Das Warten ist für den FC Augsburg endlich vorbei. Im neunten Saisonspiel gab es nun den ersten Sieg in der Bundesliga. Der FCA gewann nach einer wahren Abwehrschlacht mit 1:0 (0:0) beim FSV Mainz 05. Für das Tor des Tages in einer dramatischen Partie sorgte Jan-Ingwer Callsen-Bracker mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 88. Minute.
FCA-Trainer Jos Luhukay hatte drei personelle Wechsel gegenüber der 0:4-Pleite in Dortmund vorgenommen. Daniel Brinkmann und Gibril Sankoh blieben draußen, Marcel de Jong fehlte sowieso verletzt, dafür rückten Akaki Gogia, Dominik Reinhardt und Sebastian Langkamp in die Startelf. Damit blieb von der Dortmunder Start-Viererkette nur Uwe Möhrle übrig. Die Intention von Trainer Luhukay war klar: Reinhardt rechts, Langkamp in der Mitte und Hajime Hosogai links sollten die brüchige Abwehr stabilisieren. Auch die Außenpositionen im Mittelfeld besetzte Luhukay neu. Gogia sollte auf der rechten Außenbahn für mehr Vorwärtsdrang sorgen wie Axel Bellinghausen auf seiner angestammten Position an der linken Außenlinie. Als Doppelsechs fungierten Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Lorenzo Davids.
Und der "Matchplan" von Luhukay ging zunächst auf. Die erste Viertelstunde tat sich auf dem Spielfeld in beiden Richtungen recht wenig. Vom Mainzer Powerfußball im eigenen Stadion war auf jeden Fall nicht viel zu sehen. Im Gegenteil. Die erste Offensivaktion setzte der FCA. In der 22. Minute legte Daniel Baier per Kopf millimetergenau auf Axel Bellinghausen zurück, der zog sofort ab, doch FSV-Torhüter Heinz Müller hielt prächtig. Das Spiel nahm an Fahrt auf.
Vier Minuten später zwang der auffälligste Mainzer Spieler, Zdenek Pospech, Jubilar Simon Jentzsch, zu einer Glanzparade. In seinem 250. Bundesligaspiel zeigte sich der FCA-Torhüter nicht nur in dieser Szene auf dem Posten. Er lenkte den Schuss des FSV-Rechtsverteidiger an die Querlatte. Dabei verletzte sich Jentzsch am linken Ringfinger.
Der FCA blieb mit seinen Nadelstichen aus einem sicheren 4-2-3-1-System gefährlich. Auch weil sich die Mannschaft in dieser Woche zusammen gesetzt hatte und dementsprechend engagiert auftrat. So wie Sascha Mölders. Die einzige FCA-Spitze musste gerade in der ersten Hälfte viel einstecken, doch in der 31.Minute entwischte er seinen Gegnern. Sein Schuss aus rund 20 Metern hielt Müller aber sicher.
Es war eine ausgeglichene Partie der beiden Teams, die bisher den eigenen Ansprüchen noch hinterhinkten. Auch die beiden Trainer schenkten sich in ihrem Engagement an der Außenlinie nichts. Sowohl der Ex-FCA-Angestellte Thomas Tuchel als auch Jos Luhukay wirkten immer wieder wild gestikulierend auf ihre Mannschaft ein.
In der 44. Minute schien es aber dann soweit. Die Mainzer Zuschauer tobten und feierten den vermeintlichen 1:0-Führungstreffer, doch Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) und sein Assistent Volker Wezel waren anderer Meinung. Fritz entschied auf Abseits. Aber nicht der vermeintliche Torschütze Nico Müller stand seiner Überzeugung nach im Abseits, sondern Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting, der den Ball in der Mitte durchgelassen hatte. Die Mainzer tobten wieder, aber diesmal vor Zorn.
Die rund 1000 mitgereisten FCA-Fans freuten sich ganz besonders. Denn nach dem vor einigen Jahren in Mainz eine Zaunfahne verlustig ging, kann man sich sowieso nicht mehr so richtig riechen. Das Fazit der ersten Halbzeit: Mainz hatte zwar 70 Prozent Ballbesitz, trotzdem spielte der FCA auf Augenhöhe mit.
Nach dem Wechsel drückten die Gastgeber noch mehr aufs Tempo und der FCA bekam langsam Probleme sich seiner Haut zu erwehren. In der 66. Minute stockte dann auch Michael Thurk auf der Haupttribüne der Atem. Der suspendierte FCA-Stürmer, der seiner Mannschaft auch diesmal, wie schon in Dortmund, die Daumen drückte, konnte sich aber entspannen. Andreas Ivanschitz, der österreichische Nationalspieler in Mainzer Diensten, verzog frei stehend aus 16 Metern.
Der FCA kam jetzt kaum mehr aus der eigenen Hälfte und während Tuchel drei Mal wechselte um den Sieg zu erzwingen, tauschte Luhukay drei Mal sein Personal, um das Unentschieden zu sichern. Es deutete alles auf ein 0:0 hin, doch diesmal hatte der FCA das Glück der Tüchtigen. In der 87. Minute schickte Axel Brinkmann Sascha Mölders auf die Reise. der steuerte alleine auf Müller zu, doch traf der FCA-Spieler nur den Pfosten. Den abprallenden Ball erkämpfte sich Axel Bellinghausen und Bo Svensson hatte nichts anderes zu tun, als Bellinghausen im FSV-Strafraum umzusensen. Zum fälligen Strafstoß trat diesmal Jan-Ingwer Callsen-Bracker an. Und der behielt die Nerven. Er schoss unhaltbar zum 1:0 (88.) ein. Die Entscheidung hatte dann Tobias Werner auf dem Fuß, doch er scheiterte an Torwart. Das hieß noch einmal drei Minuten Bangen für die FCA-Verantwortlichen, ehe Schiedsrichter Marco Fritz um 17.24 Uhr Abpfiff. Es war ein historischer Moment. Der erste Sieg des FC Augsburg in der Bundesliga stand fest.