Markus Weinzerl schlenderte am Samstag mit nachdenklichem Gesicht und gesenktem Kopf über das Spielfeld im Donauwörther Stadion Richtung Haupttribüne. Gerade hatte seine Mannschaft mit 1:2 den Test gegen den Zweitligisten 1. FC Heidenheim verloren, darum sah der Trainer des FC Augsburg richtig unglücklich aus. Es war die vierte Niederlage in Folge.
Eigentlich wollte der Bundesligist die Länderspielpause nützen, um Selbstvertrauen zu tanken, um den Motor nach dem Stotterstart wieder auf Touren zu bringen. Doch das klappte wieder nicht. Sechs Nationalspieler sind teilweise bis Donnerstag unterwegs, fehlen im Training und im Spiel. Und die Profis, die da waren, nutzten ihre Chance nicht wirklich. Weinzierl grübelte.
Es gibt noch viele Baustellen beim FCA
Jedes verlorene Spiel hat seine eigene Geschichte, doch die Summe der Negativerlebnisse in den ersten Wochen der Saison zeigen: es gibt noch viele Baustellen. Tragende Säulen des Spiels wie Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Tobias Werner, Halil Altintop oder Daniel Baier wackeln, sind noch ein gutes Stück vom Niveau der Vorsaison entfernt. Auch weil sich die Gegner auf die FCA-Spielweise eingestellt haben.
Die Neuzugänge wie Tim Matavz, Shawn Parker oder Abdul Rahman Baba haben den Stil, die Abläufe und die Laufwege noch nicht so verinnerlicht, wie es für das auf Pressing ausgerichtete Spiel notwendig ist. Dazu kommt Verletzungspech (Alexander Esswein, Jan Moravek). Und darum hat Weinzierl auch noch nicht die richtige Mischung im Team gefunden.
Als Weinzierl die Tribüne erreicht hatte, lächelte er schon wieder, schrieb Autogramme, posierte für Erinnerungsbilder. Auch bei der Spiel-Analyse versuchte er das Positive („Wir haben gefightet und der Wille war da.“) wieder nach vorne zu rücken. Weinzierl kritisiert lieber hinter verschlossener Tür.
Andere nicht. So nahm Alexander Manninger, 37, seine Mitspieler am Samstag energisch in die Pflicht. Der Ersatztorhüter vermisst die letzte Hingabe bei seinen Kollegen. „Es muss jeder sich jetzt selbst an der Nase nehmen und fragen, ist es genug? Mir kommt es so vor, dass einige nicht alles für den Verein tun.“ Mit 20 Jahren Berufserfahrung erkennt Manninger gefährliche Strömungen. Der Torhüter, derzeit Nummer zwei hinter Marwin Hitz, sorgt sich um den FCA.
Manninger in Autounfall verwickelt
Weinzierl will öffentlich nicht viel dazu sagen: „Wir reden darüber intern. Alex ist aber ein gestandener Profi, dessen Wort sehr viel zählt.“ Im Kern der Kritik gibt Weinzierl Manninger durchaus recht: „Jeden Spieler muss man einzeln bewerten, aber vielleicht trifft es auf den einen oder anderen zu, dass er gemeint hat, nach Platz acht geht es einfach so weiter. Aber es geht überhaupt nichts von alleine. Wir müssen uns alles hart erarbeiten.“ Hart arbeiten, dies ist auch die Forderung von Manager Stefan Reuter. „Manninger will wachrütteln und das steht ihm auch zu. Bei uns muss jeder noch ein paar Prozent draufpacken.“
Am Dienstag konnte Manninger nicht mit gutem Beispiel vorangehen. Er war in einen Autounfall (nur Blechschaden) verwickelt und verpasste dadurch das Training.
Noch ist genug Zeit. Doch mit jedem Spieltag ohne Erfolgserlebnis wird der Druck größer, sinkt das Selbstvertrauen noch mehr. Deshalb will Manager Reuter am Sonntag (15.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt eine Reaktion sehen. So wie in den letzten 20 Minuten gegen Dortmund. Der Weltmeister von 1990 weiß, dass diese Partie für die nächsten Wochen wegweisend sein wird. Sein Rezept gegen die aufflackernde Mini-Krise: „Wir wollen den Kasten sauber halten und unsere Fehler abstellen. Ich wäre auch mit einem Unentschieden zufrieden.“
Das sind die nächsten FCA-Spiele:
Eintracht Frankfurt – FCA: Sonntag, 14. September, 15.30 Uhr
FCA – Werder Bremen: Samstag, 20. September, 15.30 Uhr
Bayer Leverkusen – FCA: Mittwoch, 24. Sept., 20 Uhr
FCA – Hertha BSC: Sonntag, 28. September, 15.30 Uhr
VfL Wolfsburg – FCA: Sonntag 5. Oktober, 15.30 Uhr
FSV Mainz 05 – FCA: Samstag, 18. Oktober, 15.30 Uhr
FCA – SC Freiburg: Samstag, 25. Oktober, 15.30 Uhr