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FC Augsburg: FCA ringt nach Geisterspiel-Premiere um Zuversicht

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FCA ringt nach Geisterspiel-Premiere um Zuversicht

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    Wolfsburgs Felix Klaus im Zweikampf mit Augsburgs Noah Sarenren Bazee vorn.
    Wolfsburgs Felix Klaus im Zweikampf mit Augsburgs Noah Sarenren Bazee vorn. Foto: Tobias Hase, dpa

    Eine Pflichtspielpremiere stellt sich ein Trainer wahrlich anders vor. Von weit oben, aus einer Loge in Augsburgs Arena beäugte Heiko Herrlich, was seine Mannschaft da unten auf dem Rasen bewerkstelligte. Eigentlich sollte der neue Coach des FC Augsburg seinen Spielern bei diesem Neuanfang in schwierigen Zeiten möglichst nahe sein, sie an der Seitenlinie unterstützen, ihnen Anweisungen geben, doch Herrlich hatte sich selbst aus dem Spiel genommen. Weil er in einem Supermarkt Körperpflegeartikel kaufte, statt sich an strenge Quarantäneauflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu halten.

    Trainer Heiko Herrlich hätte aus der Nähe wohl mehr bewirken können

    Womöglich hätte Herrlich mit mehr Nähe etwas bewirken können, so aber musste der 48-Jährige aus der Ferne mitansehen, wie sich der Abwärtstrend des FCA nach der vierten Niederlage in Serie fortsetze. Aufgrund des späten Siegtreffers durch Daniel Ginczek in der Nachspielzeit kam die 1:2 (0:1)-Niederlage unglücklich zustande, deshalb war sie aber nicht minder gerecht.

    Zwar verbuchte Augsburg eine hoffnungsvolle Phase nach der Pause. Auf den Eigentor-Ausgleich durch John Anthony Brooks, offizieller Torschütze war Tin Jedvaj, folgte die vermeintliche Führung durch Felix Uduokhai. Dessen Treffer wurde allerdings zu Recht wegen einer Abseitsstellung Niederlechners aberkannt. Darüber hinaus jedoch zeigten die FCA-Profis weitaus mehr Anpassungsprobleme als die Gäste. Die lange Corona-Pause hatte Spuren hinterlassen, Spielrhythmus fehlte, ebenso Selbstvertrauen sowie Sicherheit.

    In Summe erwiesen sich die Wolfsburger in ihren Offensivaktionen zielstrebiger, durchschlagskräftiger und gefährlicher. Laut aussprechen würde es wohl kein Beteiligter, den Wolfsburgern kam die Atmosphäre eines Geisterspiels aber entgegen. Einerseits werden sie bei Auswärtsspielen in Augsburg gemeinhin von wenig Anhang begleitet; andererseits fehlte das lautstarke Heimpublikum, dass angeregt durch eine Grätsche, einen kernigen Zweikampf oder eine Torchance emotionales Feuer bei den FCA-Spielern entfachen kann. Der VfL spielte im stillen Stadion seine spielerischen und individuellen Vorteile aus.

    Leere Ränge in der WWK-Arena in Augsburg. Dem VfL Wolfsburg kam die Geisterspiel-Atmosphäre entgegen.
    Leere Ränge in der WWK-Arena in Augsburg. Dem VfL Wolfsburg kam die Geisterspiel-Atmosphäre entgegen. Foto: Manuel Schwarz, dpa

    Niederlage gegen VfL Wolfsburg: Luthe spricht von "gutem Heimpiel"

    Augsburgs Akteure mühten sich nach der missglückten Geisterspiel-Premiere um Zuversicht im Ringen um den Ligaverbleib. Co-Trainer Tobias Zellner, der Herrlich vertreten hatte, wollte den Spielern bezüglich ihrer Einstellung keinen Vorwurf machen. „Da war ich sehr zufrieden, wie sie die Situation angenommen hat“, betonte er. Torhüter Andreas Luthe, der nach dem Trainerwechsel seinen Platz zwischen den Pfosten behalten hatte, sprach von einem „guten Heimspiel“. Und fügte hinzu: „Das heute war der Auftakt nach einer sehr schweren Phase und hat noch nicht viel zu sagen.“ Doch auch der an diesem Nachmittag fehlerfreie Rückhalt räumte mit Deutlichkeit ein, dass Herrlichs Fehlen hinderlich war. „Es war nicht einfach, dass der Cheftrainer nicht dabei sein kann, das ist natürlich Scheiße.“

    Die DFL hatte vor der Partie noch ein Zugeständnis gemacht. Der Ligaverband bot Herrlich an, seine Mannschaft von der untersten Reihe der Haupttribüne aus zu coachen. Der FCA indes verzichtete darauf. Sportgeschäftsführer Stefan Reuter begründete: „Wir haben uns entschieden, das nicht zu praktizieren. Weil wir glauben, das hätte viel Unruhe gebracht.“

    Der Druck auf den FC Augsburg wächst

    Allgemein glaubte Reuter nicht, dass Herrlichs Verstoß gegen die Regeln und sein selbst verschuldetes Fehlen in der Mannschaft nachwirken würden. Schließlich hätte er Konsequenzen gezogen. „Heiko hat eine große Akzeptanz innerhalb der Mannschaft“, sagte Reuter. Linksverteidiger Philipp Max, der den zwischenzeitlichen Ausgleich per Freistoß vorbereitet hatte, bestätigte diesen Eindruck: „Wir haben eine richtig gute Zeit bis jetzt gehabt. Wir sind alle froh, wenn er nächste Woche dabei ist.“

    Der Abstand auf den Relegationsplatz gegen den Abstieg beträgt nur noch vier Punkte, der Druck zu punkten wächst. Herrlich wird voraussichtlich Anfang dieser Woche wieder das Training leiten. Ein erster Corona-Test war negativ, ein zweiter Abstrich soll Gewissheit bringen. Auf Schalke (Sonntag, 24. Mai, 13.30 Uhr) wird er wohl seine Seitenlinien-Premiere als FCA-Trainer erleben. Zahnpasta und Hautcreme sollten bis dahin reichen.

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