Hinter Marvin Friedrich liegt ein aufregender Donnerstagabend. Relegation. Erste gegen zweite Liga. VfB Stuttgart gegen Union Berlin. Und Friedrich mittendrin. An drei von vier Toren war der 23-Jährige beim zwischendurch turbulenten 2:2 direkt beteiligt. Während er bei den Gegentreffern der Stuttgarter Gentner und Gomez eine unglückliche Figur abgab, nährte Friedrich mit seinem Kopfballtreffer zum Endstand die Hoffnungen der Berliner, erstmals in die Fußball-Bundesliga aufzusteigen.
Am Montag fällt in Berlin die Entscheidung (20.30 Uhr). Für Friedrich wäre das Erreichen der Erstklassigkeit der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere. Diese hat spät Fahrt aufgenommen, eigentlich erst mit dem Wechsel zu Berlin vor knapp eineinhalb Jahren.
Verletzungen warfen Marvin Friedrich beim FC Augsburg zurück
Als 18-Jähriger debütierte Friedrich für Schalke 04 in der Bundesliga und Champions League. Er galt als großes Abwehrtalent mit großer Zukunft. Weil ihm in Gelsenkirchen der Durchbruch jedoch verwehrt blieb, versuchte er bei einem anderen Verein in der Bundesliga Fuß zu fassen. Für eine geschätzte Ablösesumme in Höhe von einer Million Euro verpflichtete der FC Augsburg im Sommer 2016 den schlaksigen Abwehrspieler.
Doch auch dort etablierte er sich nicht im Bundesligakader, stattdessen warfen ihn Verletzungen zurück. Ein Beckenschiefstand wirkte sich in Form einer Schambeinentzündung aus. In der Bundesliga lief Friedrich nie für den FCA auf, in der viertklassigen Regionalliga verstärkte er die U23. Friedrichs Ansprüchen entsprach diese Entwicklung, die einem Rückschritt gleichkam, nicht.
Im Januar 2018 folgte der Wechsel zum Zweitligisten Union Berlin, zunächst auf Leihbasis. Und Friedrich spielte, war von jetzt auf gleich Stammkraft und half mit, den Ligaverbleib zu sichern. Im Spielaufbau wirkte er sicher, er entschied Zweikämpfe für sich und übernahm zusehends Verantwortung. Berlin und Augsburg einigten sich, Friedrich wechselte im Sommer dauerhaft zum Zweitligisten. Statt gegen den Abstieg spielte Friedrich nun um den Aufstieg, für ihn persönlich lief es immer besser. "Ich spiele viel, kann der Mannschaft helfen und fühle mich sehr wohl“, erklärte Friedrich im Herbst dem Tagesspiegel.
FCA ist die positive Entwicklung nicht verborgen geblieben
Friedrich, geboren in Kassel und öffentlich ein zurückhaltender Mensch, blühte in Berlin auf. Bestärkt durch das Gefühl, wichtiger Bestandteil einer Mannschaft zu sein. In allen Liga- und Pokalspielen stand der Abwehrspieler über die volle Distanz auf dem Rasen. Seinem ehemaligen Verein FC Augsburg ist diese positive Entwicklung nicht verborgen geblieben. Und er hat vorgesorgt.
Beim Wechsel im Sommer ließ sich der FCA vertraglich eine Rückkaufoption zusichern, die in diesem Sommer greifen würde. In einem Gespräch mit unserer Redaktion bestätigte FCA-Trainer Martin Schmidt, dass Friedrich in den personellen Überlegungen eine Rolle spielt. „Das ist ein Spieler, über den wir uns intern sicherlich Gedanken machen", betonte Schmidt.
Fraglich bleibt, ob sich Friedrich auf eine Rückkehr nach Augsburg einlassen würde. In Berlin hat er sich etabliert, ist anerkannt und wird wertgeschätzt. In Augsburg müsste er sich mit Jeffrey Gouweleeuw, Kevin Danso, voraussichtlich Reece Oxford und vielleicht auch dem Allesspieler Rani Khedira um einen Platz in der Innenverteidigung streiten.
Dazu passt, dass Friedrich vor einigen Wochen deutlich gemacht hat, nicht nach Augsburg zurückkehren zu wollen. Auch wenn damals noch Manuel Baum als Trainer tätig war.