei Treffer und eine Vorlage zeigt die Bundesligastatistik. Seine Leistung gegen Leipzig war vor allem kämpferisch überzeugend, er stellte sich in den Dienst der Mannschaft und agierte in der Endphase als defensiver Mittelfeldspieler. Von der Partie hängen bleiben wird wohl nur sein Fauxpas.
FCA-Trainer Baum: "Das war ein Fehler aus Leidenschaft"
Gregoritsch entschuldigte sich bei seinen Mitspielern. Von ihnen erhielt er Trost. Zumindest versuchten sie es. Offensivspieler André Hahn erklärte: "Gregerl ist untröstlich. Ihm geht das sehr nahe. Das ist jetzt passiert und kann man nicht mehr ändern." Trainer Manuel Baum sah in Gregoritsch "ein Häufchen Elend", als er ihm nach dem denkwürdigen Match begegnete. "Wir müssen ihn jetzt aufbauen. Das war ein Fehler aus Leidenschaft. Der ist verzeihlich", sagte Baum.
Der Spieler selbst wusste nicht, ob er in dieser Nacht schlecht schlafen würde. Oder ob ihn irgendwann die Müdigkeit übermannen würde. Mit einer solchen Situation musste er bisher in seiner Karriere noch nicht fertig werden. Eines war für ihn klar: ""Ich muss jetzt schauen, wie ich da wieder rauskomme."
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