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Fußball-EM 2021: Die Schweiz weint mit FCA-Profi Ruben Vargas

Fußball-EM 2021

Die Schweiz weint mit FCA-Profi Ruben Vargas

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    "Ich werde nächstes Mal wieder schießen." Untröstlich: Nach dem Aus der Schweizer ließ Ruben Vargas seinen Gefühlen freien Lauf.
    "Ich werde nächstes Mal wieder schießen." Untröstlich: Nach dem Aus der Schweizer ließ Ruben Vargas seinen Gefühlen freien Lauf. Foto: Jean-Christophe Bott, dpa

    Am Ende brach es aus Ruben Vargas heraus. Tränen kullerten seine Wangen hinunter, das Bild des traurigen Schweizers mit den dunklen Locken und dem Oberlippenbärtchen ging um die Welt. Seine Gefühle ließen sich nicht mehr unterdrücken, derart aufgewühlt war der Spieler in den Sekunden nach dem EM-Aus. Trost erfuhr er von allen Seiten. Von Star-Mitspieler Xherdan Shaqiri. Von Trainer Vladimir Petkovic. Selbst der Spanier Thiago sah sich genötigt, dem unglücklichen Vargas sein Mitgefühl auszudrücken, und schloss ihn in die Arme.

    Ruben Vargas vergibt im Elfmeterschießen gegen Spanien

    Nach Frankreich hatten die Schweizer den nächsten Turnierfavoriten an den Rand einer Niederlage getrieben, weder reguläre Spielzeit noch Verlängerung brachten einen Sieger hervor (1:1). Diesmal jedoch versagten den Außenseitern reihenweise die Nerven. Fabian Schär hatte im Elfmeterschießen vergeben. Danach Manuel Akanji. Und auch Vargas brachte den Ball nicht ins Netz, hoch jagte er diesen übers Gebälk. Weil anschließend Mikel Oyarzabal traf, siegte Spanien 4:2 und Vargas blieb letzter Schweizer Schütze.

    Kein schöner Moment für Ruben Vargas. Nach dem verschossenem Elfmeter
gegen Spanien schlägt er die Hände vors Gesicht.
    Kein schöner Moment für Ruben Vargas. Nach dem verschossenem Elfmeter gegen Spanien schlägt er die Hände vors Gesicht. Foto: Claudio Thoma, witters

    Für Vargas endete eine emotionale Achterbahnfahrt. Erstmals hatte sich der Angreifer des FC Augsburg in den Kader eines großen Turniers gespielt, mancher in der Landesauswahl bezeichnete ihn ob seiner 22 Jahre als „Küken“. Seine Scheu legte er jedoch schnell ab. Nach Einsätzen in den Gruppenspielen gegen Italien und die Türkei meldete er sich gegen Frankreich als einer der Elfmeterschützen. Er wollte Verantwortung übernehmen. Vargas traf, wenn auch mit etwas Glück, und half entscheidend mit, einen herausragenden Erfolg der Schweizer Fußballgeschichte zu erringen. Nie zuvor war die Schweiz bei einer EM ins Viertelfinale vorgedrungen.

    Als die Schweizer Auswahlspieler am Samstag in ihrer Heimat empfangen werden und Autogramme geben, sind Vargas’ Tränen längst getrocknet. Beinahe trotzig erzählt er der Boulevardzeitung Blick, sich jederzeit wieder als Elfmeterschütze anzubieten. „Ich habe mich gemeldet, ich fühlte mich gut. Ich war nicht müde, auch nicht im Kopf. Ich werde nächstes Mal wieder schießen.“ Aus dem Mund von Vargas wirken diese Worte irgendwie ungewohnt. In Augsburg haben ihn Mitspieler und Fans als zurückhaltenden Menschen kennengelernt. In Interviews wirkt er mitunter schüchtern. Nach den EM-Auftritten gibt er sich öffentlich womöglich selbstbewusster. Auf dem Platz trat er schon immer frech auf.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit Florian Niederlechner über seine Karriere und sein Privatleben an (von September 2020):

    Ruben Vargas eint auf dem Rasen Ballgefühl und Beweglichkeit

    Vargas ist in Adlingenswil geboren, einem 5400-Seelendorf nahe Luzern. Als Zehnjähriger wechselt er zum FC Luzern. Er schließt eine Malerlehre ab, doch sein Talent ist ein Versprechen für eine Profikarriere. Sein Vater Victor stammt aus der Dominikanischen Republik und arbeitet als Golflehrer, seine Mutter Fabienne ist schweizerisch-italienische Doppelbürgerin und hat einmal bei einer Trampolin-EM geturnt. Vargas eint Ballgefühl und Beweglichkeit der Eltern in seinem Spiel, mit Technik und Tempo macht das Leichtgewicht den vermeintlichen Nachteil in der Physis wett.

    Der ehemalige FCA-Trainer Martin Schmidt machte sich vor zwei Jahren für eine Verpflichtung des Flügelangreifers stark. Unter der Defensivtaktik Heiko Herrlichs litt Vargas, Markus Weinzierl hingegen braucht den 22-Jährigen für sein präferiertes Umschaltspiel. „Ruben ist für mich ein super Spieler. Das hat man bei der Europameisterschaft gesehen. Er ist unheimlich wichtig für unser Spiel“, betonte Weinzierl jüngst.

    FCA-Trainer Markus Weinzierl sieht in Ruben Vargas einen "super Spieler".
    FCA-Trainer Markus Weinzierl sieht in Ruben Vargas einen "super Spieler". Foto: Ulrich Wagner

    Mit Vargas und Tomas Koubek (Tschechien) sind am Wochenende die letzten Profis des FC Augsburg bei der EM ausgeschieden. Ihnen gönnt Weinzierl wie den anderen Nationalspielern noch ein paar Tage Urlaub, ehe er sie in die Bundesliga-Vorbereitung integriert. Vargas hat die EM-Bühne genutzt, um auf sich aufmerksam zu machen. Seinen derzeitigen Marktwert von 13 Millionen Euro hat er wohl nochmals gesteigert. Allgemein dürfte nach dem Turnier Bewegung in den Transfermarkt kommen, bis zum 31. August sind Wechsel möglich.

    Bezüglich Vargas reagiert Weinzierl bislang gelassen. Aus gutem Grund: Der Vertrag des Spielers läuft in Augsburg bis Sommer 2024. Sollten andere Vereine Interesse zeigen, so hätte der FCA stets das Heft des Verhandelns in der Hand.

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