Das Ende der Geisterspiele in den Fußball-Stadien könnte nun auch in Bayern schneller kommen als gedacht. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht mittlerweile "eine Chance" auf eine Fan-Rückkehr. Bund und Länder wollen am Dienstag um 16 Uhr eine einheitliche Lösung für die Fan-Rückkehr in die Stadien finden. In dieser Sitzung soll auch über Hallen-Sportarten wie Eishockey, Handball, Volleyball und Basketball beraten werden.
Wie ist der Stand in der Fußball-Bundesliga?
Extrem uneinheitlich. Während in Bayern oder Nordrhein-Westfalen die Ränge leer bleiben müssen, sind andernorts zum Bundesligastart am Freitag in vier von neun Stadien Zuschauer zugelassen. Demnach dürfen in Leipzig bis zu 8500 Fans das erste Heimspiel gegen Mainz verfolgen. In Frankfurt sind 6500 Zuschauer erlaubt, bei Union Berlin 5000, in Bremen 8500. Dieser Flickenteppich sorgt für Unzufriedenheit. Dies war schon beim DFB-Pokal an diesem Wochenende zu sehen: Während in Rostock 7500 Zuschauer im Stadion waren, spielten viele andere Klubs vor einer Geisterkulisse.
Was ist die Zielsetzung der Politik?
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sprach davon, dass ein bundeseinheitliches Vorgehen wünschenswert sei und die Hoffnung bestehe, dass man nun schnell zu einem entsprechenden Konzept kommen werde. Selbst der bisherige Hardliner Söder lenkte ein: Nach einer Kabinettssitzung brachte er am Montag einen Probebetrieb mit Zuschauern ins Spiel – vielleicht schon zum Bundesliga-Start. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte unserer Redaktion: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass schon ab dem kommenden Wochenende in allen Profi-Ligen eine höhere Zuschauerzahl je nach Kapazität des Austragungsortes zugelassen werden kann." Bis wieder Normalität Einzug hält, werde es dauern. "Aber wenn wir bis Ende Oktober mit dieser ersten Öffnung, die wir als eine Art ,Probebetrieb‘ verstehen, gute Erfahrungen machen, kann man ja vielleicht weitere Schritte gehen."
Wie viele Zuschauer könnten im Fußball erlaubt sein?
ZDF und Handelsblatt hatten berichtet, dass in der von Bund und Ländern eingesetzten Arbeitsgruppe über eine Auslastungsgrenze von bis zu 40 Prozent der Stadionkapazität gesprochen werden soll. Söder sagte auf Nachfrage: "Ich glaube nicht, dass es die Hälfte der Zuschauer sein wird." Der CDU-Bundestagsabgeordnete Axel E. Fischer, der auch Mitglied des Fraktionsvorstandes ist, sagte unserer Redaktion: "Für mich wäre ein Bundesliga-Start mit einem Drittel Fans vorstellbar." Wenn alles gut laufe, könne man die Zahl der Sitzplätze auch erhöhen und die Regelung auf andere Sportarten ausdehnen.
Was ist mit den Hallen-Sportarten wie Eishockey?
Auch die Situation der Profi-Ligen in anderen Sportarten soll besprochen werden. Der wirtschaftliche Druck ist dabei um einiges größer als im Fußball, wo die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga alleine durch die TV-Gelder überleben können und nicht auf die Zuschauereinnahmen angewiesen sind. In Bayern schlossen sich deshalb in der vergangenen Woche 39 Erst- und Zweitligisten aus Eishockey, Volleyball, Handball und Basketball zusammen und forderten in einem offenen Brief an die Staatsregierung die schnellstmögliche Öffnung der Spielstätten, um in einen geregelten Spielbetrieb zurückkehren zu können, und hatten um ein Gespräch gebeten. Innenminister Herrmann sagte unserer Redaktion, dass es bislang keinen Termin für dieses Gespräch gebe. "Wir sollten aber zunächst abwarten, was beim heutigen Treffen der Chefs der Staats- und Senatskanzleien vereinbart wird. Wenn dann noch Gesprächsbedarf bestünde, stehe ich selbstverständlich gern zur Verfügung."
Wie sollen Fans wieder in Fußball- oder Eishockey-Stadien kommen?
In allen Sportarten haben die Vereine ein Hygienekonzept erstellt, das vom jeweiligen Gesundheitsamt genehmigt werden muss. Beim Fußball sind Gästefans, Alkoholausschank und weitestgehend Stehplätze verboten, Tickets sind nur personalisiert erhältlich, es besteht Maskenpflicht. Die Hallensportarten setzen auf ein ähnliches Konzept, müssen aber zusätzlich noch dafür sorgen, dass die Luft in den Stadien regelmäßig ausgetauscht wird. Damit soll die Infektionsgefahr durch Aerosole minimiert werden.
Die Augsburger Panther unterteilen das Curt-Frenzel-Stadion in fünf Zonen
Das Konzept der Augsburger Panther etwa sieht vor, dass das Stadion in fünf Zonen unterteilt wird, die größte Einheit fasst knapp 1000 Plätze. Alle Zonen haben eigene Ein- und Ausgänge, separate WC-Anlagen und getrenntes Catering, sodass ein DEL-Spiel aus fünf kleineren Events besteht. Panther-Prokurist Leo Conti verwies zudem auf die Lüftungsanlage des Curt-Frenzel-Stadions. Diese könne mit 100 Prozent Frischluft betrieben werden: "Wir sind überzeugt, dass wir mit dem aktuellen Konzept dem Infektionsschutz gerecht werden können."
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