Es ist selten, dass Stefan Reuter bei einer Medienrunde ins Stocken kommt. Normalerweise antwortet der Geschäftsführer Sport des FC Augsburg schnell, auch wenn er manchmal nicht viel preisgibt. Doch als er gefragt wird, ob es stimme, dass Felix Götze ablösefrei vom FC Bayern München trotz Vertrag bis 2019 zum FCA gewechselt sei, erklärt er zögernd: „Grundsätzlich haben wir ja Stillschweigen vereinbart, aber ich will nicht widersprechen.“
Also hat der FCA mit dem 20-jährigen Bruder von Weltmeister Mario Götze ein wirkliches Schnäppchen gemacht. Zumal es auch keine festgeschriebene Rückkaufssumme im Vertrag gibt, wie Reuter sagt: „Er ist absolut unser Spieler. Und wenn sie so eine Klausel wie bei Dominik Kohr im Hinterkopf haben, die gibt es bei keinem unserer Spieler mehr.“
Kohr war im Januar 2014 zuerst von Bayer Leverkusen ausgeliehen und dann im Juli 2015 fest verpflichtet worden. Allerdings hatte sich Bayer-Manager Jonas Boldt eine Rückkaufssumme von zwei Millionen Euro festschreiben lassen. Als Manager Stefan Reuter im Sommer 2015 Kohr fest verpflichtete, war der Spielraum gering.
Ohne Rückkaufsoption hätte der Transfer den FCA wohl zwischen vier und sechs Millionen Euro gekostet, mit Rückkaufsoption nur 1,4 Millionen Euro. FCA-Manager Stefan Reuter wollte damals die Zahlen nach Bekanntwerden nicht kommentieren, bestätigte aber den Sachverhalt. „Ein Transfer ohne Option war für uns damals nicht finanzierbar.“
Felix Götze machte früh auf sich aufmerksam
Dass die Bayern sich aber nicht doch irgendwelche Rechte an einer möglichen Wertschöpfung haben festschreiben lassen, ist eher unwahrscheinlich. Etwa mit einem generellen Rückkaufsrecht oder einer Beteiligung an einem möglichen Weiterkauf. Darüber wollte Reuter dann aber nicht mehr sprechen: „Das würde jetzt zu weit gehen.“
Aber nun ist Götze ja erst einmal Spieler des FC Augsburg. Schon als Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums war Manuel Baum Felix Götze aufgefallen. Der Kontakt riss seitdem nie ganz ab. „Wir kennen Felix ja schon relativ lange“, sagte Reuter. Jetzt nutzte man beim FCA die Chance und griff zu. Der Vertrag des gebürtigen Memmingers läuft bis 2022. Genügend Zeit, um sich zu entwickeln.
Beim deutschen Serienmeister wäre das wohl schwierig geworden. Zwar stand er schon mehrmals im Bundesliga-Kader, so wie im April 2017 gegen den FCA. Dreimal gelang der Sprung nach oben auch in der vergangenen Saison, am 10. Spieltag im Heimspiel gegen Leipzig, am 33. Spieltag in Köln und am 34. Spieltag bei der 1:4-Niederlage gegen den VfB Stuttgart. Zum Einsatz kam er nie, bei den Meister-Feierlichkeiten war er aber dabei.
Der 20-Jährige absolvierte in der abgelaufenen Spielzeit 19 Partien für die Reserve des FC Bayern, markierte drei Tore und scheute sich als Rechtsverteidiger beim International Champions Cup auch gegen internationale Stars wie Chelseas Alvaro Morata nicht, kompromisslos zu Werke zu gehen.
Götze könnte im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden
Doch beim FCA sieht man Götze gar nicht als Konkurrent für Raphael Framberger, Jonathan Schmid oder Simon Asta. „Er hat zwar schon rechter Verteidiger gespielt, aber er kann auch Innenverteidiger oder Sechser spielen. Er sieht sich, wie wir ihn auch, eher zentral“, definierte Reuter das Einsatzgebiet von Götze anders als vermutet. Im zentralen defensiven Mittelfeld könnte er durchaus als langfristiger Baier-Nachfolger aufgebaut werden.
Dort spielt auch Rani Khedira, 24. Wie Felix Götze ein Weltmeister-Bruder und wie Götze kam er auch ablösefrei, 2017 von RB Leipzig. Und der Bruder von Sami Khedira entwickelte sich schon in seinem ersten Jahr beim FCA zum Stammspieler. Nicht die schlechteste Aussicht also für Felix Götze.