Vier Jahre spielte Ragnar Klavan für den FC Augsburg, ehe er sich im Sommer 2016 dem FC Liverpool anschloss. Seit er begonnen hatte zu kicken, sehnte sich der Este in die Premier League, die vermeintlich beste Liga der Welt. Entgegen der allgemeinen Erwartung erfüllt der 32-Jährige beim englischen Kultklub keineswegs die Rolle eines Ergänzungsspielers, sondern kommt unter dem deutschen Trainer Jürgen Klopp regelmäßig zum Einsatz. 16 Premier-League-Begegnungen bestritt er in der abgelaufenen Runde über die volle Distanz, auch in der Champions League stand Klavan regelmäßig auf dem Rasen.
Am Samstag wird Klavan den bisherigen Höhepunkt seiner Profikarriere erleben, mit Liverpool trifft er im Champions-League-Finale auf den spanischen Titelverteidiger Real Madrid (20.45 Uhr/ZDF). Für Klavan könnte der Traum vom Titel wahr werden. Ein Einsatz von Beginn an gilt als unwahrscheinlich, im Kader für das Endspiel könnte Klavan indes Platz finden.
Klopp wollte Klavan bereits zu BVB-Zeiten verpflichten
Trainer Klopp wollte den körperlich robusten Innenverteidiger bereits zu seinen Dortmunder Zeiten verpflichten, als Liverpooler Coach lieferte er wohl die passenden Argumente für einen Wechsel. Klopp schätzt Klavans umsichtige, ruhige Art, für die ihn ebenso Verantwortliche und Mitspieler des FC Augsburg stets lobten. Weil Klavan seltenst verletzt fehlte und seine Zweikämpfe stets mit Bedacht führte, kam er im Trikot des FCA auf 140 Pflichtspiele.
Augsburgs Sportgeschäftsführer Stefan Reuter ließ Klavan vor zwei Jahren gegen eine Ablösesumme in Höhe von fünf Millionen Euro Richtung England ziehen, jetzt freut er sich mit seinem ehemaligen Spieler. Reuter erinnert sich. „Sein Traum war immer, als erster Este in der Premier League zu spielen. Damit ist er offen umgegangen.“ In Klavan sah Reuter ein „Vorbild für die jungen Spieler“ des FCA.
Auch wenn die Konkurrenz im millionenschweren Kader der „Reds“ ausgeprägt sei, von der Entwicklung Klavans in England zeigt sich Reuter grundsätzlich wenig überrascht. Der Este sei ein „Top-Profi, der fokussiert ist und aus sich das Letzte herausholt“, beschreibt Augsburgs Verantwortlicher.
Bisher hatte er noch keinen Kontakt zu Klavan, nach dem Finale wolle er sich aber bei ihm melden, kündigt Reuter an. Der 51-Jährige hat mit Borussia Dortmund 1997 die Königsklasse gewonnen, nun wünscht er seinem ehemaligen Spieler diesen Erfolg. Reuter: „Ich drücke ihm die Daumen und würde es ihm gönnen.“
Manuel Baum sieht Parallelen zwischen FC Augsburg und Liverpool
Augsburgs Trainer Manuel Baum sieht Parallelen im Spielsystem seiner Mannschaft und der des FC Liverpool. Die Engländer bevorzugen ebenso eine Taktik mit Balleroberung und schnellem Umschaltspiel, während Finalgegner Real Madrid mit seinen Individualisten vorwiegend über eigenen Ballbesitz zum Torerfolg gelangen will. Baum kann sich für den Pressing-Fußball Liverpools begeistern, er fasst zusammen: „Mir gefällt die Art und Weise, wie Liverpool spielt.“ Dass Klavan bei den „Reds“ auf unerwartet viele Einsatzzeiten kommt, erklärt Baum mit der Mentalität des Esten und damit, dass der Innenverteidiger zum Liverpooler Spielsystem passe.
Als die Engländer sich im vergangenen Sommer zu Trainingszwecken im oberbayerischen Rottach-Egern aufhielten, machte sich Baum vor Ort ein Bild vom Zustand der Liverpool-Profis. Zudem traf er dort auf einen guten Bekannten: Jürgen Klopp.
Baum und Klopp treffen sich auf der Weihnachtsfeier ihres Beraters
Baum und der Liverpool-Trainer kennen sich bestens, treffen sich beispielsweise auf Weihnachtsfeiern, weil sie sich von der gleichen Agentur beraten lassen. Diese hat ihren Sitz in Bremen. Deren Chef Marc Kosicke hat sich als Berater auf Trainer spezialisiert und sich so in der Szene einen Namen gemacht.
Neben Klopp betreut der gebürtige Bremer derzeit fünf Trainer aus der Bundesliga. Zu Kosickes Klienten gehören neben Klopp und Baum unter anderem noch Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann und David Wagner vom englischen Überraschungsteam Huddersfield Town.