Vielleicht lag es daran, dass Manuel Baum, der Trainer des FC Augsburg, selbst als Spieler Torwart war. In der Bayernliga hatte Baum für den FC Ismaning in über 200 Spielen zwischen den Pfosten gestanden. Baum konnte sich also am Samstag gut in die Verfassung seines Torhüters Fabian Giefer, 28, hineinversetzen. Und die war miserabel. Denn Giefer hatte die 2:3-(1:2)-Heim-Niederlage gegen den SV Werder Bremen mit einem kapitalen Fehler verschuldet. Es war sein dritter innerhalb einer Woche, schon beim 1:2 in Mainz hatte die neue Nummer eins zweimal gepatzt.
Auf jeden Fall reagierte Baum, 39, nach der zweiten Niederlage im vierten Saisonspiel ungemein emotional auf den Fehler seines Torhüters. Der hatte einen harmlosen Querpass von Max Kruse in der 74. Minute durch die Arme und dann noch durch seine Beine gleiten lassen, sodass Davy Klaassen nur noch den Ball zum entscheidenden 2:3 über die Torlinie schieben hatte müssen.
Manuel Baum leidet mit Fabian Giefer
Auf der Pressekonferenz, die Baum als die schwierigste seiner bisherigen Laufbahn bezeichnete, waren seine Augen glasig, wurde seine Stimme brüchig, als er auf Giefer angesprochen wurde. „Du hast als Trainer mit einem Menschen zu tun, der hat aber auch seine Leistung zu bringen. Auch wenn man sagt, als Mensch ist er in Ordnung, musst du aber als Trainer die Leistung beurteilen und die war einfach zweimal schlecht.“
Schon zuvor hatte Baum das Fernseh-Interview bei Sky erst im zweiten Anlauf über die Bühne gebracht. „Es steht ein Mensch im Tor, um den es mir unglaublich leid tut“, sagte Baum, fasste sich an die Nase, räusperte sich und war den Tränen nahe.
Der FC Augsburg bestimmte das Spiel gegen Bremen
Doch Baum war trotz allem Mitgefühl mit Giefer klar, dass der ehemalige Schalker Torhüter seine Mannschaft schon zum zweiten Mal in dieser Saison um den Lohn ihrer Anstrengungen gebracht hatte. „Mir tut am meisten die Mannschaft leid, weil sie extrem gut gespielt hat.“
Denn der FCA hatte über fast die ganzen 90 Minuten mit einer tollen Leistung das Spiel bestimmt, hatte die 2:0-Führung der Bremer durch den Doppelschlag von Max Kruse (34.) und Maximilian Eggestein (36.) durch Treffer von Ja-Cheol Koo (45.+3) und Philipp Max (47.) ausgeglichen. Und wären die Vordermänner von Giefer mit ihren zahlreichen Chancen nicht so fahrlässig umgegangen, wäre der Fehler von Giefer gar nicht mehr so ins Gewicht gefallen. So musste Baum feststellen: „In meiner ganzen Laufbahn habe ich noch kein einziges Spiel erlebt, das man so ungerecht verloren hat.“ „Bremen“, fügte er an: „hat überhaupt keine Ahnung, wie es das Spiel gewonnen hat. Und wir keine Ahnung, wie wir das Spiel verloren haben.“
Natürlich wusste er das. Und er benannte es auch klar. Bei allem Verständnis als Mensch für seinen Torhüter, war der Trainer Baum in seiner Analyse schonungslos. Giefers Fehler seien wie schon in Mainz „mit der ausschlaggebende Grund“ gewesen für die Niederlage. Ob es Konsequenzen geben wird, ließ Baum erstmal offen. „Ich muss mir erst meine Gedanken machen, aber dass es so nicht weitergehen kann, ist uns allen bewusst.“
Allerdings erscheint ein Torhüterwechsel gar nicht so einfach. Schon am Dienstag tritt der FCA beim FC Bayern München an. Und genau darin liegt das Problem. Giefers Konkurrent Andreas Luthe fehlte am Samstag wie schon eine Woche zuvor wegen einer Oberschenkelverletzung, die auch bisher spezifisches Torwarttraining verhinderte. Deshalb ist es fraglich, ob er bis Dienstag fit wird. Als Alternative würde nur der 19-jährige Benjamin Leneis zur Verfügung stehen. Der ist aber erst der A-Jugend entwachsen und müsste gegen die derzeit beste Bundesliga-Mannschaft sein Bundesliga-Debüt geben. Vielleicht bekommt Giefer ja noch einmal eine Chance.
Hier lesen Sie die Stimmen zum Spiel nach der FCA-Niederlage.
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