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FCA-Trainer Jos Luhukay: Nicht immer der nette Jos

FCA-Trainer Jos Luhukay

Nicht immer der nette Jos

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    Jos Luhukay, Trainer des FC Augsburg.
    Jos Luhukay, Trainer des FC Augsburg. Foto: Fred Schöllhorn

    Augsburg - Wenn Jos Luhukay im Augsburger Stadtteil Göggingen zum Einkaufen geht, dann muss der 46-Jährige oft mehr Zeit einplanen, als ihm sein straffer Terminplan als Trainer des FC Augsburg eigentlich lässt.

    "Wenn ich da meinen Wagen schiebe, dann sprechen mich die Leute an. Das ist schön. Man merkt, dass die Menschen hinter dem FC Augsburg stehen. Sie erklären mir, wie sehr sie sich Erfolg wünschen."

    Erfolg für den FCA. Jos Luhukay soll den Zweitligisten "endlich" in die Bundesliga führen. Eigentlich hohe Ansprüche für einen Fußballverein, der erst seit drei Jahren wieder im Konzert der Großen der Branche mitspielt. Doch seit der Selfmade-Millionär Walther Seinsch 2000 das Ruder beim damals pleitegegangenen FCA übernommen hat, geht es steil bergauf. Vorläufiger Höhepunkt: Am Sonntag (13.30 Uhr) absolviert der FCA gegen RW Oberhausen sein erstes Punktspiel in der Impuls-Arena. 30 000 Zuschauern bietet das reine Fußball-Stadion im Süden der Stadt Platz. Ein Schmuckkästchen, in dem spätestens in zwei Jahren Bundesliga-Fußball gespielt werden soll. So hat es Vorstandsvorsitzender Seinsch (67) gesagt.

    Dafür hat man nun Luhukay nach Augsburg geholt. Der Holländer weiß, wie man aufsteigt. 2008 führte er Borussia Mönchengladbach nach dem Abstieg sofort wieder in die Bundesliga. Allerdings wurde er nach sechs Niederlagen in sieben Spielen im Oktober 2008 wieder entlassen. Eine persönliche Niederlage, die immer noch schmerzt. Das war ihm gestern beim Besuch in der Redaktion unserer Zeitung deutlich anzumerken. "Ich war stolz, in Gladbach arbeiten zu dürfen."

    Jetzt also Augsburg. Man muss die persönliche Geschichte von Luhukay betrachten, um zu erahnen, was für ein Schritt dies für ihn gewesen sein muss. Luhukay, dessen Vater von den Molukken stammt, trennte sich erstmals von seiner Familie. Bisher gelang es ihm, trotz seiner Karriere als Spieler und Trainer, nie von seinem Geburtsort Venlo wegziehen zu müssen. Der zweifache Familienvater sagt: "Ich brauche die Nähe meiner Familie, um mich wohl zu fühlen. Deshalb habe ich nicht jedes Angebot angenommen, nur um irgendwo Trainer sein zu können."

    Das Gesamtpaket Augsburg hat ihn aber überzeugt. "Ich glaube, dieser Verein steht noch am Anfang." Luhukay möchte am Aufschwung mitarbeiten. Sein Vertrag läuft vorerst über zwei Jahre. "Ich hätte auch länger unterschreiben können." Das wollte er im hektischen Tagesgeschäft Fußball nicht. Allerdings, nur eine Durchgangsstation soll der FCA für ihn nicht bleiben: "Ich will hier nicht zwei Jahre lang im neuen Stadion etwas aufbauen, damit dann ein anderer die Früchte erntet."

    Deutliche Worte, die zeigen, dass Luhukay nicht immer der nette Jos ist. Er will den FCA mittelfristig in die Bundesliga führen. Dieses Ziel verfolgt er konsequent. Da sagte er in Dillingen wenige Minuten vor dem Anpfiff ein Testspiel ab, weil ihm die Verletzungsgefahr für seine Spieler auf dem Platz zu hoch war.

    Er will taktisch flexiblen und temporeichen Offensivfußball spielen lassen. Danach hat er seinen Kader ausgerichtet. Doch zuletzt musste er mit den Verletzungen von Otar Khizaneishvili und Goran Sukalo zwei schwere Rückschläge hinnehmen. Aber auch der Ausfall von Nachwuchsstürmer Stephan Hain brachte seine Planungen durcheinander: "Stephan hatte in den ersten drei Wochen die Nase absolut vorne mit Michael Thurk."

    Die Personalie Hain ist auch ein Beispiel dafür, dass für Luhukay nur die Mannschaft zählt, keine Namen. Der Youngster hätte gestandene Profis wie Edmond Kapllani und Imre Szabics ausgestochen. Wer sich dem Kollektiv nicht unterordnet, bekommt den harten Luhukay zu spüren: "Ich bin nicht der Freund der Spieler. Das möchte ich auch nicht sein." Aber er ist ein Freund der offenen Worte: "Ich will ehrlich und fair sein."

    Im Gegenzug stellt er sich aber bedingungslos vor seine Mannschaft. So wie am Wochenende bei der 1:3-Auftaktniederlage bei Energie Cottbus. Er bittet um Geduld, auch wenn er weiß, dass es diese heutzutage kaum mehr gibt: "Die Hälfte der Mannschaft ist neu. Wir brauchen Zeit. Auf Dauer wird das Team seine Qualität unter Beweis stellen."

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