Es war der 3. Februar 2021, als in der Kanzlei des Münchener Notars Dr. Sebastian Frank der Einstieg von David S. Blitzer als neuer Mitgesellschafter in der Hofmann Investoren GmbH und damit indirekt beim Bundesligisten FC Augsburg besiegelt wurde. Denn mit seiner Investoren GmbH hält FCA-Präsident Klaus Hofmann über 99 Prozent der Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA, in dem die Profi-Abteilung des FCA ausgegliedert ist. Am Montag, knapp zweieinhalb Monate später, informierte nun FCA-Präsident Klaus Hofmann die 19.565 Mitglieder des FC Augsburg mit einem Brief, der auch über die sozialen Medien und die Vereinshomepage verbreitet wurde, über den Einstieg des US-Investors, den Hofmann selbst als „Partner“ bezeichnet.
FCA-Chef Klaus Hofmann kann Ärger der Mitglieder nachvollziehen
Darin betonte der FCA-Chef, dass er durchaus nachvollziehen könne, dass sich Mitglieder bei der für den FCA gravierenden personellen Änderung im Investorenbereich „nicht ausreichend mitgenommen gefühlt haben“. Denn als Erstes machte die Ultragruppierung Legio Augusta den Deal öffentlich. „Wenn wir die Vorgehensweise heute nochmals entscheiden müssten, so würden wir diese sicherlich anders wählen und direkt nach der internen Kommunikation die Öffentlichkeit darüber informieren“, schreibt Hofmann und fügt an: „Das werden wir in Zukunft in unsere Kommunikationsstrategie aufnehmen.“ Der FCA hätte lieber noch die sportlich wichtige Englische Woche abgewartet, um die Personalie kundzutun, um Ruhe im Abstiegskampf zu haben.
Damit war es aber vorbei. Denn ein Teil der Anhänger des FC Augsburg befürchtet, dass mit dem Multimillionär Blitzer ein Anteilseigner ins FCA-Boot geholt wurde, der es vielleicht auf einen schnellen Spekulationsgewinn abgesehen hat oder den FCA durch die Hintertüre übernehmen will.
FCA-Chef Klaus Hofmann versucht, Ängste zu zerstreuen
Diese Ängste versuchten Hofmann und Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll bereits im Exklusiv-Interview mit unserer Redaktion zu zerstreuen, und Hofmann tut es jetzt im Brief an die Mitglieder noch einmal. Blitzer wurde eine Beteiligung angeboten, weil die wirtschaftliche Stabilität des FCA während der Corona-Pandemie (bisher Umsatzeinbußen in Höhe von 35 Millionen Euro) „auch Kerben bekommen hat, die wir spüren“. Zudem habe sich der finanzielle Wettbewerb in der Liga verschärft. Da nun zwei Gesellschafter (Detlef Dinsel und Marcus Höfl) ausscheiden wollten, habe man sich für den Einstieg der Bolt Holding entschieden.
FC Augsburg: Hofmann kennt David Blitzer seit 20 Jahren
Hofmann, Vorstandsvorsitzender und Miteigentümer von Minimax Viking, eines der größten Brandschutzunternehmen der Welt (Umsatz 2020 1,7 Milliarden Euro, 9000 Mitarbeiter), kennt Blitzer schon seit über 20 Jahren. „David Blitzer hat große Erfahrungen im Sport als Minderheitsgesellschafter und eine enorme Sportbegeisterung. Wir haben geschäftlich schon lange miteinander zu tun. Aber beim FCA beteiligt er sich aus seinem Privatvermögen, wie auch bei seinen anderen Sportaktivitäten. Ihn dabei zu haben, auch vor dem Hintergrund der Internationalisierung, ist viel wert.“
Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit Florian Niederlechner von September 2020 an:
Blitzer erwarb mit der Bolt Holdings 45 Prozent der Anteile an der Hofmann Investoren GmbH, Hofmann hält rund 30 Prozent der Anteile, ist aber der einzige Geschäftsführer. „Ich hatte in der Hofmann Investoren GmbH in der Vergangenheit die Entscheidungshoheit und werde diese auch künftig haben. Ich habe keinen einzigen Anteil verkauft und werde das auch nicht tun“, verspricht Hofmann, der als Präsident des Vereins und starker Mann der Investoren GmbH weiter alle Fäden in der Hand hält.
Direkte finanzielle Auswirkungen auf die KGaA hat der Einstieg des 51-jährigen Blitzer vorerst keine. Dort gehören seit Jahren 8,2 Millionen Anteile der Hofmann Investoren GmbH, 50.000 dem FCA e.V., der über die FCA-Beteiligungs GmbH in der KGaA das Sagen hat. Diese Ämterkombination, die unter den Teilen der Fans und Mitglieder des FCA kritisch gesehen wird, war bisher nicht zum Schaden. Dieses Konstrukt gibt es schon seit dem Einstieg von Walther Seinsch als Investor. 2005 stimmten die Mitglieder der Ausgliederung der Profi-Mannschaft und der Überschreibung der KGaA-Anteile an Seinsch zu. 2015 übernahm dann Hofmann die Anteile von Seinsch. Seitdem schrieb der FCA bis zur Corona-Krise nur schwarze Zahlen. Und von diesem Finanzpolster profitierte der FCA auch während der Pandemie-Zeiten. Jetzt holte sich Hofmann aber mit dem US-Investor einen zusätzlichen finanzstarken Partner ins Boot.
Die Gründe, die Blitzer zum FCA-Einstieg bewogen haben, bleibe vorerst unklar. Eine Interview-Anfrage an den neuen Mitgesellschafter wurde über die FCA-Pressestelle abgelehnt. Er halte sich im Hintergrund, hieß es in der Antwort-Mail.
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