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FCA-Gegner: Ein Fußballverrückter soll Mainz wieder in die Spur bringen

FCA-Gegner

Ein Fußballverrückter soll Mainz wieder in die Spur bringen

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    Martin Schmidt ist Trainer in Mainz.
    Martin Schmidt ist Trainer in Mainz. Foto: Uwe Anspach (dpa)

    Als Martin Schmidt im vergangenen Sommer schon einmal ziemlich weit oben auf der Liste der Nachfolger für den zurückgetretenen Thomas Tuchel stand, lief er mit seiner Freundin einem Videojockey über den Weg, der just zum Thema Tuchel eine Straßenumfrage machte. Schmidt spielte den verliebten Gockel, narrte den vermeintlichen 05-Insider und entkam unerkannt. Das ist der Spaßvogel Martin Schmidt.

    Als der neue Trainer des Fußball-Bundesligisten im Januar vom überraschenden Tod des jahrzehntelangen Vereinsmitarbeiters Heinz Bender erfuhr, war er noch einen Tag später mit rotgeränderten Augen vollkommen durch den Wind. Das ist der Gefühlsmensch Martin Schmidt. Dazu käme dann noch der gelernte Automechaniker, der in der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft schraubte, der Extremskifahrer, der stille Teilhaber eines Modeladens, der Lebemann mit der halb so alten Model-Freundin.

    Im Sommer bekam Hjulmand den Vorzug vor Schmidt 

    Vor allem ist Schmidt allerdings ein Fußballverrückter – im positiven Sinn. Einer, der sich von inzwischen sieben Kreuzbandrissen zwar in seiner Spielerkarriere stoppen ließ, der aber dann nach vielen Umwegen für sich selbst beschloss: Ich will Fußballtrainer werden. Dass er seine Uefa-Pro-Lizenz erst im Alter von 47 Jahren ablegte, ist seiner bewegten Vita geschuldet. Und er weiß, was passiert wäre, hätte ihn nicht Thomas Tuchel bei einem Jugendturnier in der Schweiz kennengelernt.

    Tuchel war damals noch A- Jugend-Trainer und schlug dann zwei Jahre später, als er zum Chefcoach aufgestiegen war und bei der Mainzer U23 ein neuer Trainer gesucht wurde, den Walliser vor. Schmidt ging die Aufgabe an wie alles, was er macht: mit 120 Prozent. Er war nebenbei, wann immer es möglich war, bei den Einheiten der Profis dabei und sog alles, was er von seinem Vorbild Tuchel lernen konnte, wie ein Schwamm auf. Spätestens als er mit der im Jahr zuvor fast abgestiegenen U23 der Mainzer den Sprung in die dritte Liga schaffte, hatte sich der Schweizer auch im Verein eine Position erarbeitet, die ihn irgendeinmal zum Mainzer Cheftrainer würde machen können.

    Im Sommer entschied sich der Mainzer Manager Christian Heidel noch gegen den Schweizer und für Kasper Hjulmand. Doch die offene Art, mit der Heidel damals kommunizierte, dass nur mit dem Dänen und Schmidt verhandelt worden sei, machten den 47-Jährigen schon damals zum Nachfolgekandidaten. Hjulmand und Schmidt sind sich in einigen Bereichen sehr ähnlich. Sie sind Datenfetischisten und fleißige Arbeiter.

    Schmidt steht auf Pressing- und Konterfußball

    Alleine die Fußballphilosophie unterscheidet sie. Während sich Schmidt der Pressing- und Konterphilosophie verpflichtet sieht, ist Hjulmand Ballbesitz-Verfechter. Was zur Folge hat, dass unter Schmidt Fußball wieder zum Spektakel wird, die Mannschaft selbst nach Niederlagen wie in Hoffenheim für ihre Art zu spielen mit Applaus bedacht wird.

    Aber im Gegensatz zum langjährigen Mainzer Trainer Tuchel fühlt sich Schmidt nicht nur auf dem Fußballplatz wohl, sondern ist auch kommunikativ und kontaktfreudig. Nimmt sich lange Zeit, über Fußball zu diskutieren, sieht Medien- oder PR-Termine nicht als lästige Pflicht an, sondern genießt sie. Während Familienvater Tuchel sich zu Hause versteckte, sitzt Schmidt in Cafés und frönt seiner Leidenschaft – dem Zeitunglesen.

    Ganz so ungestört wie noch vor einigen Wochen kann er seinem Hobby nicht mehr nachgehen, und vermutlich würde heute auch der Videojockey den langhaarigen Bartträger erkennen.

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